Praktikantin in der Gastronomie
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Wirtschaft

Gastronomie blickt sorgenvoll in den Herbst

Mit großer Sorge blickt die Wiener Gastronomie in den Herbst. Zwar sind die vielen Schließungen ausgeblieben, die im Vorjahr wegen der CoV-Lockdowns befürchtet worden waren. Doch Beisln, Gasthäuser und Restaurants sind nach wie vor in einer schwierigen Phase.

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie war der Tisch für die Gastronomen im letzten Jahresdrittel reich gedeckt: Wildwochen, Ganslessen und Weihnachtsfeiern füllten nicht nur die Mägen der Gäste, sondern auch die Kassen der Gastronomie. Völlig anders sei die aktuelle Lage. Anfragen für Ganslessen und Weihnachtsfeiern seien drastisch gesunken: „Sechs Prozent der Betriebe haben ‚viele‘ Reservierungen für Weihnachtsgeschäft, neun Prozent haben Reservierungen für Ganslessen“, zitierte Spartenobmann Peter Dobcak von der Wirtschaftskammer Wien Zwischenergebnisse aus einer laufenden Umfrage.

Damit lägen die Betriebe weit unter dem, was die Gastronomie normalerweise um diese Zeit zu verzeichnen habe. Aber das sei nur ein Teil einer „giftigen Mischung“, wie es Dobcak bezeichnete. Die Gastronomie sei eingeklemmt zwischen großer Vorsicht, ob Veranstaltungen überhaupt stattfinden können, und wenn ja, dem Mangel an Personal. Dem sei auch geschuldet, dass viele Restaurants mittlerweile an drei Tagen in der Wochen geschlossen hätten.

Personal fehlt, Mittagsgeschäft weggebrochen

Beim Personal gehe es nicht nur um die Bezahlung, so Dobcak weiter, sondern um die gesamte Konstellation. Menschen hätten die Branche aus Unsicherheit verlassen und würden aufgrund der ausreichenden sozialen Absicherungen sich nun fragen, warum sie überhaupt arbeiten gehen sollten. Hinzu komme auch, dass die Preise in der Gastronomie steigen, worüber sich viele aufregen würden, aber wie sonst sollte man die geforderten höheren Lohnkosten decken, fragte Dobcak.

Die Branche werde zwar weiter je nach Geschäftsgang „gut unterstützt“, so Dobcak, das werde aber nicht immer so bleiben. Daher sei es jetzt wichtig, sich vom Umsatz her weiter zu entwickeln. Problem dabei sei, dass die Menschen sich zurückhaltend verhalten. So sei etwa durch Homeoffice in zahlreichen Betrieben das Mittagsgeschäft als ein wesentlicher Umsatzbringer völlig weggebrochen.

Zu wenig Taxis, zu viel Corona in Medien

Aber auch die angespannte Taxisituation in Wien wirkt sich laut Dobcak auf die Zahl der Gäste aus. Viele würden sich überlegen, aus den Randbezirken in die Stadt zu fahren, wenn sie danach kein Taxi für die Heimfahrt bekämen.

Und Dobcak nennt auch die Berichterstattung über Corona mitverantwortlich dafür, dass die Gastronomie weniger Gäste verzeichne. In Deutschland sei die Pandemie schon lange kein Hauptthema mehr, sagte Dobcak. In Österreich sei es aber weiter in allen Medien präsent, wodurch große Unsicherheit unter den Gästen geschürt werde.