Sprungbrett in die Wissenschaft

Nicht der Konkurrenzdruck steht im Vordergrund, sondern der Spaß an der Wissenschaft. Begabtenbewerbe wie die Chemie- oder Mathematik-Olympiade fördern Schülerinnen und Schüler mit besonderen Interessen.

Silbermedaille bei der 53. Internationalen Mendeleev Olympiade in Chemie, eine Bronzemedaille bei der EGMO: Magdalena Lederbauer (Sir Karl Popper Schule) und Nina Mitrovic (BRG Wien 19, Krottenbachstraße) haben schon viel erreicht. Während ein Lehrer Magdalena für die Chemie begeistert hat, kommt das Mathematik-Talent von Nina aus der Familie. Da es an ihrer Schule keine Angebote zur Mathematik-Olympiade gibt, besucht sie den Vorbereitungskurs „Mathematik macht Freu(n)de“ an der Universität Wien. Trotz unterschiedlicher Richtungen haben beide eines gemeinsam: ihre Leidenschaft und Motivation für die Wissenschaft.

Erfolgsrezept für Chemie

"Chemie ist für mich wie kochen, nur dass man das Endergebnis nicht essen sollte und ich koche sehr gerne“, lacht Magdalena. Seit der 5. Klasse steht die 17-Jährige im Labor. "Ich habe davor nie gedacht, dass ich mit Chemie irgendwas am Hut hätte.“ Ohne ihren Lehrer hätte sie ihre Leidenschaft für Chemie nicht entdeckt: "Hätte mich niemand angesprochen, hätte ich das nie in Erwägung gezogen“. Gleich beim ersten Mal konnte sie sich beim Bundeswettbewerb für die Internationale Chemieolympiade qualifizieren - das hat es bis dahin nicht gegeben.

Während die einzelnen Qualifikationsrunden mit zwei bis drei Stunden und einen Tag vergleichsweise kurz waren, nahm der Bundeswettbewerb gut zweieinhalb Wochen in Anspruch. Als „schulbezogene Veranstaltung“ waren die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler von der Schule freigestellt. Täglich wurden am Vormittag Vorträge gehalten, die am Nachmittag durch praktische Einheiten abgelöst wurden, "wo man dann eben das trainiert, was relevant ist für den Bewerb.“ Die Qualifikationsprüfung bestand aus einer theoretischen und einer praktischen Prüfung. Beide dauerten jeweils fünf Stunden.

Heuer nahm Österreich zum ersten Mal an der Internationalen Mendeleev Olympiade teil. Dieser Bewerb dauert drei Halbtage. „Die Aufgaben sind schwieriger und komplizierter“, sagt Magdalena. Die Teilnehmer müssen zwei Theorieklausuren und eine Praktische Klausur mit jeweils fünf Stunden absolvieren. Magdalena erzielte mit dem 32. Platz eine Silbermedaille.

Magdalena Lederbauer im Labor

Magdalena Lederbauer

Magdalena Lederbauer im Labor

„Es gibt nur ein richtiges Ergebnis“

„Ich mag Mathematik. Es ist lustig. Es ist interessant", sagt Nina Mitrovic. Mit neun Jahren hat sie begonnen an Mathematik-Wettbewerben teilzunehmen. An der Fakultät für Mathematik besucht sie am Freitagnachmittag den Vorbereitungskurs. Was sie an der Mathematik besonders mag: "Es gibt nur ein richtiges Ergebnis. Es können nicht zwei Ergebnisse richtig sein.“

Bis zur Qualifikation für die Internationale Mathematik-Olympiade gibt es viele Hürden zu nehmen: Kurswettbewerb, Regionalwettbewerb und einen zweiteiligen Bundeswettbewerb. Während der erste Teil viereinhalb Stunden dauert, sind es beim zweiten Teil neun Stunden über zwei Tage aufgeteilt. „Es gibt nur drei Aufgaben, aber die sind wirklich schwierig. Eineinhalb Stunden pro Aufgabe ist nicht sehr viel", so Nina.

Die Internationale Mathematik-Olympiade dauert mit sieben Tagen am längsten. Nina: „Der Wettbewerb ist nur an zwei Tagen. Die ersten Tage können wir miteinander reden. Wir haben viele Aktivitäten, die wir zusammen machen.“ Der Bewerb ist in zwei Teile aufgeteilt, „die an zwei aufeinander folgenden Tagen stattfinden“, so Michael Eichmair, Professor der Uni Wien. Für Nina steht aber nicht der Wettbewerb an erster Stelle: „Mathematik ist einfach lustig für mich. Ich würde es immer machen, sogar, wenn es keinen Wettbewerb gibt.“

Nina

Mathematik macht Freu(n)de

Nina Mitrovic ist in Montenegro aufgewachsen und vertritt Österreich bei der Internationalen Mathematik-Olympiade

Spaß an der Sache statt Druck

In einer Wettbewerbssituation ist natürlich auch der Druck enorm. Davon lassen sich Nina und Magdalena aber nicht einschüchtern. „Ich bin nicht dazu bereit, mich davon negativ beeinflussen zulassen, weil bei mir die positive Erfahrung des ganzen Erlebnisses im Vordergrund steht“, sagt Magdalena. Für beide Frauen stehen Spaß und Begeisterung für ihr Fach im Vordergrund. „Ich meine ich werde natürlich sehr enttäuscht sein, wenn ich keine Medaille gewinnen würde, aber es wäre nicht das Ende der Welt, sondern ich meine, wenn ich Spaß hatte, dann ist es egal“, betont Nina.

Den Ehrgeiz der Eltern und der Trainer betrachtet Michael Eichmair mit Sorge. „Es kann nicht sein, dass irgendjemand seine eigenen Ambitionen sozusagen über die Kinder zu realisieren versucht.“ Für ihn ist der behutsame Umgang und die Förderung der Schülerinnen und Schülern wichtig. „Aber ich finde es einfach auch ganz wichtig, dass es mehr Angebote gibt, um der Leidenschaft zum Beispiel für Mathematik nachzugeben und auch gerecht zu werden.“

Magdalena hat vor, sich auch im Studium der Chemie zu widmen. Nur eine von vielen, für die Begabtenbewerbe zum Sprungbrett in die Wissenschaft werden.

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