Die Trauben des armen Mannes

Dass man beim Holler den Hut ziehen sollte, das war und ist lange Zeit bekannt. Denn der Holunder gehört zu den Gehölzen, die seit Jahrhunderten genutzt und verehrt wurden, sagt Radio Wien Pflanzenexperte Karl Ploberger.

„Rinde, Beere, Blatt und Blüte
Jeder Teil ist Kraft und Güte,
jeder segensvoll“.

Früher wagte es niemand, einen zufällig beim Haus aufgegangenen Hollerstrauch abzuschneiden, denn die segensreichen Götter und Göttinnen wohnten in ihm. Und so war es klar, dass man „unterm Hollerbusch“ auch immer die wertvollsten Münzen und Schmuckstücke vergrub, wenn Gefahr drohte. Kam man dann nach vielen Jahren der Flucht zurück, wusste man, auch wenn das Haus vielleicht längst verfallen war, genau wo der Schatz liegt.

Sendungshinweis:

„Gut gelaunt in den Tag“, 17. August 2018

Holunder wächst in ganz Europa bis in eine Höhe von etwa 1.500 Meter. Am liebsten dort, wo humus- und damit nährstoffreiche Erde zu finden ist. Also meist am Waldrand, in der Nähe von Komposthaufen oder an Bachrändern. In der Küche findet der Holler vielfach seine Verwendung. Zunächst sind es im Frühsommer die Hollerblüten, die als Saft, Sekt oder herausgebacken als Köstlichkeit gelten. Getrocknet wird daraus ein herrlicher Tee.

Holunder

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Holunderbeeren

Der Holler als Ziergehölz

Jetzt im Spätsommer sind es die Früchte, die allerdings nur gekocht verwendet werden können, als Saft oder als Hollerröster. Mit Äpfeln und Zwetschken und einigen Gewürzen zusammen sind sie ein herbstlicher Genuss. Früher presste man daraus einen Saft, der vergoren zu Hollerwein wurde und den man aus Gründen der Sparsamkeit mit Rotwein mischte. Nach einigen Monaten wurde daraus ein köstlicher Haustrank. Daher auch der Name „Traube des armen Mannes“.

Gerade in den letzten Jahren hat sich der Holunder wieder einen fixen Platz im Garten erobert. Viele neue Sorten sind auf den Markt gekommen. Die beste Fruchtsorte ist der in Österreich selektierte „Haschberg“. Er hat die größten Trauben, mit gleichzeitiger Reife. Im Ziergarten ist die Sorte „Black Lace“ als Ersatz für die empfindlichen Japanischen Ahorne beliebt. Das dunkle, geschlitzte, Laub bildet einen tollen Kontrast im Hintergrund von Staudenbeeten.

Auch der weiß-gelb-grün panaschierte Holunder (Sambucus nigra „Albovariegata“) ist da und dort zu bekommen und ein interessanter Blickpunkt im Garten. Nicht so wüchsig, aber ebenfalls ein sehr dekorativ ist der Goldholunder (S. nigra „Southerlands Gold“).

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.

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