Verhungerte Frauen: Volksanwalt prüft

Im Fall um den mysteriösen Hungertod einer 45-jährigen Wienerin und ihrer beiden Töchter in Floridsdorf hat sich nun die Volksanwaltschaft eingeschaltet. Sie möchte Akteneinsicht in die Unterlagen des Jugendamtes.

„Aufklärungsbedürftig erscheint, warum die Behörde im Jahr 2017 keine Gefahr für das Kindeswohl annahm und der Familie offenbar auch keine weiterführenden Betreuungsangebote machte“, sagte Volksanwalt Günther Kräuter.

„Es gibt eine interne Prüfung“, sagte Andrea Friemel von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). Es soll geklärt werden, „ob unsere Standards eingehalten wurden und ob die Informationen über die Familie richtig eingeholt und bewertet wurden“, erläuterte die Sprecherin. Der Volksanwaltschaft werde natürlich Akteneinsicht gewährt. Die Prüfung soll kommende Woche abgeschlossen werden, sagte Friemel.

Verdacht auf psychische Erkrankung

Vieles deutete darauf hin, dass die Tragödie in der Wohnung in der Werndlgasse mit einer psychischen Erkrankung der Mutter zusammenhängen dürfte. Schon vor Jahren soll bei der Frau, die sich mehrmals ins Frauenhaus geflüchtet hatte, die Diagnose gestellt worden sein. Ob bzw. wie das zu einem offenbar freiwilligen Verhungern auch der 18-Jährigen geführt haben könnte, blieb zunächst unbeantwortet - mehr dazu in Mutter und Töchter wohl verhungert.

Das Haus in dem die Frauen gestorben sind

APA/ Hans Klaus Techt

In diesem Haus verhungerten die drei Frauen

Jugendamt bis 2017 involviert

Im Dezember 2016 kam die Familie in Kontakt mit der Behörde, nachdem die Frau ihre Töchter von der Schule nahm. Ehrenamtliche Betreuer aus einem Mentorenprojekt schalteten das Jugendamt ein - mehr dazu in Tote Frauen: Familie war Jugendamt bekannt. Die „Abklärung der Situation“ endete im März 2017, ohne dass die MA 11 ab diesem Zeitpunkt noch eine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen gesehen hätte. Deshalb will die Volksanwaltschaft nun die Stadt Wien um eine Stellungnahme bitten und Akteneinsicht nehmen.

In der Zwischenzeit hat sich ein Cousin der Frau gemeldet. Der Mann sagte der Tageszeitung „Kurier“, dass die Frau nicht psychisch krank, aber „geistig auf dem Niveau einer 18-Jährigen“ war. Der Vater der Frau, der in Serbien lebt, habe seine Tochter am 15. April zuletzt gehört. Da die 45-Jährige sich danach nicht mehr meldete, alarmierte er Bekannte in Wien, erzählte der Cousin.

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