Tazi-Preve: Kleinfamilie ist überlastet

In „Menschen im Gespräch“ erzählt die Politologin Mariam Irene Tazi-Preve, warum sie Familienforschung betreibt, wie sie selbst den Druck erlebt hat, der auf Müttern lastet, und warum wir uns von den gängigen Idealen befreien sollten.

„Familie ist politisch“, sagt die gebürtige Tirolerin bestimmt. Der Staat sei schließlich an Nachwuchs interessiert, und würde deshalb auch viel in die Steuerung und Lenkung von Familien investieren - basierend auf dem Kleinfamilienmodell. Aber nicht nur gesetzliche Absicherungen und Förderungen wären es, die uns vom familiären Idyll träumen lassen. Auch die Propagierung durch Filme, Bücher, Magazine und vielem mehr tue sein übrigens dazu. Demgegenüber stünden Scheidungs- und Trennungsraten und individuelles Leid.

Mariam Tazi-Preve

Mariam Tazi-Preve

Kindererziehung als gesellschaftliche Aufgabe

Mit ihrer Forschungsarbeit und mit ihrem Buch „Vom Versagen der Kleinfamilie“ will Mariam Tazi-Preve vor allem Müttern, aber auch Vätern den Druck nehmen, sich persönlich verantwortlich und schuldig zu fühlen, wenn sie den gesellschaftlichen - und oft auch den eigenen - Erwartungen nicht gerecht werden. „Einer oder zwei Menschen sind zu wenig, um ein Kind zu erziehen“, ist sie überzeugt. Das Ideal der romantischen Liebe sei damit sowieso kaum kompatibel, und das überhöhte Mutterbild resultiere in Überlastung. Die Folge wären unglückliche Mütter und neurotisierte Kinder.

Menschen im Gespräch
Miriam Irene Tazi-Preve
zu Gast bei Ingrid Rehusch
Monta, 7. Mai, 19.00 Uhr

Daher rät sie jungen Eltern, vom Glauben an das Ideal der Kleinfamilie abzufallen und sich somit vom Druck, funktionieren zu müssen, zu befreien. Stattdessen sollten sie den Spruch, demzufolge man ein Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen, beherzigen: „Man muss Familie anders denken, erweitert sehen. Idealerweise findet man im Freundes- und Familienkreis Menschen, die die Verantwortung mittragen.“ Den Müttern schließlich wünscht Mariam Irene Tazi-Preve, „dass sie aufhören, sich schuldig zu fühlen.“

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