Ein mit Sternmoos bewachsener Stein im Wald
colourbox.de
colourbox.de
Radio Wien Pflanzentipp

Gehasst – geliebt – ein Pionier

In Dekorationen hat es einen fixen Platz, im Garten begeistert es die wenigsten: Das Moos. Radio Wien-Pflanzenexperte Karl Ploberger sieht es nicht als Unkraut und empfiehlt, es zu kultivieren.

Sendungshinweis

„Gut gelaunt in den Tag“, 13. August 2021

Bei den Gartenfragen dominiert immer ein Thema: Moos im Rasen. Dabei ist diese Pionierpflanze nichts anderes als eine Zeigerpflanze. Ist der Boden nährstoffarm, feucht, verdichtet und schattig, dann sind das die Grundlagen für ein üppiges Mooswachstum.

Moose standen am Beginn der Erdgeschichte. Kaum hatten die Meeresalgen genügend Sauerstoff produziert, wanderten sie vor 500 Millionen Jahren auf die kahle Erdoberfläche. Vorläufer der Lebermoose standen also am Beginn des Landlebens und sie waren zusammen mit den Pilzen dafür entscheidend, dass letztlich nach Jahrmillionen unsere heutigen Lebensräume entstanden.

Moos ist wurzellos

Weltweit kennt man heute rund 20.000 Moosarten, in Europa etwa 2000, in Österreich sind es (Stand 2018) genau 1081. Moose besitzen keine Blüten, keine Wurzeln und nehmen das Wasser nur aus der Luft über Regen und Tau auf. Wohl am bekanntesten ist das Lebermoos, das man häufig in Blumentöpfen auf der Erdoberfläche findet. Es vermehrt sich über Brutbecher. Trifft ein Wassertropfen auf das Moos, wird dieser herausgeschleudert und bildet eine neue Pflanze.

Ein bemooster Baumstamm liegt auf einem Bach im Wald
colourbox.de

Moos als Zierpflanze

Moose wachsen generell selten alleine. Sehr häufig findet man sie zusammen mit Flechten, die gerade in den letzten Jahren wieder viel häufiger auch auf Gartengehölzen zu finden sind. Dies vor allem deshalb, weil die Luft viel besser geworden ist. Die an den Stämmen wachsenden Moose und Flechten sind für die Bäume und Sträucher unerheblich, allerdings immer ein Zeichen dafür, dass durch falschen Schnitt die Vitalität verloren gegangen ist. Bei Ribiseln oder Hibiskus zum Beispiel kann man durch kräftigen Rückschnitt der Äste bis zum Boden ein neues, eben vitales Wachstum, erzeugen.

Moos ist aber auch eine Zierpflanze, vor allem in Fernost: Eindrucksvoll sind die japanischen Moosgärten, die mit Felsen, Kies und den grünen Polstern eine märchenhafte Gartenlandschaft zaubern. Sie zu errichten verlangt aber nicht nur gestalterisches Fingerspitzengefühl, sondern eine genaue Kenntnis über die Vorliebe der jeweiligen Pflanzen. So gehört zum Beispiel das Torfmoos, das über Millionen Jahre die Torfvorräte der heutigen Zeit aufbaute zu jenen Gewächsen, die Unmengen an CO2 speichern und letztlich im gesamten Gefüge der Welt eine große Bedeutung hat.

Ein „Moos“, das oft in Gärtnereien zu finden ist und für Pflasterfugen verwendet wird, ist das sogenannte Sternmoos (Sagina subulata). Das ist gehört allerdings botanisch zu den Nelkengewächsen und blüht (was Moose nicht tun) herrlich mit winzigen weißen Blütensternen.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.