Helme und Arbeiter
VTT Studio – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Personen in Arbeit am öftesten diskriminiert

Diskriminierung geschieht am häufigsten in der Arbeitswelt. Als häufigste Gründe werden Nachteile beim Einkommen, beim Aufstieg und bei Gehaltserhöhungen sowie bei der Jobvergabe aufgrund persönlicher Merkmale genannt. Zu diesem Ergebnis kam eine SORA-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK).

SORA erhob in einer repräsentativen telefonischen Befragung das Erleben von Diskriminierung und Ungleichbehandlung in den Lebensbereichen Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Bildung. Befragt wurden rund 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren. Gefragt wurde nach Diskriminierungserfahrungen hinsichtlich der Merkmale Geschlecht, Familienstand, Alter, ethnischer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Beeinträchtigung und sozialer Stellung.

Fast die Hälfte aller Befragten (43 Prozent) gibt an, sich in den Jahren 2016 bis 2018 zumindest einmal in einem der vier abgefragten Lebensbereiche schlechter behandelt bzw. diskriminiert gefühlt zu haben. Wer in welchem Bereich wie häufig Diskriminierung erlebt, ist aber stark von individuellen Merkmalen abhängig.

Grafik zur Diskriminierung in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/SORA

Diskriminierung aufgrund von Migrationshintergrund

So erleben Personen mit Migrationshintergrund oder einer muslimischen Religionszugehörigkeit doppelt so häufig (62 bzw. 78 Prozent) eine Schlechterbehandlung als Personen ohne Migrationshintergrund (37 Prozent) oder mit einer christlichen Religionszugehörigkeit (39 Prozent).

Schwule, lesbische oder bisexuelle Befragte weisen gegenüber heterosexuellen Befragten eine mehr als dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit auf, eine Schlechterbehandlung zu erleben. Menschen, die sich weiter unten in der Gesellschaft sehen, geben doppelt so häufig an, auch aufgrund ihrer sozialen Lage diskriminiert worden zu sein, als Menschen, die sich z. B. in der Mitte der Gesellschaft sehen.

Erhoben wurde auch, wonach nach Einschätzung der Befragten am häufigsten diskriminiert wird. An erster Stelle spielen „Herkunft, Hautfarbe, Akzent“ eine Rolle. Am häufigsten haben die Befragten (21 Prozent) in den letzten drei Jahren persönlich Diskriminierungserfahrungen in der Arbeitswelt gemacht. Als häufigste Gründe werden Nachteile beim Einkommen, beim Aufstieg und bei Gehaltserhöhungen sowie bei der Jobvergabe aufgrund persönlicher Merkmale genannt.

Schwierige Wohnungssuche

13 Prozent der Befragten haben Diskriminierung im Bereich Wohnen (Wohnungssuche und in der Wohnumgebung) erlebt. Besonders häufig werden überteuerte Mieten, keine Rückmeldungen auf Besichtigungsanfragen, nicht nachvollziehbare Gründe und niedriges Einkommen als Gründe, warum man die Wohnung nicht bekommen hat, als diskriminierend erlebt.

Zehn Prozent geben an, dass sie im Bildungsbereich Diskriminierung erlebt haben. Vor allem abwertendes Verhalten von Lehrern, unfaire Benotung und im Unterricht nicht zu Wort kommen werden erlebt. Gerüchte, unangenehme Kommentare, Lächerlichmachen und Ausgrenzung werden oft genannt.

Im Gesundheitsbereich geben acht Prozent der Befragten an, in den letzten drei Jahren Benachteiligungen bei der medizinischen Versorgung erlebt zu haben. Vor allem schlechtere Behandlung, Wartezeiten auf Behandlungen und hohe Behandlungskosten wurden als diskriminierend wahrgenommen.

Verbesserungen im Gleichbehandlungsrecht gefordert

Die AK fordert als Konsequenz aus den Ergebnissen der von ihr in Auftrag gegebenen SORA-Studie zum Thema Diskriminierung ein Bündel an Maßnahmen, um Menschen vor Benachteiligung zu schützen. Die Studie habe gezeigt, dass in allen Bereichen das Machtgefälle relevant und der soziale Status ein wichtiger Faktor bei Diskriminierung sei, hieß es in einer Aussendung am Montag.

Die AK spricht sich für Verbesserungen im Gleichbehandlungsrecht aus. So müsse der Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, des Alters, der Religion oder der Weltanschauung auch außerhalb der Arbeitswelt gelten. Gefordert werden auch der Ausbau der Gleichbehandlungsanwaltschaft sowie eine bessere Ausstattung der Gleichbehandlungskommission. Außerdem müsse in allen Bereichen Chancengleichheit hergestellt werden, was unter anderem einen Ausbau der Elementarbildung, Unterstützung bei der Arbeitssuche und Zugang zu leistbarem Wohnraum erfordere.