Wie nah ist nah genug in Beziehungen?

Kommunikationsexpertin Nana Walzer über Intimtät in Beziehungen- Nähe und Distanz-wie findet man den richtigen Abstand zueinander und wie können wir die Intimität in einer Beziehung steigern.

Intimität kann man mit „Vertraulichkeit“ übersetzen. Ihr zu Grunde liegt ein gewisses Vertrauen. Werden wir intim miteinander, so lernen wir uns besser kennen und durchbrechen dabei gewisse Grenzen oder Abgrenzungen, die wir mit anderen Menschen im Alltag aufrechterhalten. Natürlich zählt dazu ein enger Körperkontakt. Die Palette von körperlicher Intimität reicht von reiner physischer Nähe und Blickkontakten über Umarmungen bis zu Streicheleinheiten zum sexuellen Kontakt.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 29.3.2018

Aber auch das Austauschen von inneren Sichtweisen, von persönlichen Geheimnissen, von tiefen Emotionen, von Wünschen, Ängsten und Bedürfnissen kann intim sein.

Wir können einander also auf verschiedene Weisen und sogar sprichwörtlich „nahestehen“. Manche Menschen lassen wir einfach näher an uns heran: geistig, emotional und körperlich.

Mit „Intimsphäre“ wird dann der Raum bezeichnet, der uns selbst zutiefst vertraut ist. Es ist unser persönlicher Eigenraum, zu dem nur ganz wenige -wenn überhaupt- Menschen Zugang oder auch nur Einblick gewährt bekommen.

Mann und Frau küssen sich

Colourbox.de

Nähe und Distanz- der richtige Abstand

Wer kennt das nicht, wenn sich Menschen, die wir vielleicht nicht so gerne mögen oder die wir noch gar nicht gut kennen, zu nahe an uns heranstellen. Wir halten normalerweise einen „natürlichen“ Abstand von mindestens einem halben Meter zueinander. Wer ungebeten in diese, unsere „Wohlfühlzone“ eindringt muss mit Reaktionen rechnen. Wir fühlen uns bedrängt und weichen zurück oder richten uns auf, um den anderen zum Zurückweichen zu veranlassen. In einer vollen U-Bahn werden wir aber manchmal völlig aneinander gequetscht. Damit der unerwünschte Körperkontakt dann nicht zu intim wird, senken wir den Blick, schauen aufs Handy oder sonst wohin.

Die persönliche Distanz zwischen Menschen im Gespräch beträgt etwa 0,5-1,2m. Je besser man sich kennt, desto näher kann man einander kommen. Aber innerhalb eines halben Meters handelt es sich um intimen, also familiären, sehr freundschaftlichen oder sexuellen Kontakt. In der Arbeitswelt hat eine solche Nähe nichts verloren. Je formeller die Situation, desto weiter weg stehen Menschen. Natürlich gibt es da kulturelle Unterschiede. In anderen Ländern halten Männer oder Frauen Händchen auf der Straße, ohne deshalb Partner zu sein.

Den richtigen Abstand zueinander erkennt man daran, dass sich beide Beteiligten wohl fühlen und gerne in Augenkontakt zueinander treten.

Intimität in einer Beziehung steigern

Nähe, Intimität und Geborgenheit sind wesentliche Anzeichen einer erfüllten Beziehung. Ihre Gegenspieler sind Kritik, Verachtung, Rechtfertigung oder Mauern hochziehen. Sie verhindern, dass wir uns dem anderen öffnen oder auch nur annähern wollen. Weder körperlich, noch geistig oder emotional.

Um sich anderen Menschen zu zeigen und seine intime Gedanken- und Gefühlswelt zu offenbaren brauchen wir eine gewisse Selbstsicherheit. Denn gerade wenn es schwierig wird und wir nicht damit rechnen können, dass dem anderen gefällt, was wir zu sagen haben, sollten wir uns in intimen Beziehungen öffnen können. Eine solche Fähigkeit zur Intimität braucht keine Bestätigung von außen.

Andere Mittel sind, die körperliche Beziehung zu pflegen und sei es durch Streicheleinheiten oder Massagen und kleinen Berührungen. Zudem kann man Momente der Begegnung schaffen. Dazu brauchen wir Zeit, Ort und den Willen von beiden Seiten, einander voll wahrzunehmen, also körperlich, geistig und emotional.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“