Die Schüchternheit bewältigen

Einen fremden Menschen ansprechen oder im Mittelpunkt stehen ist manchen Menschen unangenehm. Der Grund: Sie sind schüchtern und haben Versagensängste. Radio-Wien-Psychologin Karin Busch-Frankl zum Thema Schüchternheit.

Schüchternheit wird als eine Persönlichkeitseigenschaft bezeichnet, die sich durch ängstliches, zurückhaltendes Verhalten in unterschiedlichen Situationen äußert. Schüchterne Menschen haben Angst vor der Beachtung durch Mitmenschen, da sie denken, diese würden sie negativ beurteilen oder ablehnen. Diese Angst führt dazu, dass es zu einer Konzentration und erhöhten Aufmerksamkeit kommt. Sie fühlen sich häufiger beobachtet.

Aufgrund dieser Angst werden soziale Situationen gemieden und schüchterne Menschen haben Versagensängste. Sie denken, dass sie Aufgaben nicht schaffen oder Anforderungen nicht gerecht werden. Es folgen Panik und es treten körperliche Symptome wie Erröten oder Schwindelgefühle auf. Nimmt diese Angst ein gewisses Ausmaß an, spricht man von sozialer Phobie. Schüchternheit an sich ist jedoch nichts Negatives, solange es als Eigenschaft ins Selbstbild passend empfunden wird und es zu keinem Leidensdruck kommt.

Eine schüchterne Frau, die sich die Hände vor das Gesicht hält

Fotolia.com/Ariwasabi

Schüchternheit führt zu Panik, Erröten oder Schwindelgefühlen

Ursachen und Folgen von Schüchternheit

Häufig sind die Ursachen in der Kindheit zu finden. Eltern, die ihre Kinder zu sehr behüten und ihnen zu wenig Raum zur freien Selbstentfaltung geben, entwickeln ein eingeschränktes Selbstbewusstsein. Ein weiterer Grund kann sein, dass Eltern Kinder mit schlechten Leistungen oder unerwünschtes Verhalten mit Liebesentzug bestrafen. Auch dadurch entstehen Versagensängste.

Richtig hingegen wäre, Positives zu stärken, um dadurch ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Mangelt es an diesem, entwickelt sich in Folge häufig eine Schüchternheit. Wie Schüchternheit empfunden wird und ob Menschen darunter leiden, ist sehr individuell.

Nicht jeder Mensch ist gleich extrovertiert, ein Teil ist sicherlich genetisch bedingt. Folge des Rückzugs aufgrund von Schüchternheit ist eine kurzfristige Erleichterung, längerfristig leiden Menschen darunter und es entsteht ein so genannter Teufelskreislauf der Angst.

Wie kann ich Schüchternheit überwinden?

Indem man kleine Schritte wagt, kann man den Teufelskreis des Vermeidens durchbrechen. Man muss Dinge ausprobieren, um die Möglichkeit für Erfolge zu schaffen. Wer nur vermeidet nimmt sich die Gelegenheit, erfolgreich zu sein. Glaubenssätze wie „Ich bin uninteressant“ oder „Ich kann nichts“ müssen anders bewertet werden. Man muss seine Schwächen akzeptieren und gleichzeitig auf die Stärken achten.

Sendungshinweis:

Radio-Wien-Magazin, 11. Februar 2013

Wer mit sich selbst zufrieden ist, transportiert dieses Gefühl auch nach außen und tritt selbstsicher auf. Versuchen sie, sich fünf Zentimeter größer zu fühlen. Dadurch geht man aufrechter und signalisiert Selbstsicherheit.

Darüber hinaus kann man Small talk auch üben. Die meisten Menschen reden gerne über sich selbst. Diesen Umstand kann man nützen, um mit jemanden ins Gespräch zu kommen. Nachfragen und Interesse zeigen - dadurch ist oft der erste Schritt in der Kommunikation getan.

Link: