Loslassen können als Glücksbringer

Angst vor Veränderung oder mangelndes Selbstwertgefühl können Hürden für einen Neuanfang sein. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl über Probleme beim Loslassen und Tipps, wie man seinen eigenen Schatten überspringt.

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagte bereits der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski. Sich Gewohnheiten wie das Rauchen abzugewöhnen oder beruflich eine andere Bahn einzuschlagen, stellt viele Menschen vor große Hindernisse.

Von Kindheitstagen an ist der Mensch konfrontiert, sich von Dingen, Menschen und Situationen loszulassen und zu verabschieden. Manchmal trennt man sich unfreiweillig, etwa wenn ein geliebter Mensch stirbt oder man die Schule wechselt. Manchmal muss man aber selbst aktiv einen Schritt in Richtung Veränderung setzen. Doch warum fällt das Loslassen so schwer?

Zwei Hände, die einander loslassen

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Loslassen kann auch einen Gewinn bedeuten

Die Macht der Gewohnheit

Der Mensch bleibt im Vertrauten, weil er weiß, was ihn erwartet. Dieses Verhalten gibt dem ihm ein gewisses Maß an Sicherheit. Manche ziehen eine unbefriedigende Situation einer ungewissen vor. Das ist mitunter der Hauptgrund, warum viele Menschen in angeknacksten Beziehungen bleiben: Sie haben Angst vor der Veränderung.

Angst ist generell eine große Hürde. Eingeimpfte Aussagen wie „Wer weiß, was da auf mich zukommt“ fördern die Furcht, loszulassen und einen Neubeginn zu wagen. Gleichermaßen kann mangelndes Selbstwertgefühl einer neuen Situation im Weg stehen. Dabei kann selbst eine schwierige Lebenssituation, aus der man sich nicht befreien kann, einen Gewinn bedeuten.

Wie erkenne ich, was ich loslassen muss?

Um herauszufinden, was einem in seinem Leben belastet, benötigt man Zeit und die Fähigkeit der Selbstreflexion. Erst wenn man selbst erkannt hat, was man loslassen oder ändern muss, kann man mit etwas Neuem beginnen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien“-Magazin, 14. Jänner 2013

Die so genannte „Wunderfrage“ kann dabei helfen, herauszufinden, was man loslassen sollte und was man gleichbleibend wünscht: „Stellen sie sich vor, in der Nacht sei ein Wunder geschehen. Sie stehen auf, wissen nicht das ein Wunder geschah, sondern bemerken nur, dass sich etwas verändert hat. Was hat sich verändert? Wie sieht das Leben nach dem geschehenen Wunder aus? Wo und in welchen Bereichen hat Veränderung statt gefunden? Wie fühlen sie sich?“

Wenn man diese Frage für sich beantworten kann, hat man den ersten Schritt getan. Denn alles, was man sich vorstellen kann, kann man auch umsetzen.

Voraussetzungen für den Neuanfang

Um neu zu beginnen, braucht man Zuversicht und eine Vorstellung davon, wie es ohne alte Gewohnheiten, Beziehungen oder Arbeitgeber sein wird. Wenn man weiß, wofür man den Neuanfang wagt, findet man Kraft, Ängste und Unsicherheiten zu überwinden.

Darüber hinaus hilft es, sich selbst zu vertrauen, offen gegenüber Neuem zu sein und sich von Schuldgefühlen zu lösen. Man muss sich aber auch den Mut eingestehen, Fehler zu machen. Denn auch Umwege führen zum Erreichen des Ziels.

Grundbedingung ist, selbst aktiv zu werden und nicht zu hoffen, dass andere entscheiden.

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