„Die möwe“ schützt Kinder seit 30 Jahren

Kinder vor Gewalt und deren Folgen zu schützen: Das hat sich der Verein „die möwe“ zur Aufgabe gemacht. Seit 30 Jahren betreut er jährlich bis zu 4.000 Kinder in sechs Zentren in Wien und Niederösterreich.

1989 wurde Gewalt an Kindern verboten, die UNO-Kinderrechtskonvention ratifiziert und die Kinder- und Jugendanwaltschaft eingeführt. In Wien gründeten mehrere Frauen, die als Kinder missbraucht worden waren, den gemeinnützigen Verein „die möwe“. Das, was ihnen passiert war, sollte keinem Kind mehr passieren. Vielmehr sollten sie eine Anlaufstelle haben, wo sie rasche Hilfe bekommen, sagte Geschäftsführerin Hedwig Wölfl.

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Kinderschutz heißt, Verborgenes sichtbar zu machen

Von der Gründung an thematisierte der Verein Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch. Er brach damit ein gesellschaftliches Tabu und bot Opfern eine professionelle Anlaufstelle. Mittlerweile betreibt der Verein in Wien und Niederösterreich sechs Kinderschutzzentren. „Das sind ambulante Einrichtungen, wo wir beraten, teilweise Psychotherapie anbieten, auch Prozessbegleitung. Wir begleiten von der Anzeige durch das Strafverfahren, wo die Kinder auch Zeugen oder Opfer von Gewalt sind, was auch eine sehr belastende Zeit ist.“

Schützen, zuhören und begleiten

Zwei Drittel der Fälle betreffen den Bereich sexuelle, physische oder psychische Gewalt. Sexuelle Gewalt ist ein Schwerpunktthema: „Da gilt es als Allererstes einen Schutzraum herzustellen. Oberstes Ziel ist es zu schauen, ist das Kind sicher?“, so Wölfl. Dann gilt es auch, auf versteckte Botschaften zu hören, die oft erst dann kommen, wenn die Kinder „das Gefühl haben, hier nimmt sich wer Zeit, hier hört jemand zu“.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die „frühe Hilfe“, bei der Frauen von der Geburt weg zu Hause betreut und begleitet werden, z. B. bei postpartaler Depression, „wo es zu den Symptomen dazugehört, dass sie es nicht schafft, sich Hilfe zu holen“. Gerade in dieser ersten Zeit der Elternschaft könne man viel bewegen, ist Wölfl überzeugt, „weil ja die meisten auch gute Eltern sein wollen“.

Gewalt endet, wenn sie benannt wird

Wichtig ist auch die Präventionsarbeit in Schulen, wo Kinder altersgerecht und spielerisch lernen, Übergriffe zu erkennen und zu benennen. Es wird besprochen und geübt, wohin sich die Kinder im Fall des Falles wenden können. Dadurch sollen sie gestärkt werden „und einen Zugang finden, der nicht belastend ist, sondern dass sie mehr Handlungsspielraum kriegen“.

Kostenlos und anonym

„Die möwe“ berät telefonisch, online und in persönlichen Gesprächen, kostenlos und wenn gewünscht anonym. Die Telefonberatung ist Montag - Donnerstag zwischen 9.00 - 17.00 Uhr und Freitag zwischen 9.00 - 14.00 Uhr unter (01) 532 15 15 erreichbar.
Spenden für „die möwe“:
Erste Bank
IBAN: AT81 2011 1800 8090 0000
BIC: GIBAATWWXXX

2011 richtete „die möwe“ eine Online- und Chat-Beratung ein. Man richtete sich aus auf eine jugendliche Zielgruppe, der die damals neue Art der Kommunikation vertrauter war. Einer der letzten Meilensteine bisher war 2015 die Eingliederung von „gutbegleitet - frühe Hilfe Wien“. In Zusammenarbeit mit der WGKK wird Familienbegleitung für Familien mit Kindern zwischen null und drei Jahren in belastenden Lebenssituationen angeboten.

Ein Lachen im Kindergesicht

Heute sei das Bewusstsein für Kinderschutz stark gestiegen, gibt sich Wölfl optimistisch. Dennoch bleibt Psychologen und Psychotherapeutinnen, Soziologen und Pädagoginnen des Vereins „die möwe“ mehr als genug zu tun. Bei so viel Gewalt und Leid motiviert die Helfer vor allem der Erfolg ihrer Arbeit: „Das Lachen in einem Kindergesicht, gerade bei einem Kind, das man vielleicht schon länger begleitet, wo man erlebt hat, wie bedrückt und belastet es war, wo man weiß, das ist ein Stück Gesundung - das ist sehr schön, das macht es sehr schön, diese Arbeit zu tun.“

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