Radio Wien

Fragen zu Corona: Fake News

Antworten von Andre Wolf, Mimikama, Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch und ZDDK – „Zuerst denken – dann Klicken“

Nicht nur im Netz häufen sich die „Fake-Meldungen“. Wie sehen Sie das?

Wir haben in der Vergangenheit schon gemerkt, dass immer, wenn globale Phänomene aufgetreten sind, beispielsweise wenn Terroranschläge oder Amokläufe waren, immer im Fahrwasser echter Informationen natürlich auch Falschmeldungen gelandet sind. Das haben wir beim Corona Virus natürlich jetzt auch. Nur, dass wir eine verschärfte Situation haben. Das heißt, alle Menschen sind betroffen. Wir selbst sind betroffen durch Maßnahmen der Regierung. Das ruft natürlich eine Menge von Falschmeldungen hervor, Kettenbriefe, Trollereien aber auch Verschwörungsmythen.

Auch eine ORF-Meldung wurde schon fälschlich missbraucht. Wie kann das passieren?

Es gibt viele Menschen, die machen sich einen Spaß daraus, andere Menschen zu ärgern. Und das ist in diesem Fall geschehen. Es gibt die technische Möglichkeit, offline auf dem eigenen Rechner Beiträge zu verändern. Das heißt, man geht in den Quellentext hinein, man verändert Texte von bestehenden Seiten und dann ist das nur für sich selbst am Rechner sichtbar. Das ist hier passiert. Jemand hat eine ORF Mitteilung genommen, hat den Text auf dem eigenen Rechner verändert, dementsprechend davon einen Screenshot gemacht und diesen dann im Netz verteilt. Und darin lautete es halt, dass Bier gegen das Corona Virus wirken könnte. Das ist natürlich schon fast eine Art der Satire. Nur das Problem ist in diesem Zusammenhang: Zu diesem Thema ist es halt am Ende nicht lustig, wenn jemand das glaubt und sich darauf verlässt.

Auch Selbsttest-Kettenbriefe kursieren wieder vermehrt. Was halten Sie von dem Tipp „10 Minuten die Luft anhalten“.

Diese Art von Selbsttests oder diese Art von Diagnosemöglichkeiten sind natürlich Unsinn. Das funktioniert so nicht, auch wenn Politiker/innen das behaupten mögen. Es gibt noch verwandte andere Sachen wie zum Beispiel, dass angeschnittene Zwiebel in der Wohnung das Virus magisch anziehen würden und man sich nicht infiziert. Das ist gefährlich! Das sind gefährliche Mythen. Wer sich darauf verlässt läuft natürlich in Gefahr, dass ein Krankheitsverlauf umso schlimmer ist oder man eine falsche Diagnose stellt. Entsprechend sollte man diese Kettenbriefe nicht weiterleiten.

Rund um das Schmerzmittel Ibuprofen gibt es unterschiedliche Meinungen. Wie sehen Sie das?

Jetzt sind wir natürlich an einem Punkt angekommen, wo die Weltgesundheitsorganisation diese Hypothese aufgegriffen hat und vorsorglich – man muss bewusst sagen VORSORGLICH – davon abgeraten hat, Ipuprofen zu nehmen. Obwohl es wirklich keinerlei Studien dazu gibt, ob der Effekt wirklich negativ ist. Wir reden hier von einer sogenannten „self-fulfilling prophecy“, also Etwas tritt ein, weil es sich selbst erfüllt und das macht die Situation natürlich besonders gefährlich. Der Ibuprofen-Kettenbrief hatte ursprünglich Falschmeldungs-Komponenten, er trägt aber Etwas, was sich selbst verwirklicht hat, was jedoch weiterhin lediglich eine Hypothese und noch nicht bewiesen ist.