In Diskussionen punkten

Wann ist in einer Diskussion etwas kein Argument, obwohl es innbrünstig behauptet wird und wie unterscheiden sich starke von schwachen Argumenten- Tipps von Kommunkationsexpertin Nana Walzer.

Im Wort „Behauptung“ steckt schon die Antwort: Dabei handelt es sich um Aussagen, die ohne wirkliche Grundlage daherkommen. Ihnen fehlt die gute Begründung, etwa eine, die auf Zahlen, Daten und Fakten beruht. Die reine persönliche Sichtweise kann natürlich auch Geltung haben, vor allem wenn Sie auf direkter Erfahrung beruht.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 13.12.2018

Viele Menschen verwechseln aber gefühlsmäßig das, was sie irgendwo einmal gehört haben oder was irgendwer von jemand völlig anderem erzählt bekommen hat, mit persönlicher Erfahrung aus nächster Nähe. So entstehen Vorurteile, die rein emotional begründet sind, weil sie für eine Person „irgendwie glaubwürdig klingen“. Und dass emotionale Aussagen für einen Menschen glaubwürdig klingen liegt daran, dass solche Gerüchte die eigenen Vorannahmen und Erwartungen, seien es Ängste oder Hoffnungen bestätigen.

Jede Form der Verallgemeinerung - nach dem Motto „Alle XY sind Z“, also etwa „alle Frauen können schlecht Autofahren“ - sind jedenfalls mit Vorsicht zu genießen. Solche Klischees sind einfache schwarz-weiß-Bilder und reduzieren die Wirklichkeit immer auf eine unzulässig enge Perspektive. Sobald die Argumente vielschichtiger werden und eine breite Palette an Sichtweisen diskutiert wird, können wir davon ausgehen, dass es realistischer zugeht. Dabei wird dann unterschieden, worüber genau geredet wird, was die fragwürdigen Punkte sind und welche Lösungsansätze existieren.

Menschen diskutieren in einer Runde

Colourbox.de

Warum manche Menschen Recht haben wollen

Gefühle spielen sich naturgemäß in den Vordergrund, sofern wir nicht darin geschult sind, sie bewusst wahrzunehmen und ihnen das Steuern nicht automatisch überlassen. Das Hirn rechtfertigt die eigene Gefühlslage nur allzu oft erst im Nachhinein, wir glauben aber trotzdem sachlich recht zu haben. Wir Menschen neigen leider dazu, unseren Emotionen einen hohen Wahrheitsgehalt zuzusprechen. Das ist ein fataler Fehler, wenn es darum geht, die Wirklichkeit tatsächlich zu erfassen.

Gefühle sind nichts anderes als Gewohnheitsmuster. Wir interpretieren gewisse Reize, seien es Worte, Bilder oder körperliche Zustände auf ganz bestimmte, nämlich uns vertraute Art und Weise. Und Gefühle sind schneller als das Gehirn. Sie sind zuerst da. Oftmals hat die „innere Stimme“, das „Bauchgefühl“ ja auch recht, wenn uns in einer bestimmten Situation etwas komisch vorkommt. Da nehmen wir dann unbewusst Signale auf, wie etwa dass bei einer Person die Körpersprache und das Gesagte oder der Tonfall nicht zusammenstimmen.

Oft ist es aber auch so, dass unser Gefühlshaushalt uns etwas einflüstert, was einer vorgefassten Bewertung entspricht aber nicht den Tatsachen. Das sind dann Vorurteile. Und diese versuchen wir dann im Gespräch, in der Diskussion, zu bestätigen. So kommt es derart häufig dazu, dass Menschen mit haarsträubenden Argumenten daherkommen. Und damit auch noch Recht haben wollen!

Unterschied von starken und schwachen Argumenten

Ganz einfach durch die Quelle: Beruht diese auf Hörensagen, auf Gerüchten, auf Gefühlen? Dann handelt es sich um ein Argument ohne sachlich nachvollziehbare Begründung. Natürlich kann man sagen „ich habe ein schlechtes Gefühl bei etwas“, aber dann sollte man über die Ursachen des Gefühls reden und nicht automatisch und unreflektiert dem jeweiligen „etwas“ die Schuld für die eigenen Gefühle in die Schuhe schieben.

Selbstreflexion ist aber für einige Menschen ein Fremdwort. Sie wollen lieber bestätigt werden als tatsächlich verstehen. Starke Argumente hingegen beziehen sich auf nachweisbare Fakten, die etwa durch Aussagen der Wissenschaft, gesellschaftliche Normen, ExpertInnen-Aussagen, Berichte aus Qualitätsmedien etc. belegbar sind.

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Nana Walzer