Seife im Trend

Sie ist mit über 6.500 Jahren das älteste Kosmetikprodukt. Während die Seife gegen Ende des letzten Jahrhunderts eher ein Schattendasein fristete, ist sie laut „Radio Wien“-Beauty-Expertin Helga Fiala nun wieder zum Kultprodukt avanciert.

Seifen sind waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside. Chemisch gesehen sind sie Alkalisalze höherer Fettsäuren, hergestellt aus pflanzlichen oder tierischen Fetten, die mit Natronlauge „verseift“ aufgespalten werden. Sie werden hauptsächlich zur Körperreinigung verwendet.

Wasser und Seife bilden zusammen eine Art Waschlauge, die Fett- und Schmutzpartikel von der Haut lösen kann.

Der Ursprung der Seife

Die erste Seife wurde vor über 6.500 Jahren erfunden. Bereits etwa 4.500 vor Christus entwickelten die Sumerer eine Vorform, die aus Pottasche und Ölen hergestellt wurde. Um an die benötigte Pflanzenasche zu kommen, verbrannten die Sumerer Tannenzapfen oder Dattelpalmen. Sie übersahen jedoch den reinigenden Effekt und verwendeten das Gemisch als Heilmittel.

Die Ägypter und Griechen dürften etwa 2.700 bis 2.200 vor Christus eine ähnliche Anleitung zur Herstellung von Seife verwendet haben, wobei erst die Germanen und Gallier die Seife als „dekoratives Kosmetikum“ entdeckten. Sie verwendeten die aus Ziegen- Rinder- oder Hirschtalg hergestellte Seife als Bleichmittel für die Haare oder frisierten sich mit einer Art Seifen-Pomade. Bräuche, die von den Römern dann übernommen wurden.

Seife

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Von der Badekultur bis zur Trockenwäsche

Trotz ihrer hoch entwickelten Badekultur verwendeten die Römer die Seife zur Körperreinigung erst ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus.

In der weiteren Entwicklung der Seifensiederkunst zeigten sich die Araber im siebenten Jahrhundert als sehr einfallsreich. Sie verkochten erstmals Öl und Lauge unter Einsatz von gebranntem Kalk miteinander und gewannen dadurch besonders feste Seifen, die in ihrer Konsistenz mit der heutigen vergleichbar ist. Die Aleppo-Seife ist heute noch ein hochgeschätztes Produkt.

Dieses Wissen verbreitete sich schnell in Europa, wobei die meist parfümierten Luxusseifen nur dem Adel vorbehalten waren. Erst durch die Entwicklung einer Badekultur mit öffentlichen Badehäusern kam auch die breite Bevölkerung mit der Seife in Berührung. Dieser Badekultur setzten Pest und Syphilis jedoch im 14. Jahrhundert ein jähes Ende.

Im Mittelalter hütete man sich vor Wasser und Seife aufgrund des Irrglaubens, dass Krankheiten überhaupt erst durch die Seife in den Körper gelangen. Damit breiteten sich Seuchen wie Pest und Cholera weiter aus.

Sendungshinweis:

„Radio Wien“ am Wochenende, 2.6.2018

Im 16. und 17. Jahrhundert galt die Trockenwäsche als chic. Statt Wasser und Seife verwendete man Tücher, Parfüm und Puder, weshalb sich Keime, Läuse und Flöhe ungehindert ausbreiten konnten.

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein vertraten die Ärzte in Europa die Meinung, dass Wasser und Luft dem Körper schade. Das Einpudern der Haut und Kleidung diente als Schutz vor diesen „schädlichen Elementen“.

Waschen wird modern

Erst im bürgerlichen 19. Jahrhundert ging man dazu über, den Körper regelmäßig zu waschen und von unangenehmen Gerüchen zu befreien. Waschen wurde modern.

In den 1920er Jahren war es möglich, durch die industrielle Produktion die Seife als Massenartikel herzustellen. Das preisgünstigere Herstellverfahren „Leblanc-“, später „Solvay-Verfahren“ wurde erfunden.

Seifenherstellung heute

Heute werden Seifen aus pflanzlichen oder tierischen Fetten hergestellt, zum Beispiel aus Kokosfett, Olivenöl, Palmöl oder Talg. Diese Fette werden bei der Seifenherstellung zerlegt, indem sie mit einer Lauge gekocht werden. Dieses Verfahren nennt man „Seifensieden“.

Die sogenannte „Feinseife“, oder auch „Toilettenseife“, wird meist zum Händewaschen verwendet. Sie besteht aus geruchsneutralen Fetten mit pflegenden Zusätzen sowie Parfümen und Farbstoffen. Der Nachteil der alkalischen Seife ist, dass diese nicht nur den vorhandenen Schmutz entfernt, sondern auch den hauteigenen Fettfilm löst, was zu rissiger und rauer Haut führen kann. Sie erzeugt außerdem einen Anstieg des Haut-pH-Wertes und zerstört so den Säureschutzmantel.

Revolution des Waschens: „Seife ohne Seife“

Die Erkenntnis, dass die gesunde Haut leicht sauer ist und herkömmliche alkalische Seifen den Säureschutzmantel angreifen, führte zur Entwicklung von seifenfreien Waschstücken, abgestimmt auf den pH-Wert 5,5 der gesunden Haut. Diese sogenannten „Syndets“ sind seifenfreie, waschaktive Substanzen mit einer besonders hautverträglichen Wirkung.

Seifenkultur heute

Die Seife hat sich vom Reinigungsprodukt zum dekorativen und aromatischen Kosmetikprodukt entwickelt. Beliebt sind Hafermilchseifen oder kalt gerührte Seifen aus Pflanzenölen. Als Basis dienen Zutaten wie griechisches Olivenöl, Avocadoöl, süßes Mandelöl oder Kokosnussöl. Kräuter wie Salbei oder Lorbeer sorgen nicht nur für den Duft, sondern auch für Peeling-Effekte. Auch Sand, Salz, Algen, Gewürze und sogar Fruchtmark kommen zum Einsatz.

Eine passende Variante findet sich heute für jeden Seifenliebhaber. Die Palette reicht von Shampoo- und Rasierseifen über Seifenchips, die in die Wanne gestreut werden, bis hin zu Seifen mit Massagenoppen.

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