Gegensätzliche Expression im Leopold Museum

Mit Olga Wisinger-Florian und Edmund Kalb widmet das Leopold Museum zwei gegensätzlichen Künstlern parallel Schauen. Verbindungen zwischen den Ausstellungen gibt es vor allem beim expressiven Stil der Künstler.

Das Leopold Museum zeigt eine Gegenüberstellung von expressiver Farbigkeit bei der Landschaftsmalerin und expressiven, monochromem Strich bei Kalb. Den weit größeren Raum nimmt das Oeuvre von Olga Wisinger-Florian ein. Anhand von 70 Werken wird die Entwicklung der Künstlerin von frühen Genrearbeiten unter starker Beeinflussung des Biedermeier zur Landschaftsmalerin nachgezeichnet, die an den Impressionisten geschult ist.

Der monumentale Zyklus „Die zwölf Monate“, in dem die Künstlerin den Jahreslauf in Bilder bannen wollte, nimmt dabei einen zentralen Platz in der Ausstellung ein. In den Farbräuschen der 1844 in Wien geborenen und 1926 verstorbenen Malerin wird so der Weg einer Künstlerin von der Weichheit des Strichs hin zu harter, kurzer Pinselführung, vom motivischen Fokus weg hin zur Perspektive auf die Kraft der Farbe nachvollziehbar.

Wisinger blieb „der Natur verhaftet“

„Sie hat nie den Schritt weit in die Abstraktion gewagt. Sie blieb der Natur verhaftet“, so Kuratorin Marianne Hussl-Hörmann. Mit diesem Ansatz allerdings reüssierte die intelligente Wisinger-Florian am Kunstmarkt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, setzte ihre Fähigkeiten als Dame der Gesellschaft zur Bewerbung ihres Oeuvres ein. „Sie war eine Meisterin des Selbstmarketings“, so Hussl-Hörmann.

Und damit wurde Wisinger-Florian auch eine Vorreiterin weiblichen Kunstschaffens. „Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass die Geschichte der weiblichen Malerei mit Olga Wisinger-Florian ihren Ausgang in Österreich nahm“, würdigte die Kuratorin die ungewöhnliche Frau mit hohem Arbeitseinsatz.

Kalb malte an die 1.000 Selbstbildnisse

Diesem Star der Landschaftsmalerei des Fin de Siecles steht in einem anderen Raum der pure Gegensatz gegenüber - Edmund Kalb, lange beinahe vergessener, beinahe manischer Zeichner seiner selbst. An die 1.000 Selbstbildnisse hat der Vorarlberger im Laufe seines von 1900 bis 1952 dauernden Lebens erstellt, teils bis zu 15 am Tag.

Dabei habe nicht die psychologische Ergründung seiner selbst im Fokus gestanden, zeigte sich Kurator Rudolf Sagmeister überzeugt: „Er hat sich selbst benutzt, um anhand seines Gesichts nicht Emotionen, sondern die Wirkungsweise der Linie darzustellen.“ 130 Arbeiten dieser erstaunlich variantenreichen Erkundungsreise des Zeichners sind im Leopold Museum zu sehen.

Zeitlebens kein Werk verkauft

Eine vierjährige freie Phase in München stellte dabei die produktivste Epoche des Künstlers dar, der zeitlebens nie ein Werk verkaufte oder eine Ausstellung hatte. Er kehrte nach München ins heimatliche Dornbirn zurück, wo er in der elterlichen Schilderwerkstatt mit der linken Hand werkte, bevor er sich in der Freizeit mit der rechten der Kunst zuwandte.

Ausstellungshinweis

„Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne“ von 24. Mai bis 21. Oktober und „Edmund Kalb“ von 24. Mai bis 18. August im Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Kalbs Arbeiten sind Studien der Reduktion, der Erkundung, wie weit der Maler mit dem Strich gehen kann. Sein widerständiger Charakter, der nicht zuletzt mit den örtlichen Nationalsozialisten in Konflikt geriet, führte letztendlich dazu, dass sein Zeichenstift irgendwann nicht mehr zum Einsatz kam, sondern Kalb sich voll und ganz physikalischen und biologischen Studien widmete, die zuvor bereits mit Symbolen in den Werken präsent waren.

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