Wahre Freundschaft

Woran erkennt man einen wahren Freund, gibt es Freundschaft zwischen Männern und Frauen und worin liegt der Unterschied zwischen Freundschaft und Partnerschaft-Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Antworten.

„Mitfühlen“ ist das Schlüsselwort, wenn es um Freundschaft geht. Dabei ist weniger wichtig, wie oft wir einen Menschen sehen oder hören, sondern wie sehr sich beide einander verbunden fühlen. Es geht auch nicht um die Menge an Facebook-Freunden, die wir haben oder dass wenn wir ihnen all unsere Erlebnisse und Gefühle kommunizieren, wir dafür möglichst viele likes kassieren.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 24.8.2017

Freunde teilen Emotionen im echten Leben: sie können sich mitfreuen und zeigen Einfühlungsvermögen bei unangenehmen Gefühlen wie Schmerzen aller Art, aber auch Wut oder Trauer. Aber sie leiden nicht mit und bestärken auch nicht die negativen Seiten. Vielmehr versuchen sie zu helfen, aufzurichten, da zu sein. Dies muss nicht immer auf angenehme Art daherkommen. Echte Freunde richten einem schon auch einmal die „Wadln viere“ und verhindern damit, dass wir uns selbst noch tiefer im eigenen Leid suhlen oder noch mehr von außen abschotten als nötig ist.

Studien haben auch ergeben, dass gute Freunde einen ähnlichen Humor haben, zuhören können und das Beste in einander sehen und zum Vorschein bringen. Lebenslange Treue, auch wenn man sich lange nicht sieht, ist genauso ein Zeichen, wie einander ehrlich die Meinung sagen, auch wenn es unangenehm ist. Das ist nämlich ein Signal für tiefes gegenseitiges Vertrauen und dass wir uns nicht davor fürchten müssen, den anderen zu verlieren, wenn wir unsere Gedanken und Gefühle offen zeigen. Zu guter Letzt sind wahre Freunde selbstverständlich da, wenn wir sie wirklich brauchen.

Freunde laufen gemeinsam über eine Wiese

Colourbox.de

Freundschaft zwischen Männern und Frauen?

Bei dieser Frage scheiden sich schon lange die Geister. Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die andere nicht unabhängig von ihren eigenen Bedürfnissen sehen können und die sich von der körperlichen Erscheinung anderer stark beeinflussen lassen, die Frage negativ beantworten. Kurz gesagt: Wer Menschen auf die eigene körperliche Bedürfnisbefriedigung reduziert, der wendet sich ab, sobald klar wird, dass daraus nichts wird.

Viele Menschen ticken aber anders, sie sind sehr wohl auch oder sogar vor allem an geistigem und emotionalen Austausch interessiert – und dazu ist es egal, in welchem Körper jemand steckt, ob dieser männlich oder weiblich, alt oder jung ist, aus dem eigenen Kulturkreis oder von woanders herkommt. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und gerade der Austausch zwischen Männern und Frauen, die nichts voneinander wollen, kann enorm bereichernd sein und tiefe Erkenntnisse in sich selbst und die anderen entlang der Unterschiede, die diskutiert werden, mit sich bringen.

Auch für Menschen, die sich in feste Partnerschaften befinden ist es enorm wichtig, andere Freundschaften zu pflegen, denn warum soll ein und derselbe Mensch alle Interessen und Bedürfnisse abdecken können? Vertrauen und Offenheit, Loyalität und Verlässlichkeit sind für Partnerschaften wie für Freundschaften wesentlich.

Unterschied zwischen Freundschaft und Partnerschaft

Meiner Ansicht nach liegt er zunächst im Grad der Intimität, in der gelebten Sexualität sowie im geteilten Alltag. „Liebe“ kann in beiden Fällen vorhanden sein, sie drückt sich eben nur anders aus. Vertrauen, Unterstützung, Nähe, Sympathie ist immer Bestandteil, sowohl zwischen Freunden als auch Partnern. Viele Freundschaften überdauern aber partnerschaftliche Beziehungen. Warum meint man dann eigentlich nicht Freundschaft, wenn man von der „Liebe seines Lebens“ spricht?

Hier kommen andere Unterscheidungsmerkmale ins Spiel, beispielsweise die Exklusivität und der Zeitaufwand. Partner hat man (offiziell zumindest meist) nur einen, Freunde kann man mehrere haben. Mit dem Partner verbringt man die meiste Zeit, die Zeit mit den Freunden wird weniger, wenn man in einer Partnerschaft ist.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“