Architekt Wilhelm Holzbauer
APA/Georg Hochmuth
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Architektur

Architekt Wilhelm Holzbauer gestorben

Er hat der Wiener U-Bahn ihr Gesicht gegeben und das ehemalige Hauptgebäude von IBM entworfen: Der bekannte österreichische Architekt Wilhelm Holzbauer ist am Samstag im Alter von 88 Jahren in Wien gestorben.

Seinem Beinamen „Wilhelm der Erbauer“ wurde er mit über 500 Projekten gerecht. Holzbauer zählte zu den prominentesten und meistbeschäftigten heimischen Architekten. „Ich bekenne mich zu einer Architektur, deren Wurzeln in einer pragmatischen Grundhaltung liegen und nicht in einer ideologischen“, schrieb Wilhelm Holzbauer einmal. Nicht nur in der theoretischen Auseinandersetzung mit Architekturaufgaben trieb er die Moderne in Österreich voran, auch in der gebauten Praxis blieb er sich treu.

Einer der führenden Architekten des 20. Jahrhunderts

Wilhelm Holzbauer war einer der führenden Architekten des 20. Jahrhunderts, sein Werkverzeichnis umfasst mehr als 500 Projekte.

Allein in Wien baute der Vielbeschäftigte, der erst 2018 in den Ruhestand trat, u. a. Bürobauten in der Lasallestraße, den Andromeda Tower auf der Donauplatte, den Kärntnerringhof und die neue Fassade der Volksoper.

Frühe Bauten in Geburtsstadt Salzburg

In seiner Geburtsstadt Salzburg, wo er am 3. September 1930 zur Welt kam, gestaltete Holzbauer das Stadtbild nicht unwesentlich mit. In Salzburg stehen seine wichtigsten frühen Bauten, etwa die Kirche in Parsch und das Bildungshaus St. Virgil sowie mehrere Bürogebäude, die Naturwissenschaftliche Fakultät und das 2006 eröffnete Haus für Mozart im Festspielbezirk – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg, ein Entwurf von Wilhelm Holzbauer
Universität Salzburg/Scheinast
Die Naturwissenschaftliche Fakultät in Salzburg

Prestigeträchtige Holzbauer-Arbeiten finden sich österreichweit und im Ausland, vor allem den Musik- und Theaterbauten galt seine große Liebe. In Bregenz baute er 1981 das Landhaus, in Amsterdam realisierte er 1986 einen Opernneubau, in Baden-Baden dockte er ein mächtiges Festspielhaus an einen alten Bahnhof an. Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie – von der Gewaltigkeit der Baumassen wie von der Wucht der Architektursprache – kaum zu übersehen sind. „Er hat die Gabe, komplizierte Funktions- und Raumprogramme in Computerschnelle in räumliche, einfach überschaubare Konzepte zu übersetzen“, urteilte einmal Architekturkritiker Friedrich Achleitner.

Mitbegründer der „arbeitsgruppe 4“

Nach dem Besuch der Technischen Gewerbeschule in Salzburg studierte Holzbauer Anfang der 1950er Jahre, gemeinsam mit Gustav Peichl, bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1952 gründete er mit Friedrich Kurrent und Johannes Spalt die legendäre „arbeitsgruppe 4“. Ihre Entwürfe und Ideen galten als Meilensteine der österreichischen Architekturgeschichte. Beinahe wäre seine Karriere jedoch bereits 1956 zu Ende gewesen. Seine Reise als Fullbright-Stipendiat in die USA mit der „Andrea Doria“ endete in einer Schiffkatastrophe. Holzbauer war unter den Geretteten.

Architekt Wilhelm Holzbauer und Ehefrau Mari 2013
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Holzbauer im Jahr 2013 mit seiner zweiten Frau Mari bei den Salzburger Festspielen

Einige Jahre lehrte Holzbauer als Gastprofessor in den USA und Kanada. Trotz eines lukrativen Jobangebots von Skidmore, Owings & Merrill (SOM), einem der größten Architekturbüros der Welt in Chicago, kehrte er wieder in seine Heimat zurück, als die „arbeitsgruppe 4“ den Auftrag für das Kolleg St. Josef bekam.

Professur und Rektor an der Angewandten

Von 1977 bis 1998 hatte Holzbauer eine Professur an der heutigen Universität für angewandte Kunst in Wien inne, von 1987 bis 1991 war er deren Rektor. Über 300 Studierende besuchten seine Meisterklasse, mit zwei seiner Absolventen, Fritz Kaufmann und Wolfgang Vanek, sowie dem Peichl-Schüler Egon Türmer gründete er 2001 das Büro Holzbauer & Partner Architekten. 2000 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Seit 2007 war er Mitglied des Kunstsenats.

Totaler Einsatz bei der Akquisition von Aufträgen waren für ihn selbstverständlich, Kompromisse beim Bauen lehnte er hingegen ab. Weit mehr als 500 Projekte umfasst sein Werksverzeichnis, Entwürfe für Opernhäuser und Theater in Sidney, Paris und Tokio sind ebenso darunter wie U-Bahn-Bauten für Wien, Ankara, Bilbao und Bonn sowie Parlamente für Berlin, Straßburg und Den Haag.

Überschattete Projekte

Nach dem mit Differenzen um das Vergabeverfahren überschatteten Projekt „Haus für Mozart“ wurde es stiller um den Architekturmaestro. „Ich bin nicht mehr zu den Aufgaben gekommen, die mich wirklich interessieren“, sagte er einmal in einem Interview. Als sein letztes großes Projekt bezeichnete er das Konzerthaus für Konstanz. Die Pläne fielen allerdings bei der Bevölkerung durch und wurden nie realisiert.

Unter den zahlreichen auf der Homepage angeführten Projekten des Büros Holzbauer & Partner Architekten finden sich der Hoteltower auf dem Wienerberg, die Erweiterungen der St. Martins Therme und Lodge im Seewinkel und der Therme Laa an der Thaya, das Weingut Schullin am Bisamberg, der Schuler Innovation Tower in Göppingen bei Stuttgart sowie ein Wohnbau in Wien-Mariahilf. Holzbauer hatte drei Kinder aus erster Ehe mit Ursula Holzbauer und eine Tochter aus seiner zweiten Ehe mit der Japanerin Mari Izumi-Holzbauer.