Life Ball führt „über den Regenbogen“

Gery Keszler hat am Montag das Programm für den letzten Life Ball präsentiert. Keszler, der vor mehr als einer Woche offiziell das Aus des Life Balls bekanntgegeben hatte, kündigte eine Reise über den Regenbogen in den Zirkus an.

Keszler gab erste Einblicke in die Eröffnungsshow, die „über den Regenbogen führen wird“. Moderiert wird das Event von Conchita und Dianne Brill, der Muse von Künstler Andy Warhol. Schrecklich aussehende Zirkusfreaks werden auf den Rathausplatz Richtung Bühne, das einem Zirkuszelt nachempfunden ist, einziehen. Dort werden sie auf den Zauberer von Oz treffen und ins Farbenspektrum des Regenbogens gebracht. Jungdesigner Christian Cowan wird die Modeschau am Rathaus gestalten, Missoni jene der „Life+ Solidarity Gala“, die im Vorfeld stattfindet.

Zirkus Zelt

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Bühne ist einem Zirkuszelt nachempfunden

Neue Wege nach 26 Jahren Life Ball

Der gemeinsame Weg zeige sich dabei als das Ziel und in Wahrheit als nie endend, denn die Eigenschaften würde jeder in sich selbst finden, nur gemeinsam könne man zur Entfaltung gelangen. 2019 wird zudem das 50-jährige Jubiläum des Christopher Street Days begangen, und nach 18 Jahren kommt die EuroPride wieder nach Wien und wird am Wochenende nach dem Life Ball stattfinden.

Zum Ende des Charity-Events sagte Keszler im Interview, dass fehlende Gelder die Veranstaltung nicht mehr finanzierbar machen. „Es ist nun Zeit, dieses Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen“, meinte er. „Es war uns wirklich eine Ehre und mir ein Lebensbedürfnis“, sagte Keszler bei der Pressekonferenz teilweise unter Tränen.

Conchita

APA/Herbert Pfarrhofer

Dianne Brill und Conchita moderieren den letzten Life Ball

Sponsorensuche schwieriger geworden

Besonders als die drei Vertreter von österreichischen Aids-Hilfen auf das Podium kamen, um ihren Dank für die jahrelange Unterstützung auszusprechen, war Keszler sichtlich gerührt. „Nicht weinen, dass es vorbei ist, sondern lachen, dass es gewesen ist“, sagte Aids-Hilfe-Wien-Obmann Wolfgang Wilhelm. Und zu allen Kritikern meinte er: „Die sollen mal ein Zehntel leisten, was der Life Ball geleistet hat.“

Es sei in letzter Zeit immer schwieriger geworden, Sponsoren und Spender für den Ball gewinnen zu können. „Das Bewusstsein ist heute einfach ein anderes. Dem tragen wir nun auch Rechnung“, meinte Keszler. 26 Jahre nach dem ersten Life Ball sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen. „Die Rahmenbedingungen und Umstände haben sich über die letzten Jahre sehr verändert“, erklärte der Life-Ball-Organisator. „Ich verabschiede mich traurig von meinem Kind.“

HIV-Organisationen befürchten Geldmangel

„Viele Probleme konnten wir nur mit Life-Ball-Geldern lindern“, erklärte Wilhelm. Denn HIV-Therapie könne man sich nur leisten, wenn man versichert ist. Und das sei bei vielen Menschen in Österreich nicht der Fall. „Wir brauchen für Menschen, die Versicherungslücken haben, Geld“, sagte Wilhelm. Denn wenn diese Menschen Therapien unterbrächen, würden sie wieder infektiös.

Denn HIV-positive Menschen, deren Viruslast dank Therapie unter der Nachweisgrenze liegt, übertragen das HI-Virus nicht mehr. Deshalb macht der Life Ball mit der „Know your Status“-Kampagne seit drei Jahren darauf aufmerksam, dass Menschen ihren HIV-Status testen lassen sollen. Heuer wird der Schwerpunkt auf die „U=U“-Kampagne mit dem Pornodarsteller Francois Sagat als Testimonial gesetzt.

Unter der Abkürzung steckt „Undetectable=Untransmittable“ - was bedeutet, dass durch eine wirksame Therapie die HI-Virenproduktion unterdrückt wird. „Lasst euch testen“, riet Sagat vor allem jungen Menschen. „Das ist eine Erkrankung, die man so ausrotten kann“, betonte auch Medizinerin Brigitte Schmied.

Verein: Pause des Life Balls hat Event nicht gestärkt

Im Vorfeld der Pressekonferenz hat der Vorstand des Trägervereins Life+ ein Statement über das Aus des Charity-Events veröffentlicht. „Alle hielten den Life Ball für ein unsinkbares Schiff“, sagten deren Mitglieder über die schwierige finanzielle Lage. „Das war keine Entscheidung, sondern eine Entwicklung. Eine Entwicklung, die im Jahr 2016, in dem der Life Ball pausiert hat, begonnen hat“, erklärte der Verein und beschrieb die kräfteaufreibende Zeit, die danach kam.

Diese Pause und der damit verbundene Relaunch seien zwar ein „richtiger und wichtiger Schritt“ gewesen, um die HIV-Jugendarbeit zu forcieren. Denn mit dem „Life Ball Next Generation“, den Peer-to-Peer-Workshops sowie der „Know your Status“-Kampagne konnte die HIV-Testungsrate in Österreich um 20 Prozent gesteigert werden. Dennoch habe die Pause die Organisatoren „nicht wie erhofft gestärkt, sondern hat im Gegenteil Substanz gekostet“, wurde betont.

„Stadt Wien soll Fakten richtigstellen“

„Nach 26 Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Stadt Wien würden wir uns wünschen, dass sich auch die Verantwortlichen der Stadt zur Richtigstellung der Fakten äußern“, heißt es in der Erklärung des Trägervereins Life+ am Montag. Es sei keineswegs korrekt, dass Life+ jährlich eine Subvention von 900.000 Euro erhalte, „noch dass wir zusätzlich bis zu einer Million gefordert hätten oder eine Ausfallshaftung“.

„Wir sind sehr dankbar für die Subvention, die wir seit 2008 in Höhe von 800.000 Euro, und heuer zusätzlich einen Betrag von 100.000 Euro zweckgewidmet für dringend nötige EDV-Aufwendungen, von der Stadt Wien erhalten, um die Basiskosten abzudecken. Aber stellen Sie sich vor, Sie bekommen zehn Jahre keine Gehaltserhöhung“, so die Verantwortlichen des Life-Ball-Trägervereins.

Im Supermarkt werde aber alles teurer. „Können sie weiterhin Speisen von gleicher Qualität auf den Tisch bringen? Eine gewisse Zeit vielleicht ja, aber irgendwann geht sich’s nicht mehr aus“, heißt es im Statement.

Links: