Geschäftsleute kritisieren U-Bahn-Stars

Seit zwei Jahren gibt es die 50 Musiker, die in U-Bahnstationen aufspielen. Die Geschäftsleute in der Opernpassage üben nun Kritik: Zu laute Musik beeinträchtige das Geschäft. Dabei sollen die Musiker eigentlich gute Stimmung verbreiten.

Täglich von 15.00 Uhr bis 21.30 Uhr spielen sie auf - die U-Bahn-Stars. Die Wiener Linien stellen den Musikern sechs Plätze in U-Bahnpassagen zur Verfügung, die Künstler dürfen Spenden sammeln. Im Oktober 2017 wurde das Projekt, das Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ins Leben rief, auf die U-Bahn-Station Karlsplatz ausgeweitet - mehr dazu in „U-Bahn-Stars“ bespielen weitere Stationen.

U-Bahnstars

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Seit Oktober 2017 spielen Musiker in Wiener U-Bahnstationen gegen Spenden

Mit den Künstlerauftritten sollen die Stationen, nach dem Vorbild Londons oder New Yorks, belebt werden, so die Intention des Projekts. Ziel sei es auch, das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen, betonte die für die Wiener Linien zuständige Stadträtin von Beginn an - „U-Bahn-Stars“ spielen ab sofort am Westbahnhof. Die Rückmeldungen der Fahrgäste seien sehr positiv, heißt es bei den Wiener Linien.

Beratungsgespräche mit Kunden beeinträchtigt

Andere Reaktionen gibt es indes von den Unternehmern vor Ort, etwa in der Opernpassage beim Karlsplatz. „Für uns, die wir hier arbeiten, ist es oft einmal sehr störend, weil die Musik sehr laut ist. So laut, dass man sich manchmal schlecht konzentrieren kann und dass man sich mit den Kunden nicht gut unterhalten kann“, erzählt Maria Marko, Mitarbeiterin bei Marko Lederwaren in der Opernpassage in der ORF-Sendung „Wien heute“.

U-Bahn-Stars sorgen für Unmut

Die U-Bahn-Stars sorgen mancherorts für Unmut. Die von der Stadt bezahlten Musiker, sind einigen Geschäftsleuten einfach zu laut.

Auch der Chef des benachbarten Hut-Geschäfts ärgert sich über Musiker, die angeblich zu laut spielen würden: Er müsse an manchen Tagen, die Geschäftstür schließen, erzählt Peter Kollin von Collins Hüte bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein.

Musiker U-Bahn

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Geschäftsleute: „Kundengespräche werden durch laute Musik gestört“

„Es ist meistens viel zu laut. Das ist auch räumlich bedingt, weil die Opernpassage sehr nieder ist und scheinbar schalltechnisch eine super Akustik hat, was für ein Theater gut wäre, aber für uns schlecht ist.“ Es schalle in die Geschäfte hinein, sodass man sein eigenes Wort nicht verstehen würde, so Kollin.

Beschwerdebriefe an die Organisatoren

Auch etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Großbäckerei oder des Blumenladens in der Passage schließen sich der Kritik an. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass nicht alle Musiker zu laut spielen würden, sondern sich manche auch tatsächlich an die erlaubte Umgebungslautstärke halten würden.

An die 16 Geschäfte mit rund 100 Angestellten gibt es in der Opernpassage in der Nähe zum Auftrittsort der U-Bahn-Stars. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe man sich schon öfters mit der Problematik sowohl an die Wiener Linien als auch an die Stadt gewandt. Bis jetzt habe das nichts geholfen, heißt es.

Wiener Linien: „Weisen auf Lautstärke hin“

Die Wiener Linien betonen indes auf ORF-Anfrage, im laufenden Austausch mit den Unternehmen und den U-Bahn-Stars zu sein. „Wir sind auch immer wieder vor Ort mit ihnen unterwegs und weisen auf das Thema Lautstärke hin“, sagt Kathrin Liener, Sprecherin der Wiener Linien. Eine konkrete Lautstärkenobergrenze gibt es allerdings nicht.

U-Bahn-Musiker

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An die 18 Geschäfte gibt es in der betreffenden Opernpassage

Die Begründung: „Es kommt natürlich darauf an, welche Instrumente verwendet werden, wie die Station beschaffen ist. Ist es ein großer weiter Platz oder ist es ein engerer Platz? Von dem her haben wir keine Dezibelgrenze, sondern haben generell festgelegt, dass es ein bisschen lauter sein darf als Umgebungslautstärke“, so Liener weiter.

Zusätzliche Kunden oder weniger Geschäft?

Bei der Station Schwedenplatz sind die U-Bahn-Stars seit ein paar Monaten Geschichte. Mit den Beschwerden der Unternehmer dort vor Ort hätte das nichts zu tun gehabt, heißt es offiziell seitens der Verkehrsbetriebe. Und: Die Unternehmer in den U-Bahnpassagen müssten eigentlich froh über die Musiker sein: „Wir glauben, dass die U-Bahn-Stars auch den Unternehmen sehr viel Positives bringen, weil sich die Fahrgäste in den Stationen länger aufhalten, und dann entsprechend häufiger die Geschäfte aufsuchen“, so Liener.

Bei den Unternehmern kann man dieses Argument nicht nachvollziehen. Im Gegenteil. „Die Kunden regen sich auf, dass du nicht einmal ein Wort reden kannst miteinander. Wirklich, es ist schlimm manchmal“, sagt Harald Mayer vom Geschäft Münzen Mayer.

Geschäftsleute wollen späteren Spielbeginn

Ein Auflassen der Spielstätte am Karlsplatz ist derzeit laut Wiener Linien nicht geplant. Die Unternehmer wären schon über ein paar Änderungen froh: Es wäre schon geholfen, wenn die betroffenen Musiker wesentlich leiser spielen würden und auch der Spielbeginn weiter nach hinten, Richtung Geschäftsschluss, verlegt werden würde, heißt es von den Mitarbeitern der Geschäfte.

Claudia Peintner, wien.ORF.at

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