Die Spitzenkandidaten haben gewählt

Die österreichischen Spitzenkandidaten für die EU-Wahl haben am Sonntag in Wien ihre Stimme abgegeben. Bundespräsident Alexander Van der Bellen sagte vor seiner Stimmabgabe: „Von einer Staatskrise kann keine Rede sein“.

Van der Bellen gab kurz vor Mittag in einer Volksschule in Wien-Landstraße seine Stimme ab. Er kam mit Ehefrau Doris Schmidauer und Hund Juli. „Von einer Staatskrise kann keine Rede sein“, sagte er auf Fragen der wartenden Journalisten über die drohenden Misstrauensvoten im Nationalrat. Eine Staatskrise würde ein erfolgreiches Misstrauensvotum jedenfalls nicht mit sich bringen: „Nein, nein!“ In anderen Ländern seien solche Abstimmungen viel üblicher als in Österreich.

Karas hofft auf Vorzugsstimmensieg

Der ÖVP-Spitzenkandidat, Othmar Karas, gab bereits am Vormittag im Pensionistenwohnheim an der Hohen Warte in Döbling seine Stimme ab. Sein Ziel ist es, so wie bei den Wahlen 2009 und 2014 wieder die meisten Vorzugsstimmen aller ÖVP-Kandidaten zu erhalten. Die Mandate der ÖVP werden bei dieser Wahl ausschließlich nach Vorzugsstimmen vergeben. Karas wollte sich nicht auf eine Zahl festlegen. „Ich bin zufrieden, wenn ich klar Nummer eins werde.“

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Van der Bellen: „Keine Rede von Staatskrise“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte sich vor der Stimmabgabe auch zur innenpolitischen Situation. „Von einer Staatskrise kann keine Rede sein“, sagte er.

Schieder wählte Schieder

Sonntagmittag gab der Listen-Erste der SPÖ, Andreas Schieder, seine Stimme ab. Er stimme für einen politischen Neuanfang in Österreich und in Europa und daher nach reiflicher Überlegung für die SPÖ und Andreas Schieder, scherzte der rote Spitzenkandidat. Wie sich die Ibiza-Affäre und Misstrauensantag-Diskussion auf das Ergebnis auswirken könnten, wollte er nicht einschätzen. Gewählt hat Schieder in seinem politischen Heimatbezirk, vis-a-vis der Parteizentrale der SPÖ-Penzing.

Vilimsky erwartet „deutliches Votum“ für die FPÖ

Als letzter der Spitzenkandidaten hat Harald Vilimsky (FPÖ) seine Stimme abgegeben, und zwar in der selben Volksschule in Wien-Landstraße, wo drei Stunden zuvor Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Urne geschritten war. Vilimsky zeigte sich danach trotz des „Ibiza-Videos“ optimistisch. Er rechne damit, dass es „ein sehr deutliches Votum für die FPÖ“ geben werde. Er sprach erneut von einem „Atomangriff“ auf seine Partei durch die Veröffentlichung des Videos.

Bezüglich des Verhaltens seiner Fraktion bei einem Misstrauensvotum gegen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beziehungsweise sein Kabinett am Montag im Nationalrat gab sich Vilimsky weiter zugeknöpft. „Jetzt wird gewählt, am Abend gezählt, und morgen wird beraten“, sagte er, und das gelte auch für die Frage des Misstrauensantrags. Entschieden werde dies im FPÖ-Klub. Er persönlich habe jedenfalls kein Vertrauen mehr zu Kurz.

NEOS-Spitzenkandidatin Claudia Gamon hat gegen Mittag gemeinsam mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger in der Wasagasse am Alsergrund ihre Stimme abgegeben. „In der letzten Zeit haben wir einen enormen Zuspruch erfahren. Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Meinl-Reisinger vor dem Wahllokal. Gamon betonte, es sei „immer ein gutes Gefühl“, wählen zu gehen - insbesondere bei der EU-Wahl, bei der man eine „Stimme für ein starkes Europa“ abgeben könne.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Ehefrau Doris Schmidauer  und Hund "Juli"  am Weg zur Stimmabgabe im Rahmen der EU-Wahl am Sonntag, 26. Mai 2019, in Wien

APA/Bundesheer/Peter lechner

Van der Bellen kam mit Ehefrau Doris Schmidauer und Hund Juli

Kogler: „Es kann knapp werden“

Der Spitzenkandidat der Grünen, Werner Kogler, kam zum Wahllokal in einer Volksschule in der Brigittenau mit dem Elektroauto. „Es kann knapp werden“, sagte er nach der Stimmabgabe. Auf die Frage, was sein Ziel für den Wahlausgang sei, antwortete er: „Reinkommen!“ Angesichts der turbulenten innenpolitischen Situation in den vergangenen zehn Tagen, die „alles zugedeckt“ habe, legte er die Latte nicht allzu hoch. Für den Einzug werde man vermutlich rund fünf Prozent brauchen. „Da müssen wird drüber. Dann sind die Grünen wieder da“, sagte Kogler.

Der hartnäckig im Umfragetief verharrende Initiative EUROPA-Jetzt-Frontmann Johannes Voggenhuber hoffte bei seiner Stimmabgabe auf „ein Mandat“. Er sei sich aber selber nicht so sicher, erklärte das ehemalige Grünen-Urgestein. Voggenhuber wählte im Rainergymnasium in Margareten.

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