Wenn Pflanzen zu Räubern werden

Es gibt nichts Spannenderes als eine fleischfressende Pflanze auf der Fensterbank zu pflegen und auch Radio Wien-Pflanzenexperte Karl Ploberger gerät ins Staunen über den ausgeklügelten Mechanismus, den diese Pflanzen entwickeln.

Ein Beispiel sind die bei uns heimischen, aber leider schon sehr rar geworden Sonnentau-Gewächse, die man in den heimischen Mooren findet. Der Duft des Sekrets lockt Insekten an, die sich dann an den klebrigen Tentakeln verfangen und von Enzymen, die die Pflanze daraufhin bildet, verdaut wird. Im Garten kann man diese Pflanzen nur dann kultivieren, wenn man einen sauren, immer feuchten Moorboden schafft. In einer Teichrandzone mit diesen Bedingungen klappt das aber perfekt.

Noch eindrucksvoller sind aber die Venus-Fliegenfallen. Diese Pflanzen benötigen absolut kalkfreies Wasser und das permanent. Der Topf sollte also immer im Regenwasser stehen. Außerdem mag es die Venusfliege gar nicht, wenn sie immer wieder „gefoppt“ wird, wenn also den offenen Fallen mit einem Grashalm eine vermeintliche Beute vorgegaukelt wird. Sie schnappt dann zu, hat aber nichts erwischt.

Venusfliegenfalle

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Die Venus-Fliegenfalle wurde erstmals im Jahr 1768 beschrieben

Die Venusfliegenfalle mag es warm und sonnig

Ein paar Mal funktioniert der äußerst raffinierte, auf Zelldruck basierende Mechanismus, der die beiden Pflanzenteile wie eine Schlagfalle zusammenschnappen lässt und das Insekt festhält. Nach fünf Fehlversuchen wird das Blatt aber abgeworfen. Ist eine Fliege in die Falle gegangen, dann verdauen Pflanzensäfte anschließend das Tier. Venusfliegenfallen gedeihen auch bei uns im Freiland und haben in Ploberger’s Garten den Winter ohne zusätzlichen Schutz überlebt.

Von der Wuchsform und dem Zierwert am eindrucksvollsten sind die Schlauchpflanzen (Sarracenien). Sie sind im Garten absolut winterhart und überraschen den Gärtner mit den hochaufstrebenden Schlauchfallen in gelb, grün oder rot. Sagt einer Pflanze der Standort zu (auch wieder moorig und kalkfrei), dann bildet sie eigentümliche Blüten. Ein Blick in die „Fangschläuche“ zeigt, dass diese Pflanzen ganz hervorragende Jäger sind, denn es sind meist dutzende Fliegen darin zu finden, die die extrem glatten Wände nicht mehr erklimmen können und am Fuße des Schlauchs letztlich verdaut werden.

Sendungshinweis

„Gut gelaunt in den Tag“, 15. März 2019

Fleischfressende Pflanzen – botanisch nennt man sie „Insektivoren“ benötigen diese zusätzlichen Nährstoffe, weil sie in Böden leben, die kaum Nahrung bieten. Moorböden sind karg, die Insekten liefern das Futter. Dennoch ist es bei Pflanzen, die im Topf kultiviert werden, nicht notwendig sie mit Fleisch oder auch gefangenen Fliegen zu füttern. Letzteres kann man aber machen, denn es ist interessant zu beobachten, welche ausgeklügelten Systeme hier die Evolution zugelassen hat. Allerdings: Die große Gelsen-, oder gar Wespenplage, lösen diese Pflanzen aber nicht.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.

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