Am Dienstag, ihrem 94. Geburtstag, kam Ott ins Spital. Mittwochfrüh ist die Schauspielerin 94-jährig im Kreis ihrer Familie an Altersschwäche verstorben, bestätigte ihr Sohn Goran David Ott gegenüber „Wien heute“. Die gelernte Uhrmacherin Elfriede Ott kam am 11. Juni 1925 als Tochter eines Goldschmiedes in Wien zur Welt. Ihre Liebe zum Theater überwog trotz elterlicher Bedenken, und 1944 debütierte sie am Burgtheater in Gerhart Hauptmanns „Die goldene Harfe“. Ott spielte auch in Goethes „Stella“, in Grillparzers „Sappho“ oder in Shakespeares „Sommernachtstraum“.
„Mein Theater war und ist die Josefstadt“
„Mein Theater war und ist die Josefstadt“, bekannte Ott einmal in einem Interview. Dort fand sie 1958 ihre künstlerische Heimat und gehörte seit damals als Ensemble- und Ehrenmitglied zu den unangefochtenen Publikumslieblingen. Otts zweite Karriere begann in den 1950er-Jahren als Kabarettistin, u.a. an der Seite ihres einstigen Ehemannes Ernst Waldbrunn. Nach der Scheidung 1964 schlug die Spezialistin des klassisch-wienerischen Genres die nächste Richtung ein und gab Abende als Diseuse, gemeinsam mit Julius Patzak oder Waldemar Kmentt.
Ihre Soloprogramme wurden großteils von „Lebensmensch Hans Weigel“ zusammengestellt, mit dem sie bis zu seinem Tod 1991 liiert und das gemeinsame letzte halbe Jahr auch verheiratet war. Er galt als Otts „Erfinder“ und gestaltete für sie das legendäre Programm „Phantasie in Ö-Dur“, das zu einem Markenzeichen der Partnerschaft Ott-Weigel wurde. Mit Weigel gründete Ott 1983 auch die Festspiele „Nestroy auf Liechtenstein“, deren Intendantin und Regisseurin sie lange war.
Gründete Schauspielabteilung des Konservatoriums
1985 gründete Ott die Schauspielabteilung des Wiener Konservatoriums und leitete sie bis 2004, danach folgte das „Studio der Erfahrungen“. Ott kann auf viele Schüler stolz sein, darunter Andre Heller, Nicolas Ofczarek, Christoph Friedl oder Sandra Cervik. „Die Schauspielakademie ist ein großer Teil meines Lebens“, sagte Ott in einem Interview. Geleitet wird die Ausbildungsstätte mittlerweile von Adoptivsohn Goran David, einem ehemaligen Schüler.
Ö1 Programmänderung
So, 16.6., 14.05 Uhr, „Menschenbilder“ – „Ein Hoch dem Tief“ – die Kammerschauspielerin, Regisseurin und Intendantin Elfriede Ott, mehr dazu in oe1.ORF.at
30 Jahre lang leitete Elfriede Ott wie nebenbei und doch mit vollem Herzblut die Maria Enzersdorfer Festspiele, die sie 1983 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Hans Weigel gegründet hatte. 2012 fand mit Nestroys Posse „Umsonst“ die letzte Inszenierung statt, nachdem der Pachtvertrag für den Standort auf Burg Liechtenstein nicht mehr verlängert wurde. Über die Jahre veröffentlichte Ott auch zahlreiche Bücher.
„Doyenne der Josefstadt“
Ott wurde u.a. mit dem Professorentitel, dem Titel Kammerschauspielerin, dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, der Josef Kainz Medaille, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet. Anlässlich ihres 60-Jahr-Jubiläums im Theater in der Josefstadt erhielt sie den Titel „Doyenne der Josefstadt“.
In ihrem ersten Kinofilm spielte sie mit 85 Jahren und machte ihn gleich zum bestbesuchten österreichischen Film des Jahres 2010: „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“. Zuvor hatte sie in populären Fernsehserien wie „Hallo – Hotel Sacher… Portier!“ und „Die liebe Familie“ Bildschirmpopularität erworben. Auf Otts lange Theaterkarriere nahm wenig später die Doku „Alte Meister – für immer jung“ von Hakon Hirzenberger Bezug.
ORF ändert Programm
In memoriam ändert der ORF sein Programm: Bereits am Mittwoch, erinnern sich in „Studio 2“ (17.30 Uhr, ORF 2) unter anderem Schauspielkollege Felix Dvorak, Ott-Schülerin Isabell Pannagl und Elisabeth Engstler an gemeinsame Momente mit Elfriede Ott. Einen Nachruf bringt auch „Wien heute“ (19 Uhr, ORF 2). Um 19.45 Uhr zeigt ORF III ein „Kultur Heute Spezial“, in dem Kulturjournalist Heinz Sichrovsky über Begegnungen mit der Schauspielerin erzählt. In ORF 2 steht die gesamte „Seitenblicke“-Sendung (ab 20.05 Uhr) im Zeichen von Elfriede Ott.
Am Donnerstag zeigt ORF 1 um 21.15 Uhr Andreas Prohaskas Kinohit „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ (ORF III zeigt die Komödie am 4. Juni, 11.45 Uhr), am Freitag folgt um 20.15 Uhr in ORF 2 „In memoriam Elfriede Ott“. In ORF III steht in der Nacht zum Samstag die Xaver-Schwarzenberger-Komödie „Ein Mann in der Krise“ (0.05 Uhr) auf dem Programm.
ORF III am Samstag in Zeichen von Ott
Am Samstag zeigt ORF 2 die Aufzeichnung „Die Perle Anna“ aus dem Jahr 1982. Am Sonntag zeigt ORF III „André Hellers Menschenkinder“ (10 Uhr), danach folgen die Theaterstücke „Die Perle Anna“ (11.05 Uhr) und „Keine Leiche ohne Lilli“ (12.30 Uhr), „Ein Mann in der Krise“ (14.45 Uhr) und „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ (16.35 Uhr).
Der „Kulturmontag“ bringt am 17. Juni (22.30 Uhr, ORF 2) einen Nachruf. Am 20. Juni steht in der Reihe „FeierAbend“ um 19.52 Uhr in ORF 2 die Sendung „In memoriam Elfriede Ott – Der Glaube der Elfriede Ott“ auf dem Programm. Ö1 wiederholt am 16. Juni (14.05 Uhr) die „Menschenbilder“-Ausgabe „Ein Hoch dem Tief – die Kammerschauspielerin, Regisseurin und Intendantin Elfriede Ott“ aus dem Jahr 2012.