Strategien gegen den Griff zur Zigarette

Rauchen schadet nicht nur unserer Gesundheit, sondern ist auch eine Sucht, die man besonders schwer wieder los wird. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl erklärt warum und gibt Tipps, um es trotzdem zu schaffen.

Dass Rauchen für den menschlichen Körper schädlich ist, ist keine Neuigkeit. Trotzdem raucht rund ein Viertel der Österreicherinnen, bei den österreichischen Männern ist es sogar ein Drittel. Das Einstiegsalter liegt bei etwa 16 Jahren und der regelmäßige Konsum beginnt durchschnittlich mit 18. Es gibt aber auch eine erfreulichere Statistik: Die Raucher werden weniger.

Die Ursachen für das Rauchen sind laut Busch-Frankl vielfältig. Der Einstieg im Jugendalter erfolgt aber meist über Neugier oder Gruppendruck - junge Menschen wollen etwas neues ausprobieren, oder „cool sein“ und dazugehören.

Zigarette

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Feste Entschlossenheit ist entscheidend, um mit dem Rauchen aufzuhören

Hartnäckige Sucht

Rauchen ist eine Sucht - und sie gehört zu den Abhängigkeiten, die man am schwersten wieder los wird. Wie jede Sucht bewirkt auch das Rauchen eine Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn: Das Nikotin, das der Körper über die Zigaretten aufnimmt, dockt an einem Rezeptor im Gehirn an, der für den Botenstoff Acetylcholin zuständig ist. Dieser reguliert die Dopamin-Ausschüttung. Dopamin wiederum ist im menschlichen Körper für das Entspannungs- und Glücksgefühl zuständig. Wird die Nikotinzufuhr reduziert oder eingestellt, kommt es zu Entzugserscheinungen - der Körper rebelliert.

Was das Aufgeben des Nikotinkonsums zusätzlich erschwert, ist, dass das Rauchen zu den sozial am meisten tolerierten und damit gesellschaftsfähigsten Süchten zählt. Das Bild vom Rauchen ist aber im Begriff sich zu ändern und ein gesellschaftlicher Wandel findet statt: Die Toleranz gegenüber Rauchern sinkt.

Kaffee und Zigarette

Schwierig ist die Entwöhnung vom Rauchen aber nicht nur wegen der Nikotinabhängigkeit und der damit verbundenen körperlichen Entzugserscheinungen, auch die Verhaltensebene spielt laut Busch-Frankl eine Rolle. Denn Raucher koppeln viele Gewohnheiten an den Glimmstängel, wie zum Beispiel die Pause mit Kaffee und Zigarette oder die kleinen Auszeiten, die durch das Rauchen indirekt genommen werden. Deshalb ist es bei der Entwöhnung besonders wichtig, Ersatz für diese Auszeiten zu finden.

Starker Wille ist entscheidend

In den ersten Tagen und Wochen einer Entwöhnung vom Rauchen kommt es zu Entzugssymptomen: Neo-Abstinenzler sind häufig müde und deprimiert, gereizt oder nervös. Heißhunger und ein starkes Verlangen nach dem Rauch setzen ein und die Frustrationstoleranz erreicht einen Tiefpunkt. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Symptome werden von Tag zu Tag weniger schlimm.

Um den Zustand des Nikotin-Entzugs durchzuhalten, bedarf es aber dennoch eines starken Willens. Ohne Entschlossenheit, wirklich mit dem Rauchen aufhören zu wollen, bleiben die Erfolge in der Regel überschaubar. Rückfälle kennt nahezu jeder Raucher, der das Aufhören schon einmal versucht hat. Ob die „Schusspunktmethode“ oder eine schrittweise Reduktion besser funktioniert, ist stark von der eigenen Persönlichkeit abhängig.

Strategien zur Entwöhnung

Wie bei vielen anderen Süchten, ist auch beim Rauchen ein fester Wille der Schlüssel zur Überwindung der Abhängigkeit. Um den Zustand zu erreichen, in dem es im Kopf „klick“ macht, gibt es verschiedene Wege. Bewusstmachung des Problems und Konfrontation mit den Auswirkungen des Rauchens sind etwa sinnvolle Möglichkeiten.

Nikotinersatz in Form von Pflastern oder Kaugummis kann beim Abgewöhnen helfen, denn der körperliche Entzug ist dadurch weniger spürbar. Auch das Kauen eines ganz normalen Kaugummis kann als Ersatzhandlung zum Rauchen hilfreich sein, wie die „Radio Wien“-Psychologin erklärt. Diese Mittel können allerdings nicht mehr und nicht weniger als eine zusätzliche Stütze sein. Zudem kann es auch helfen, Situationen, in denen man geraucht hat, zu Beginn der Entwöhnung zu ändern oder ganz zu vermeiden, also beispielsweise zum Frühstück Tee statt Kaffee zu trinken.

Sparbüchse und Freunde

Auch eine Sparbüchse aufzustellen, in die man täglich das Geld einwirft, das man bisher für Zigaretten ausgegeben hat, kann zusätzlich motivierend wirken. Dasselbe gilt für Freunde und Bekannte, denen man von seinem Vorhaben erzählt und die man um Unterstützung bittet.

Sendungshinweis

„Radio Wien“-Magazin, 1. Oktober 2012

Wer noch mehr Unterstützung möchte, kann auch auf eine Gruppen- oder Einzeltherapie zur Rauchentwöhnung setzen. Ebenso kann Hypnose oder Akupunktur hilfreich sein. Einen großen Motivationsschub bringt es zudem häufig, sich den Nutzen der Abstinenz vom blauen Dunst vor Augen zu führen und mit allen Sinnen vorzustellen. Denn schon allein die positiven körperlichen Veränderungen durch den Nikotinverzicht - etwa ein Zurückgehen der Kurzatmigkeit oder des berühmten Raucherhustens - haben schon vielen Ex-Rauchern den ersten Schritt in die Freiheit vom Glimmstängel erleichtert.

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