Amalienbad: Hallenbad als soziale Maßnahme

Das Bad in Favoriten setzte neue Standards der Badekultur: In seinem Buch „Das Wienjuwel Amalienbad“ zeigt Gerhard Hofer wie das Bad Wien geprägt und welche historische Bedeutung es hat - es war eines der größten Hallenbäder Europas.

Das Amalienbad ist ein Symbol für das Rote Wien. Mit einer Bauzeit von drei Jahren wurde es zwischen 1923 und 1926 errichtet. Rund 1.300 Badegäste konnte das Bad gleichzeitig fassen. Eine Besonderheit der Badeanstalt war die eigene „Kurabteilung“. In einem städtischen Bad hatte es das bis dahin nicht gegeben. Das Amalienbad „war eines der größten Hallenbäder Europas“, so Gerhard Hofer.

Luxus für die Arbeiterklasse

Unter den damaligen Bürgermeistern Jakob Reumann, der im November 1923 zurücktrat, und Karl Seitz (beide SPÖ) wurde die Badeanstalt errichtet. „Das war eine bewusste arbeitspolitische Maßnahme und man hat eine Riesenbaustelle geschaffen, damit man vielen Menschen auch Arbeit geben kann“, so Hofer. In den Bau wurden rund zehn Millionen Schilling investiert - in einer Zeit, wo sich die Stadt in einer wirtschaftlichen Krise befand.

Die Architektur des Bades war für die damalige Zeit sehr modern, etwa durch ein Glasdach oder die aufwendig gestaltete Keramikverfliesung. Das Amalienbad hatte eine eigene Kurabteilung mit Sole- oder Schlammbädern und eigenen Massagesalons. Die Arbeiterinnen und Arbeiter konnten zudem auch der Sauna einen Besuch abstatten. „Das war natürlich schon ein fast ironischer Wendepunkt, dass plötzlich Arbeiter eingeladen werden zu Schwitzen, aber nicht bei der Arbeit, sondern beim Vergnügen“, so Hofer.

Amalienbad

APA/ROLAND SCHLAGER

Erholung im Saunabereich

Der damalige Stadtrat Franz Siegel (SPÖ) nannte das Bad „das Symbol des Aufstiegs der Arbeiterklasse zu neuer Kultur.“ Die arbeitende Bevölkerung hatte so einen Ort, an dem sie sich entspannen konnte. Es wurde mit großem Erfolg von den Wienerinnen und Wienern angenommen: „Das war schon in den ersten Jahren so, dass hier Rekordbesuche waren“, so Gerhard Hofer. Mehr als 1,1 Millionen Badegäste besuchten im ersten Jahr nach der Eröffnung das Amalienbad. Heute verzeichnet das Amalienbad um die 200.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr.

Gemeinderatsabgeordnete als Namensgeberin

Benannt wurde das Bad nach der ersten Abgeordneten aus Favoriten im Wiener Gemeinderat, Amalie Pölzer. Als Favoritenerin sorgte sie sich auch um die sozialen Anliegen im Bezirk: So war sie Vorsitzende des Fürsorgevereins „Societas“ oder gründete zusammen mit Adelheid Popp den „Lese -und Diskutierklub Libertas“.

Buchhinweis

Gerhard Hofer: Das Wienjuwel Amalienbad, 160 Seiten, 24,90 Euro. Erhältlich nur direkt im Amalienbad.

Die Benennung nach einer bürgerlichen Person war jedoch unüblich, denn damals wurden die Bäder eher nach Göttinnen benannt. „Man nannte das Bad Amalienbad, wo viele ursprünglich geglaubt haben, das ist auch irgendeine Göttin“, so Hofer.

Neben der Errichtung von Bädern steht natürlich „der Wohnbau, für den das Rote Wien auch sehr bekannt ist,“ so Hofer. Immerhin gab es zur damaligen Zeit eine Wohnungsknappheit. Eine eigene Dusche in den vier Wänden war keine Selbstverständlichkeit.

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