„Lieb,brav und gescheit“- gut erzogen?

Wann ist Kindererziehung tatsächlich gelungen, was können Eltern in der Erziehung richtig bzw. falsch machen? Kommunikationsexpertin Nana Walzer mit Tipps.

Früher verstand man unter „guten Kindern“ solche, die sich wohl zu verhalten wissen, die höflich und rücksichtsvoll, mit ihren eigenen Wünschen zurückhaltend und in der Schule fleißig sind. Heute sieht die Erwartung an das Resultat einer gelungenen Kindheit etwas anders aus: Wir erwarten eher aufgeweckte Kinder mit genügend Manieren, die emotional stabil und sozial engagiert sind, selbständig agieren können und gut auf sich selbst achten.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 1.2.2018

Gerade in unseren stark technologisierten Zeiten wird oft zwischen denen, die nur am Handy oder der Spielekonsole hängen und jenen, die tatsächlichen Austausch mit realen Menschen pflegen und körperlichen und geistigen Interessen folgen, unterschieden. Die Grundfrage, die Eltern dabei bewegt ist, ob ihre Kinder denn gut überlebensfähig sind, also ob sie in der Lage sind, das Überlebensproblem zu bewältigen: sich ein gutes Leben selbst erarbeiten und glückliche Beziehungen führen können.

Froehliche Kinder liegen am Boden

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Fünf Schritte, um ein Kind gut zu erziehen

Harvard Studien zufolge sind es 5 Schritte, um ein Kind gut zu erziehen:

1. Qualitätszeit gemeinsam verbringen: Das bedeutet, täglich eine Zeit lang die volle Aufmerksamkeit aufzubringen, also nicht nur körperlich anwesend zu sein. Das kann gemeinsam Spielen (etwas, das dem Kind Spaß macht), etwas vorlesen, miteinander reden und aufmerksam zuhören sein.

2. Ein starkes Vorbild sein: Was wir tun beeinflusst unsere Kinder mehr als alles andere. Gerade auch was den Umgang mit Fehlern und Konflikten betrifft. Auch wir als Eltern verhalten uns nicht immer astrein, werden wütend, laut oder sagen etwas, das wir nicht so meinen. Und gerade dann ist das vorbildhafte Verhalten gefragt, denn so zeigen und lehren wir menschliche Größe: Geben wir unsere Fehler zu, entschuldigen wir uns, versuchen wir etwas wieder gut zu machen und planen wir, es nächstes Mal besser zu machen.

3. Mitmenschlichkeit: Das eigene Glück nicht von dem Glück der anderen zu trennen ist der Schlüssel zur Mitmenschlichkeit. Als Eltern können wir Verantwortung und Verpflichtung vorleben aber auch verlangen.

4. Dankbarkeit und Wertschätzung: Binden Sie Ihre Kinder in alltägliche Tätigkeiten ein und zeigen Sie Ihre Dankbarkeit, Seien Sie offen, die Dankbarkeit Ihres Kindes für Ihr eigenes Verhalten zu empfangen – und freuen Sie sich sichtbar und spürbar darüber.

5. Lehren sie das „Große Ganze“: Einfühlung in andere ist die eine Richtung der guten Entwicklung, das sich-herausnehmen können und das Ganze mit einem gewissen Abstand zu betrachten ist die andere. Erst durch Reflexion, Zuordnen, Neuordnen kann Verstehen wirklich stattfinden.

Wann ist es für die fünf Schritte zu spät?

Für diese 5 Schritte ist es nie zu spät. Allerdings kann ein pubertierender Jugendlicher schon eine große Herausforderung für Geduld und Vorbildhaftigkeit sein. Seien wir also besonders geduldig mit uns selbst und versuchen wir, diese anstrengende Phase als das zu sehen, was sie ist: eine Phase, die früher oder später vorbei geht und in der wir uns so gut wie möglich gehalten haben.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“