„Böse Dinge“: Die Grenzen des Geschmacks

Salz rieselt aus dem Busen, Schlapfen haben einen Penis, Stehlampen Gewehrdesign: Was ist böse und was geschmacklich daneben? Diese Fragen greift das Hofmobiliendepot in der Ausstellung „Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks“ auf.

Im Vorjahr verzeichnete das Hofmobiliendepot ein Besucherplus von 9,5 Prozent. Mit der neuen Ausstellung dürfte diese Zahl noch einmal steigen. Die Schau könnte ein Publikumsmagnet werden. „Böse Dinge“ fasst zusammen, was Geschmacksverirrung bedeutet und stellt aktuelle und historische Positionen gegenüber. Insgesamt sind 500 Exponate zu sehen.

Vier Sorten Kitsch

„Wollen wir erkennen, worin der gute Geschmack besteht, müssen wir zuerst den schlechten Geschmack beseitigen“, sagte der Kunshistoriker Gustav Pazaurek. Er unterteilte schon 1912 Geschmacksverirrungen in vier Kategorien: Materialfehler, Konstruktionsfehler, Dekorfehler und Kitsch. Doch auch da gibt es nochmals Unterkategorien.

„Reklamekitsch, Souvenirkitsch, religiöser Kitsch und eine Kategorie ist auch der Hurrakitsch. Da werden patriotische Gefühle angeregt“, sagt Imre Volkers vom Berliner Werkbundarchiv, das die Ausstellung entwickelte. Beispiele dafür sind etwa die Obama-Turnschuhe oder die Sissi-Quietschentchen.

Die Schau zeigt etliche Leihgaben aus der Sammlung Pazaureks. Mit anderen historischen Objekten ergibt sich ein Bild früherer Geschmacksverirrungen, das aktuellen Produkten gegenübergestellt wird. Laut den Kuratoren zeigt sich dabei ein „Emanzipation zum schlechten Geschmack.“ Es kommen aber noch neue Fehlerkategorien dazu, die eher im Vertrieb oder im Herstellungsprozess liegen, etwa Kinderarbeit, sexistische oder rassistische Gestaltung oder Umweltverschmutzung.

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 17.2.2014

„Heute wird intensiv über Ressourcenverschwendung oder Nachhaltigkeit diskutiert. Es ist ein interessantes Phänomen, dass es zu Anfang des 20. Jahrhunderts ähnliche Überlegungen gab. Es macht daher durchaus Sinn, das heute zu thematisieren“, sagt Renate Flagmeier vom Werkbund.

Jeder kann „böse Dinge“ mitbringen

Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sind zur aktiven Mitgestaltung eingeladen. Jeder kann mit seinem eigenen „bösen“ Objekt die „Enzyklopädie des Ungeschmacks“ erweitern. Jeder mitgebrachte Gegenstand bekommt ein Identifikationskärtchen, auf dem sich der ursprüngliche Besitzer verewigt und den Grund nennt, warum der Gegenstand aus seiner Sicht „böse“ ist. Zum Ende der Ausstellung werden die Besuchergeschenke verkauft. Der Erlös kommt dem Neunerhaus zugute.

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