Sturm im Beziehungsleben

Was macht die Kommunikation in der Beziehungskrise so schwierig und wie können wir miteinander kommunizieren, wenn die Fronten verhärtet sind- Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Die drei Grundformen an denen wir erkennen können, dass es nicht mehr ganz so mit der Beziehung klappt sind: Festhalten, Wegschieben und Ignorieren. Festhalten geschieht etwa indem wir versuchen, an Altem festzuhalten wie an den schönen Erinnerungen, an der „guten alten Zeit“ und etwa daran, dass man versucht gewohnte Rituale immer wieder aufzuwärmen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 11.1.2018

Wegschieben geschieht, indem wir den anderen abwerten, an allem Möglichen herumnörgeln, ihn kritisieren und verändern wollen oder das Gute der gemeinsamen Vergangenheit anzweifeln. Ignoranz erkennt man daran, wenn sich ein Partner immer öfter oder immer länger fernhält, einer Diskussion entzieht oder auch fremdgeht. Wobei Ignoranz hier primär das Ignorieren der Beziehungskrise meint, was erst das Ausblenden des Partners und seiner Perspektiven, Wünsche und Bedürfnisse bewirkt.

Unglueckliches Paar

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Schwierige Kommunikation in der Krise

Kein Mensch will enttäuscht, verlassen oder verletzt werden. Wir wollen aber auch andere weder enttäuschen, noch verletzen. Aber vielleicht verlassen. Und allein schon der Wunsch nach einer Veränderung im Beziehungsstatus beinhaltet die Enttäuschung und massive Verletzung des anderen ganz automatisch – zumindest wenn der andere an der Beziehung festhalten möchte.

Und oft ist das Problem genau dieses: Einer entwickelt sich weiter oder wo anders hin und der andere bleibt stehen, sieht nicht mehr das Hier und Jetzt, sondern eher seine Vorstellung von einem gelingenden Miteinander oder hält an der gemeinsame Vergangenheit fest.

Wenn Partner aber nur ihre eigene Vorstellung bestätigt haben möchten – sei es die der Veränderung oder die des Stehenbleibens, das ist egal -, so kann eine offene Kommunikation kaum geschehen. Weil eben Festhalten, Wegschieben und Ignoranz aus Angst vor Verletzung (also sowohl verletzt zu werden, als auch den anderen zu verletzen) gegen einen echten Austausch arbeiten.

Wenn die Fronten verhärtet sind

Am Wichtigsten ist, dass beide Partner wissen, was sie wollen. Dazu sollten sie zunächst einmal in sich gehen und herausfinden, wo sie selbst stehen, welche Bedürfnisse und Erwartungen sie an sich selbst und an den anderen haben und welche Entwicklung ihrer Meinung nach ansteht. Dieser Prozess sollte alleine mit sich geschehen.

Zum anderen sollte jedem Partner klar sein, was genau es am anderen schätzt, warum er mit diesem Partner zusammen ist, was er aber darüber hinaus verändern will.

Klarheit, Zeit und Wertschätzung sind die wesentlichen Komponenten einer fruchtbaren Krisenkommunikation: Am besten man nimmt sich einen bestimmten Zeitraum für das Krisengespräch in angenehmer Atmosphäre und teilt sich gegenseitig mit, wie man das (Beziehungs)Leben derzeit sieht, was man empfindet, was man möchte und auch nicht möchte. Was man am anderen schätzt und was einem in der Beziehung fehlt.

Und dann ist Zuhören gefragt. Für einen gelingenden Austausch braucht es natürlich zwei Seiten, die zur Klarheit und Wertschätzung fähig und willens sind. Unter diesem Umständen können beide Partner aneinander lernen und entweder einen neuen Weg zueinander finden oder schwere Verletzungen vermeiden, die dann das zukünftige Beziehungsleben mit neuen Partnern beeinträchtigen. Je besser wir uns und den anderen verstehen, desto mehr lernen wir.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“