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Prinz Philip narrte Wiener Journalistin

Die Wiener Journalistin Helga Goggenberger durfte 1988 für den „Kurier“ den britischen Prinz Philip exklusiv interviewen. Gemäß Protokoll wurde der Ablauf des Interviews vorher genau besprochen, doch dann verlief alles anders als geplant.

Prinz Philip war damals Ehrenpräsident des World Wide Fund for Nature WWF. Die heute 84-jährige Helga Goggenberger musste die Fragen vorher an den Buckingham Palace schicken. Sie mussten den Naturschutz betreffen, private Fragen waren nicht erlaubt. Dann kam die Nachricht aus London, dass alle Fragen akzeptiert wurden und „und es war ausgemacht, deutsch zu sprechen, weil Prinz Philip ja auch ein deutscher Prinz ist“, so Goggenberger.

Interview sollte auf Deutsch geführt werden

Doch kurz vor dem Abflug nach London überkam die erfahrene Journalistin ein mulmiges Gefühl: „Ich hab mir gedacht was ist, wenn der Prinz sagt, machen wir das Interview in Englisch. Da sind so viele Ausdrücke, die ich ganz bestimmt nicht kann. Die Verklappung der Ölreste von Schiffen ins Mittelmeer und da hab ich mir gedacht, nein, so gehts nicht“. Also nahm sie ein paar Stunden bei einer Englischlehrerin und lernte Vokabeln über Umweltthemen.

Damit gerüstet flog sie nach London. Der Taxifahrer war zuerst über die Adresse Buckingham Palace stutzig. Als er dann bei der Wache tatsächlich einfahren durfte, war er sehr verblüfft. Er durfte direkt zum großen Schlosseingang vorfahren, wo laut Helga Goggenberger bereits viele „wunderbar uniformierte Menschen gewartet haben, die alle sehr wichtig dreingeschaut haben“.

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Goggenberger: „Er war einer meiner allerschwierigsten Typen, die ich je zu interviewen hatte“

Prinz wollte dann doch nicht Deutsch sprechen

Und schon sei ihr der Pressechef entgegengekommen „und hat mich begrüßt mit den Worten, das Interview müssen sie doch leider auf Englisch machen. Dann sind wir eine Stiege hinaufgegangen, das war recht funny, weil da waren neben vielen Familiengemälden rechts und links in Vitrinen vor allem Schnupftabakdosen. Offenbar aus allen Ländern und aus allen Jahrhunderten. Und dann waren auch Pokale und vor allem silberne Geschenke an die Majestäten“, erinnerte sich Goggenberger.

Sendungshinweis:
„Radio Wien am Wochenende“, 17.4.2021

Sie betraten den Sunshineroom. „Prinz Philip stand vor mir und ich sagte: Hello your Highness“. Das Interview ging dann relativ gut über die Bühne trotz aller Verständnisschwierigkeiten, die sie gelegentlich hatte und über die Prinz Philip immer wieder mal schmunzeln musste.

„A very good Interview“

Am Ende des Interviews sagte er: „Yes this was a very good Interview“ und ergänzte „so und jetzt können wir Deutsch sprechen“ und Helga Goggenberger ist „eigentlich explodiert, weil er hat ja gemerkt, wie ich mich plag“. In dem Interview ging es neben dem World Wildlife Fund um Umweltkatastrophen, Tierschutz, Biotopschutz und die österreichischen Donauauen, die ihm wichtig waren. Statt vorgegebener 30 Minuten dauerte es 45 Minuten.

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Helga Goggenberger interviewte auch Prinz Charles

Prinz Philip erlaubte kein „Selfie“

Ein gemeinsames Foto erlaubte der Prinz nicht. Etwas snobistisch meinte er, dass es ohnedies jede Menge guter Fotos von ihm im Palastarchiv gebe, erinnerte sich Goggenberger. Sie hatte viele prominente und auch royale Persönlichkeiten interviewt wie Noor von Jordanien, Sirikit von Thailand, Soha Arafat und auch zwei Mal Prinz Charles.

Über Prinz Philip sagte die einstige Journalistin salopp: „Er war einer meiner allerschwierigsten Typen, die ich je zu interviewen hatte“, obwohl sie mittlerweile darüber lachen kann. Der Prinz hatte eben einen speziellen Humor, „das hab ich am eigenen Körper erfahren, das ist richtig“, erinnerte sich Helga Goggenberger lachend an den verstorbenen Prinzen.