kranke Frau liegt im Bett, davor Medikamente
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AK-TIPP

Richtig krank melden

Die warme Jahreszeit ist zu Ende, erste Grippeerkrankungen machen sich bemerkbar und auch die Coronazahlen steigen wieder. Welche Rechte und Pflichten sie haben und worauf es ganz besonders aufzupassen gilt, das ist heute das Thema mit den Experten der Arbeiterkammer Wien.

Rund 300.000 Erwerbstätige sind aktuell im Krankenstand. Einerseits war dieser Trend durchaus vorhersehbar. Die Abschaffung der meisten COVID-19-Schutzmaßnahmen und der Druck, mit einer Corona-Infektion arbeiten zu gehen, haben in Zeiten einer ohnehin schon enormen Nachfrage nach Arbeitskräften natürlich zu einer Verlagerung der Infektionen in die Betriebe geführt.

Das musste der Wirtschaft, die ein Ende der Coronamaßnahmen gefordert hat, durchaus klar sein. Andererseits sieht die AK Wien, dass es zum Glück sehr viele Arbeitnehmerinnen gibt, die sich rechtzeitig krank melden und zum Schutz anderer zu Hause bleiben. Dieser Schritt fällt in besonders vielen Betrieben nicht gerade leicht.

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Achten Sie auf Ihre Gesundheit. Ihr Arbeitgeber hat nichts davon, wenn Sie die halbe Belegschaft anstecken.

Rechtzeitige Krankmeldung

Die Krankmeldung beim Arbeitgeber, also die Information, dass man krankheitsbedingt nicht zur Arbeit erscheint, muss unverzüglich, also am besten noch vor Dienstbeginn erfolgen. Ob man nun mit jeder auch nur so kurzen Erkrankung zum Arzt muss, hängt von meinem Arbeitgeber ab. Zahlreiche Betriebe fordern eine ärztliche Krankschreibung erst nach drei Tagen, andere wiederrum bereits ab dem ersten Tag. Bringt man die Krankmeldung verspätet, setzt man zwar keinen Entlassungsgrund, man kann allerdings für die Dauer der Säumnis einen Teil des Entgelts verlieren. Das sollten in Zeiten wie diesen wohl alle bestmöglich vermeiden.

Es fällt einem nicht immer leicht, sich krank zu melden. Natürlich auch aus Angst vor der Kündigung, immerhin haben wir in Österreich leider ein besonders liberales Kündigungsrecht. Auf Grund der starken Arbeitskräftenachfrage beobachtet die AK Wien hier aber einen anderen Trend. Einerseits melden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der täglichen Beratung, dass auf sie starker Druck ausgeübt wird, krank arbeiten zu gehen. Anderseits machen sich viele Beschäftigten selber Druck, weil sie etwa ihre Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen möchten.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Vormittag“, 20.10.2022

Es sind also keine leichten Zeiten, sein Recht auf „einmal krank werden“ tatsächlich geltend zu machen. Die AK Wien rät ganz klar. Achten Sie auf Ihre Gesundheit. Auch Ihr Arbeitgeber hat nichts davon, wenn Sie die halbe Belegschaft anstecken.

Probleme und elektronische Krankmeldung

Die Probleme sind vielfältig. Einerseits stellt sich, wie so oft, die Frage der korrekten Bezahlung. Aber gerade weil die Menschen aktuell so stark auf ihr Gehalt angewiesen sind, hören die Experten der AK Wien in der Beratung inzwischen sehr oft von unangenehmen Drucksituationen. Die einen werden trotz Symptomen in den Betrieb zitiert, andere gehen „freiwillig“ krank arbeiten, um die Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich zu lassen. All das ist natürlich auf die Personalpolitik und das oftmals hausgemachte Fehlen von Arbeitskräften zurückzuführen.

Die telefonische Krankschreibung ist derzeit nur bei einer Corona-Infektion möglich. In allen anderen Fällen muss die Arztpraxis wieder persönlich aufgesucht werden.

Krankenstand und Kündigung

Es gibt ein Recht auf Krankenstand, andererseits kann man im Krankenstand jederzeit gekündigt werden. Das passt auf den ersten Blick gar nicht zusammen. Auf den zweiten Blick merkt man aber, dass der Arbeitgeber eigentlich gar keinen Vorteil hat, wenn er jemanden im Krankenstand kündigt. Er muss der betroffenen Person nämlich weiterhin die Entgeltfortzahlung leisten, spart sich finanziell also genau gar nichts.

Aber vergessen wir nicht, wenn ich sehe, wie schnell eine Kollegin oder ein Kollege im Krankenstand gekündigt wird, werde ich mir zwei Mal überlegen, bevor ich selber einen Krankenstand melde. Genau diese Drucksituation gilt es zu vermeiden.