Strache-Rücktritt: Aus für Judo-WM in Wien?

Durch den Rücktritt Heinz-Christian Straches als Sportminister wackelt nun die Austragung der Judo-WM 2021 in der Wiener Stadthalle. Denn die Stadt weigert sich, Zuschüsse in Millionenhöhe zu zahlen, ohne gefragt worden zu sein.

Die Vergabe des Turniers an Wien wurde im September 2018 vom damaligen Sportminister Heinz Christian Strache gemeinsam mit dem Präsidenten des Österreichischen Judoverbandes, Hans Paul Kutschera, in Aserbaidschan fixiert. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Finanzierung noch nicht fixiert worden sein - und wackelt offenbar bis heute.

Zwölf Millionen Euro Kosten

Laut einem Ministerratsbeschluss - noch von der ÖVP-FPÖ Regierung - kostet das Event rund zwölf Millionen Euro. Im Detail sollten sechs Millionen an Lizenzgebühren für den Judo-Weltverband sowie eine Million Euro für Preisgelder aufgebracht werden. Bis zu zwei Millionen sollte die Stadt Wien zuschießen, diese war - obwohl Austragungsort - in den Bewerbungsprozess aber gar nicht eingebunden.

Heinz-Christian Strache

ORF

Nach dem Rücktritt des größten Förderers der Judo-WM droht dieser das Aus

„Wir waren überhaupt nicht eingebunden. Und wenn ich es richtig verstehe, gibt es die Zusage schon vom Juli 2018. Auf gut Deutsch haben die Gespräche mit uns begonnen, nachdem es die Zusage gegeben hat“, sagte Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im „Wien heute“-Interview.

„Geld besser für Wiener Sportstätten“

Hacker würde sich zwar über eine Judo-WM in Wien freuen, allerdings in einer „richtigen Dimension“. „Wir denken überhaupt nicht daran, bei solchen Veranstaltungen Millionen in die Hand zu nehmen. Da fließt das Geld lieber in die Sportstätten der Stadt Wien.“

Paul Kutschera,  Strache und Marius Vizer

APA/HARALD SCHNEIDER

Der Österreichische Judo -Präsident Hans Paul Kutschera, Strache und Judo-Weltverbandspräsident Marius Vizer im September 2018 in Baku

Zum Vergleich: Für die Austragung der Judo-EM, die 2010 in Wien über die Bühne ging, schoss die Stadt 210.000 Euro zu. In die Beachvolleyball-Welttour auf der Donauinsel flossen zuletzt 900.000 Euro Fördergelder von Stadt und Bund. Im Fall der Judo-WM mit 1.000 Athletinnen und Athleten aus 120 Ländern bräuchte es laut Branchenkennern wahrscheinlich das Zehnfache.

Strache-Nachfolger äußert sich noch nicht

Von der zuständigen Sportsektion in Straches ehemaligem Ministerium gibt es dazu auf ORF-Anfrage keinen Kommentar. Auch der Österreichische Judoverband gibt kein Interview. Gegenüber dem Standard sagte Judo-Verbandspräsident Hans Paul Kutschera Ende Mai: „Mein Optimismus hält sich in Grenzen. Aber noch hoffe ich, dass die WM stattfinden kann.“ In den „Oberösterreichischen Nachrichten“ sagte der Verbandschef vor einigen Wochen, er sehe sich „gezwungen, den Versuch einer Rückabwicklung der Judo-WM einzuleiten“.

Nach Strache-Rücktritt: Aus für Judo-WM?

Durch dem Rücktritt Heinz-Christian Straches als Sportminister wackelt nun die Austragung der Judo-WM 2021 in der Wiener Stadthalle.

Ein schwieriges Unterfangen, zumal zwei Millionen Euro - noch unter Straches Zeiten - vom Bund bereits an den Weltverband bezahlt worden sind. Bleibt noch die Frage, ob der neue Sportminister Eduard Müller bereit ist, Straches kostspieliges Erbe zu übernehmen. Das Finanzministerium, zu dem seit Anfang der Woche auch das Sportressort gehört, will sich zu dem Thema vorerst jedenfalls noch nicht äußern.

Link: