Wie uns die erste Liebe prägt

Warum bleibt uns der erste Kuss so lebhaft in Erinnerung, welche Spuren hinterläßt die erste Liebe und was verrät uns die erste echte Beziehung über unser Beziehungsverhalten-Tipps von Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Die Wirkung eines guten Kusses ist nicht zu unterschätzen. Das Bindungshormon Oxytocin wird ausgeschüttet und das Stresshormon Kortisol gleichzeitig abgebaut. Wir fühlen uns also entspannter und verbundener nach einem guten Kuss. Die Lippen sind voller höchst sensibler Nervenenden, daher kann uns die kleinste Berührung stark reizen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 26.4.2018

Man könnte Lippen fast als unsere sichtbaren erogenen Zonen bezeichnen. Schon ihr Anblick verrät uns viel über den anderen, über seine Gefühlslage etwa. Aber beim Küssen berühren sich auch die Nasen fast und damit kommt der olfaktorische Reiz, also das Riechen und damit das Schmecken zum Fühlen und Sehen dazu. Küssen ist also ein sinnliches Gesamtkunstwerk. Kein Wunder also, dass uns der erste – gute – Kuss besonders in Erinnerung bleibt.

Mann und Frau kuessen sich an einem Steinstrand

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Welche Spuren hinterläßt die erste Liebe?

Erinnern wir uns zurück an die Zeit als wir träumende und sehnsüchtige Teenager waren. Damals war das Thema Liebe das größte der Welt. Da die Erfahrungen noch fehlen, ist die Vorstellungswelt umso bunter. Liebe ist ideal. Und die erste Liebe ist zudem einmalig. Erleben wir die erste Liebe positiv, so ist die Versuchung daher groß, sie im Nachhinein zu einem einmaligen und idealen Erlebnis zu verklären. Wir suchen dann vielleicht den Rest des Lebens ähnlich intensiv prägende Erfahrungen.

Ist die erste Liebe aber nicht so glücklich verlaufen, so hinterlässt sie andere nachhaltige Eindrücke. Selbstzweifel und Ängste können sich entwickeln. Interessanterweise hängt aber die Beziehungsfähigkeit weniger mit dem Verlauf der ersten Liebe zusammen, als vielmehr mit der Reife der Persönlichkeit. Diese zeigt sich zumeist erst mit Mitte 20, also eine gute Zeit nach der ersten Liebeserfahrung. In dieser Lebensphase ist auch die Bereitschaft, eine längerfristige Beziehung eingehen zu wollen größer und die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung daher geringer.

Liebesbeziehungen prägen Beziehungsverhalten

Wer bereits mit Anfang bis Mitte 20 eine Partnerschaft hatte, unterscheidet sich Studien zufolge mit ihrer Persönlichkeit von Singles. Solche Beziehungserfahrungen gehen mit einem sozialeren, gewissenhafteren und emotional stabileren Verhalten einher. Es ist aber durchaus ungeklärt, ob es das Vorhandensein einer reifen Persönlichkeit ist, die eine gute Beziehungen erst ermöglicht oder ob es gute frühe Beziehungserfahrungen sind, die solche Menschen zu reifem Sozialverhalten ermutigen.

Generell kann man aber feststellen, dass ein Mensch von seinen Liebesbeziehungen in seinem Beziehungsverhalten enorm stark geprägt wird. Partnerschaften wirken sich positiv aus, erkennbar an Selbstbewusstsein und Aufgeschlossenheit. Wer zu früh schon zu lange Single bleibt, weist Untersuchungen zufolge ein schwächeres Selbstwertgefühl und eine höhere emotionale Instabilität sowie Introvertiertheit auf.

Wer ungesellig ist, hat zudem häufiger psychische und körperliche Probleme, bis hin zu einer geringeren Lebenserwartung. Die erste Liebesbeziehung ist damit ein wesentlicher Schritt beim Erwachsenwerden. Solche starken Wirkungen haben weder das erste Kind noch der erste Job auf uns. Die gute Nachricht: Auch einstige Singles legen nach einiger Zeit positiven Beziehungserlebens die Schüchternheit ab und im Selbstwertgefühl zu.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“