Kay Voges neuer Volkstheater-Direktor

Jetzt ist es fix: Der derzeitige Intendant des Schauspiels Dortmund, Kay Voges, wird ab 2020/21 das Volkstheater leiten. Voges will das Haus in ein „Volkstheater der digitalen Moderne“ verwandeln.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) stellte Voges Freitagvormittag gemeinsam mit der Vorständin der Volkstheater Privatstiftung, Judit Havasi, der Öffentlichkeit vor. Er sei ein wenig aufgeregt, in eine „theaterverrückte Stadt“ wie Wien berufen zu werden, sagte Voges eingangs bei seiner ersten Pressekonferenz als designierter Volkstheater-Direktor.

Kay Voges und Veronika Kaup-Hasler

APA/ Herbert Neubauer

Kulturstadträtin Kaup-Hasler präsentierte den neuen Leiter Kay Voges

„Fortschrittlichstes Theater Österreichs“

Der 47-jährige Theatermann kündigte in ersten programmatischen Überlegungen ein „niederschwelliges Theater“ und eine „Factory für Theaterkunst in ästhetischer und politischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart“ an. Er wolle das Volkstheater zum „fortschrittlichsten Theater Österreichs“ machen, so Voges. Das Haus solle ein Ort für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt sein, „ein Volkstheater der digitalen Moderne“.

Innerhalb der deutschsprachigen Theaterwelt solle das Volkstheater laut Voges ein „Alleinstellungsmerkmal“ erhalten. Das Zentrum des Hauses werde ein hochkarätiges Ensemble sein, das vergrößert werden solle. Voges wolle weniger mit Gästen arbeiten. Ab sofort werde er sich das derzeitige Ensemble ansehen, bisher habe er dafür noch keine Zeit gehabt. Nun müsse er das Theater, das er bisher „zu meiner Schande“ erst einmal als Zuschauer besucht habe, erst einmal kennenlernen. Einmal versprach sich Voges unter lautem Gelächter, als er „Volksbühne“ statt „Volkstheater“ sagte.

„Viel zu lernen als Piefke“

Musik und Performing Arts sollen eine große Rolle bei seiner Arbeit spielen, ebenso Digitalisierung und Partizipation. Mit dem New Yorker Komponisten Paul Wallfisch wird ein musikalischer Leiter ans Haus kommen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

„Der digitale Zauberlehrling“ nannte im Vorjahr das Fachblatt „Theater heute“ ein Porträt von Voges. Er gilt als einer jener Theaterschaffenden, die neue Technologien für ihre Arbeit nutzen wollen. Intendant zu sein bedeute zu kommunizieren, so Voges. Das wolle er nach innen wie nach außen, mit der „Stadtgesellschaft“ tun. Für ihn „als Piefke“ gebe es allerdings noch viel zu lernen, wie Wien und Österreich funktionierten.

Kay Voges

APA/ Herbert Neubauer

Voges gibt sein Wien-Debüt bereits im Dezember im Burgtheater

Noch ehe der verheiratete Vater zweier bereits am Theater mitarbeitender Söhne am Volkstheater antritt, wird er sein Wien-Debüt beim großen Bruder am Ring geben: Am Burgtheater soll er im Dezember eine „Endzeit-Oper“ unter dem Titel „Dies irae - Tag des Zorns“ realisieren. Mit dem dafür zuständigen neuen Burgtheater-Dramaturgen Alexander Kerlin verbinden ihn bereits einige erfolgreiche Projekte. Gut möglich, dass Kerlin zu ihm ans Volkstheater wechselt.

Suche zwischenzeitlich gestoppt

Zuletzt waren neben Voges auch der deutsche Regisseur Ersan Mondtag, die Dramaturgin Rita Thiele und das Duo Thomas Gratzer und Irene Girkinger hoch gehandelt worden.

Der Findungsprozess für die Nachfolge der derzeitigen Direktorin Anna Badora verlief turbulent. Die Jury, in der u. a. die scheidende Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann vertreten war, legte nach Sichtung von 72 eingelangten Bewerbungen und Gesprächen mit neun Kandidaten den Auftrag vorübergehend zurück, da die gewünschte Neuausrichtung des Theaters nur mit einer „substanziellen Anhebung der finanziellen Ausstattung möglich“ sei - mehr dazu in Volkstheater: Kaup-Hasler will allein entscheiden.

Generalsanierung im Jänner 2020

Erst nachdem die Stadt Wien eine substanzielle Anhebung der derzeitigen jährlichen Gesamtförderung von rund 12,4 Mio. Euro in Aussicht stellte, wurde die Suche nach der künftigen Volkstheater-Leitung wieder aufgenommen.

Die neue Direktion wird in jedem Fall einen verspäteten Start haben: Durch die ab Jänner geplante Generalsanierung des Hauses wird die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht vor Anfang Oktober 2020 möglich sein - mehr dazu in Volkstheater: Grünes Licht für Sanierung.

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