Man muss nicht immer glücklich sein

Der Glaube, immer glücklich sein zu müssen, überfordert uns leicht: Ziele werden zu hoch gesetzt und oft nicht erreicht. Die „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl verrät, wie Ziele sinnvoll gesetzt werden können.

Der Druck von außen ist extrem: Wer nicht immer glücklich ist, macht in seinem Leben etwas falsch. Dabei werden ständig neue, größere Ziele gesetzt, um dem Leben einen Sinn zu geben. Dass dabei viele die eigenen Bedürfnisse und Neigungen zu wenig kennen und dadurch die „falschen“ Ziele verfolgen, erklärt Karin Busch-Frankl.

Erster Schritt: „Richtige“ Ziele finden

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, wobei nicht nur eine Möglichkeit „die Richtige“ sein muss. Der Druck, sich ständig entscheiden zu müssen, überfordert schnell. Viele glauben das Lebensziel nur erreicht zu haben, wenn sie immer glücklich sind. Laut Karin Busch-Frankl ein „Unsinn“: Wichtig sei es, ein Ziel im Leben zu haben, dass Sinn gebend ist. Fragen wie „Was ist mir wichtig?“ oder „Was kann ich und wer bin ich?“ würden viel zu selten gestellt. Zu wissen wohin man im Leben möchte und was man keinesfalls will, ist für eine gelungene Lebensplanung Voraussetzung.

Frau bei Sonnenuntergang

Fotolia/ Amir Kaljikovic

Die eigene Persönlichkeit zu kennen und seine Stärken und Schwächen zu sehen sind die Kriterien, nach denen realistische Ziele gesetzt werden können. Es erfordert jedoch viel Zeit, den eigenen Charakter ausreichend einschätzen zu können. Auf das Bauchgefühl zu hören oder sich anders herum zu fragen, was einem nicht liegt, sind Ratschläge der Psychologin.

Vom Plan zur Realisierung

Für eine gelungene Lebensführung sind immer neue Ziele notwendig. Sie geben dem eigenen Leben Richtung und Sinn. Neben der Schwierigkeit, der eigenen Persönlichkeit angepasste Vorsätze zu finden, fällt oft der erste Schritt zur Umsetzung des Vorhabens schwer.

Um ein Ziel auch zu erreichen, sollte es prinzipiell „ein konkretes Lebensziel“ sein und nicht gleich der Wunsch nach völliger Veränderung. „Schritt für Schritt“ zum Erfolg kommen und nicht ohne Plan „alles auf einmal“ angehen wollen, müssen die Grundeinstellung sein. Die Verwirklichung der Ziele beginnt also im Kopf.

Der Zeitpunkt für den jeweiligen Vorsatz muss günstig gewählt sein: Viel Stress wirkt sich negativ auf die Psyche aus und erschwert den Anfang. Trotzdem sollte man keinesfalls Pläne zu lang aufschieben: Besser sofort beginnen, als ständig nach Ausreden suchen.

Kommt Angst vor dem Anfangen ins Spiel, rät Karin Busch-Frankl, sich mit dieser auseinanderzusetzen. Blockaden, die einem am Aktiv werden hindern, sollen analysiert und so beseitigt werden.

Sendungshinweis

„Radio Wien"-Magazin“, 19. September 2012

Misserfolg ist erlaubt

Der nächste Druck, der leicht entsteht: Das Ziel muss möglichst schnell erreicht werden, Pannen zwischendurch werden völlig ausgeschlossen. Mit dieser Haltung sind Enttäuschung und eventuell tatsächliches Scheitern vorprogrammiert. Die Hürden sollen auch bei der Verwirklichung des Ziels nicht zu hoch gesetzt werden: Zu Rückschlägen darf es kommen, danach einfach wieder versuchen. Mit Humor an die Sache heranzugehen hilft und verzeiht Fehltritte zwischendurch.

Links