Aus für den Life Ball: Enttäuschte Reaktionen

Nach dem angekündeten Aus des Life Balls werden der Aidshilfe Wien künftig bis zu 200.000 Euro an Spendengeldern fehlen. Enttäuscht über das Aus des Life Balls zeigten sich unter anderen die Stadt Wien und Conchita.

„Es gibt niemand, der so viel für das Thema gemacht hat, wie Gery Keszler. Sogar Sportveranstaltungen finden große Sponsoren“, sagte der Obmann der Aidshilfe Wien, Wolfgang Wilhelm. Die 200.000 Euro pro Jahr wurde dafür eingesetzt, unmittelbar in Not geratene HIV-Patienten zu unterstützen sowie Therapielücken zu schließen. „Dies können wir jetzt nicht mehr bezahlen und wissen auch noch nicht, wie wir diese Mittel ersetzen können“, sagte Wilhelm.

Aids-Hilfe: Appell an Politik

Die Wiener Aids-Hilfe richtet einen dringenden Appell an die Politik.

Das Aus sei auch deshalb so bitter, weil das Ziel, Aids bis 2030 völlig auszurotten, erreichbar scheint. „Es bräuchte da aber eine verstärkte Anstrengung“, so der Obmann. Persönlich dankte er Keszler, für seine „marathonartige Mega-Leistung“. Das Aus für den Life Ball stellt die Klienten der Aidshilfe Steiermark offenbar bereits vor eine schwierige Situation, wie Geschäftsführer Manfred Rupp am Freitag sagte.

Conchita: „Wird immer ganz nah am Herzen bleiben“

Song-Contest-Gewinnerin Conchita bedankte sich beim Life-Ball-Team für „26 Jahre Bewusstseinsbildung und Spendengelder für ein wichtiges Thema, für die direkte Unterstützung dringend benötigter Projekte auf der ganzen Welt, für die Wegbereitung zu Entstigmatisierung“. „Danke für alles, was Ihr getan habt, um unsere Stadt Wien zu einem besseren Ort zu machen“, schrieb die Sängerin auf Facebook.

Sie selbst habe „unzählige schöne Erinnerungen“ gesammelt, die Veranstaltung „wird mir immer ganz nah am Herzen bleiben“, postete Conchita. „Auf einen unvergesslichen Life Ball 2019!“, schrieb die Künstlerin.

Stadt Wien dankt Keszler

Auch die Stadt Wien dankte Keszler. Dieser habe das Bild Wiens als Stadt der Toleranz und Weltoffenheit hinausgetragen, hieß es in einer Aussendung. „Die Nachricht, dass der Life Ball 2019 der letzte sein wird, stimmt mich traurig“, zeigte sich Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) über das Aus wenig erfreut.

Alfons Haider: „Life Ball wird nie zu Grabe getragen“

„Der Life Ball wird nie zu Grabe getragen werden, weil die hunderttausenden Kinder, die in Asien und in Afrika weiterleben, da lebt der Wiener Life Ball weiter“, sagte Alfons Haider, der von Anfang an am Life Ball zu Gast war. „Und es gibt keine Auszeichnung, die die Republik Österreich dem Gery Keszler geben könnte. Er hat mehr getan für das Wohl und die Freiheit vieler, vieler hunderttausender Österreicherinnen und Österreicher, als so mancher, der sich dazu berufen fühlt“, so Haider.

Chris Lohner: „Genau der richtige Moment“

„Wenn die wichtigsten Leute abspringen oder kein Geld mehr in die Hand nehmen können oder wollen, dann hat er völlig recht“, zeigte Chris Lohner im „Wien heute“-Interview Verständnis für Keszlers Entscheidung. Sie sei nicht überrascht. Es sei „genau der richtige Moment“, so Lohner, die von Anfang an als Mitarbeiterin des Charity-Events dabei war. Lediglich Ballgast sei sie nie gewesen. „Life Ball ist Gery“, verneinte Lohner die Frage, ob es vielleicht einen Nachfolger für Keszler gebe.

Promis zum Ende des Life Balls

Viele Promis wie Dagmar Koller, Chris Lohner oder auch Alfons Haider waren praktisch von Anfang an dabei. Sie alle bedauern das Ende des Life Balls.

Schäfer-Elmayer: „Von vielen im Stich gelassen“

Keszler werde „von vielen Leuten unter Druck gesetzt und im Stich gelassen“, sagte Tanzschulbetreiber Thomas Schäfer-Elmayer, der seit 2009 die Life-Ball-Eröffnung mit dem Auftritt der Debütantinnen und Debütanten mitgestaltete. Er könne es kaum glauben und findet es sehr schade, dass der Life Ball aufhören müsse, so Schäfer-Elmayer im „Wien heute“-Interview.

Es war Dagmar Kollers Mann, der damalige Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ), der Gerry Keszler und dem Life Ball die Rathaustüren geöffnet hat. Koller war seither jedes Jahr dabei. „Ich verstehe, dass er müde geworden ist... Aber das hätte man doch übergeben können, meiner Ansicht nach, an eine junge Generation“, meint Koller gegenüber dem ORF.

„Großes Bedauern“ beim Wien-Tourismus

Der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner nahm das Aus für den Life Ball mit „großem Bedauern" zur Kenntnis. „Auch für den Tourismus hat die leuchtstarke Veranstaltung Bedeutung. Gery Keszlers Lebenswerk wird das Image der Stadt über Bestehen des Balls hinaus positiv prägen. Der WienTourismus war viele Jahre lang stolzer Partner des Life Ball und wird ihn vermissen“, so Kettner.

Wie viele Nächtigungen der Ball generiert habe, könne man nicht sagen, erklärte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Direkte touristische Auswirkungen seien jedoch nicht zu erwarten, hieß es. Allerdings sei vor allem die Medienpräsenz enorm gewesen. 500 Medienvertreter und rund 60 TV-Teams hätten das Bild Wiens als kosmopolitische Metropole verbreitet: „Der Life Ball hat den Scheinwerfer auf Wien gerichtet.“

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