Nie wieder Lampenfieber

Warum löst das Reden vor vielen Menschen besonders leicht Lampenfieber aus und was können wir tun, um das Lampenfieber zu besiegen - Tipps hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Die Nervosität und Anspannung kommen davon, dass uns eine bestimmte Situation stresst und der Stress sich auf unser System auswirkt. Sogenannte Stressreaktionen können auf vier Ebenen stattfinden: Sie können unsere Balance im Kopf, im Gefühlshaushalt, im Körper und im Verhalten durcheinanderbringen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 8.11.2018

So haben wir dann beispielsweise ein Black-Out, sind unkonzentriert, verwechseln Worte oder stehen auf der Leitung. Oder wir fühlen uns hibbelig, haben ein schlechtes Gefühl, üble Vorahnungen, steigern uns in Panik hinein. Oder unser Körper macht seltsame Dinge - wir haben einen staubtrockenen Mund oder einen Frosch im Hals, schweißnasse Hände, Herzklopfen, weiche Knie, schnappen nach Luft etc. oder wir tun Komisches ohne es zu wollen wie mit den Haaren spielen, die Tonlage verändern.

Frau macht vor Laptop Entspannungsuebung

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Was Lampenfieber auslöst

Prüfungsangst ist ein gutes Beispiel: Wir müssen in einem bestimmten Augenblick vor kritisch-prüfenden Augen beweisen, was wir können. Und es steht etwas auf dem Spiel: Unser Selbstbild, unser Ansehen, das Schaffen einer Schulklasse, das Weiterführen eines Studiums, unser Status als Bester in einer gewissen Branche. Für manche wiegen diese Situationen so schwer, weil sie in ihren Augen ihre gesamte eigene Zukunft zunichtemachen können. Andere wiederum wollen ihr Selbstbild bestätigt wissen und nicht kritisiert werden.

Eine öffentliche Zurschaustellung der eigenen Person und Fähigkeiten ist immer ein Risiko, denn wir wissen normalerweise nicht, wie uns andere wirklich sehen. In solchen Situationen zeigt sich, ob unser Selbst- und Fremdbild zueinanderpassen oder ob wir uns selbst etwas vorgemacht haben. Dritte wiederum neigen selbst dazu, andere die auf der Bühne stehen, runterzumachen. Sie gehen davon aus, dass jedes Publikum dies tut und wollen unter keinen Umständen diejenigen sein, die lächerlich gemacht werden.

Andere erfahren tatsächlich Angst und Panikzustände, ihr Körper und ihre Psyche erleben dann etwa den Auftritt vor Publikum als lebensbedrohlich. Der Organismus schaltet auf Kampf oder Flucht, das Publikum wird als feindselig wahrgenommen.

Das Lampenfieber besiegen

Natürlich hat Nervosität auch mit Faktoren wie Selbstsicherheit und der Selbstwirksamkeit – also der Erfahrung, auch aus schwierigen Umständen erfolgreich hervorgehen zu können – zu tun. Resilienz ist ebenfalls ein Zauberwort, also wie gut wir unter Stress funktionieren und wie schnell wir hohe Stresspegel ausgleichen können. Übung macht in jedem Fall den Meister: je öfter wir in herausfordernden Situationen sind, umso weniger stressen sie uns. Zusätzlich helfen Atemübungen, denn eine ruhige tiefe Atmung signalisiert unserem Emotionshaushalt „alles in Ordnung“.

Das Ziel ist es, den unangenehmen Stress („Dystress“), der dazu da ist, uns vor einer Bedrohung zu warnen, umzuwandeln. Schaffen wir es, solche Situationen als anregende Herausforderung zu sehen, so interpretiert unser System die Stresshormone positiver. Letztendlich können wir dann sogar Energie aus einem erhöhten Adrenalinspiegel tanken und damit unsere körperliche Präsenz sowie unsere Aufmerksamkeit steigern. Eine der wirksamsten Methoden ist auch eine realistische Selbsteinschätzung, also uns selbst gegenüber nicht übermäßig kritisch aber auch nicht allzu selbstüberzeugt zu sein. Eine solche Haltung verleiht uns auch eine authentischere Ausstrahlung und diese kommt meist besser an, als der Versuch jemand zu sein, der wir nicht sind.

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Nana Walzer