Polizist bei Absperrung nach Mord in der Wiener Innenstadt
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Mafia-Mord: „Dritter Mann“ verurteilt

Nach dem Mord vor einem Innenstadt-Lokal im Dezember ist am Dienstag der „Dritte Mann“ vor Gericht gestanden. Er wurde wegen schwerer Körperverletzung im Gefängnis zu 24 Monate verurteilt, davon acht Monate unbedingt.

In der Justizanstalt Josefstadt soll der 29-jährige Serbe am 15. Jänner einen Mithäftling in der Zelle brutal attackiert haben. Das Opfer wurde mit gebrochener Nase und weiteren Knochenbrüchen und Platzwunden im Gesicht ins Krankenhaus gebracht.

Im Zusammenhang mit dem Mafia-Mord war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass der Verdächtige als „Lockvogel“ fungiert hatte. Der Anfangsverdacht hat sich aber nicht bestätigt. Angeklagt waren neben der schweren Körperverletzung deshalb lediglich falsche Beweisaussage und der Gebrauch fremder Ausweise.

Auslieferungsersuchen aus Serbien

Nach der Schießerei hatte der „dritte Mann“ vor der Polizei falsche Angaben gemacht. Er sagte den Ermittlern, dass er die beiden Männer, denen das Attentat im Durchgang beim Lugeck Richtung Wollzeile gegolten hatte, gar nicht kenne und nur zufällig mit ihnen essen gewesen sei. Der 29-Jährige hatte die Hoffnung, dass ihn die Polizei gleich wieder laufen lässt, wenn er behaupte, die Männer nicht zu kennen. Denn in seiner Heimat wurde er bereits gesucht

Am Dienstag gab er zu, mit dem 23-Jährigen, der schwer verletzt wurde, eigentlich befreundet zu sein und dass sie deshalb gemeinsam in Wien essen waren. In Serbien fasste er wegen Drogenhandels drei Jahre und einen Monat Haft aus. In der Hoffnung, dass die Strafe in seiner Heimat verjährt, tauchte er in Österreich unter. Mittlerweile laufen jedoch gegen den 29-Jährigen auch Ermittlungen wegen Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung.

Gegen den 29-Jährigen liegt ein Auslieferungsersuchen der serbischen Strafverfolgungsbehörden vor. Nach dem Mann war europaweit wegen Suchtgifthandels gefahndet worden. Über die beantragte Auslieferung wird erst nach der rechtskräftigen Erledigung der Verhandlung am Dienstag entschieden. Gegen die Auslieferungshaft hat seine Anwältin Beschwerde eingelegt.

Begleiter zurück in Serbien

Der 23-jährige Begleiter des Mordopfers ist nach Serbien zurückgekehrt. Er war durch einen Streifschuss am Kopf schwer verletzt worden, konnte aber bereits vor dem Jahreswechsel das Spital verlassen. Im Jänner wurde er gegen gelindere Mittel enthaftet, nach einer abschließenden Befragung durch die Staatsanwaltschaft stimmte der 23-Jährige einem vereinfachten Auslieferungsverfahren zu.

Der Hintergrund für den Mord in der Wiener Innenstadt soll ein jahrelanger Drogenkrieg in Montenegro sein. Der 23-Jährige ist laut Medienberichten der Sohn des einstigen Bosses der montenegrinischen Mafia in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad. Sein Vater und ein älterer Bruder sind bei Mordanschlägen 1999 in Novi Sad bzw. 2015 in Belgrad ums Leben gekommen. Auch der 23-Jährige und der in Wien erschossene Vladimir R. sollen dem mafiösen Kavacki-Clan angehört haben, der seinen Namen einem Stadtviertel von Kotor verdankt.

Der Clan führt seit Jahren einen regelrechten Krieg mit dem ebenfalls nach einer Kotor-Siedlung benannten Skaljarski-Clan. Die eine Bande soll der anderen Ende 2014 rund 200 Kilo Kokain gestohlen haben, das in einer Wohnung im spanischen Valencia gebunkert war. Blutige Abrechnungen, zuerst in Valencia, danach in Montenegro und in Serbien waren die Folge. Dutzende Personen sind seither eines gewaltsamen Todes gestorben.