Escape Rooms
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Lifestyle

Escape Rooms boomen in Wien

In einem Raum eingesperrt sein und knifflige Rätsel unter Zeitdruck lösen – das ist das Konzept von Escape Rooms. Der Trend kommt aus Japan, doch auch in Wien erfreuen sich diese Räume seit ein paar Jahren an immer größerer Beliebtheit.

Egal ob es darum geht, einen verrückten Professor zu überführen, einen Bombenalarm aufzuklären oder den Stein der Weisen zu erzeugen – bei Escape Rooms ist die Zahl der Szenarien schier endlos. Schulklassen, Freundesgruppen und Firmengruppen haben diese Form des Abenteuerspiels für sich entdeckt: Nicht ohne Grund gibt es in Wien seit der ersten Eröffnung im Jahr 2013 mittlerweile rund 30 Escape Rooms.

Das Konzept der Fluchträume reicht bis ins vorige Jahrhundert zurück und baut auf Computerspielen auf, bei denen sich Spieler aus geschlossenen Räumen befreien müssen. Für den Durchbruch dieses Spielprinzips sorgte das japanische Onlinespiel „Crimson Room“, als es 2004 weltweit die Gamingcommunity begeisterte.

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Escape Mission
Escape Mission
„Escape Mission“ war der erste Anbieter in Wien
Escape Mission
Escape Mission
Man kann zwischen zwei Räumen wählen
Escape Mission
Escape Mission
Es finden sich zahlreiche versteckte Hinweise
Going Underground
Thomas Peintinger
„Going Underground“ ist der neueste Raum von „Crime Runners“
Going Underground
Thomas Peintinger
Es geht darum, einen Bombenalarm aufzuklären
Going Underground
Thomas Peintinger
Als Spielerin oder Spieler wird man zur Erstinspektion in das Gebiet geschickt

Die ersten Live Escape Games gab es ebenfalls drei Jahre später in Japan. Kleine Personengruppen werden bei diesen realen Gruppenspielen in einen Raum gesperrt und müssen innerhalb einer vorgegebenen Zeit Rätsel mithilfe von Hinweisen lösen, um wieder freizukommen. Im Laufe der Jahre haben auch in zahlreichen anderen Ländern Escape Rooms eröffnet, darunter Ungarn, Schweiz, Deutschland – und Österreich.

Anfänge in Wien

Im September 2013 gründete Johannes Sassmann mit einem ehemaligen Geschäftspartner „Mission60“. Sie waren damit die ersten Escape-Room-Anbieter in Wien. Mittlerweile wurde das Ganze einer gründlichen Veränderung unterzogen: „Mission60“ heißt jetzt „Escape Mission“. Am Standort bei Wien Mitte können Teams momentan zwischen den Räumen „Devil’s Mountain“ und „Alchemist“ auswählen. Um das Rätsel zu lösen, haben sie 60 Minuten Zeit.

Den Aufwärtstrend in Wien in den vergangenen Jahren erklärt sich Sassmann mit dem immer häufigeren Aufscheinen von Escape Rooms in der amerikanischen Popkultur. „Auch heute noch wird mir von diversen Kunden mitgeteilt, dass sie von einem Escape Room zuerst in einer Folge der Sitcom ‚Big Bang Theory‘ gehört haben. Auch diverse Hollywoodfilme greifen diese Idee mittlerweile sehr gerne auf.“

Der Preis für ein Spiel in einem Escape Room beträgt zwischen 70 und 130 Euro. Er hängt von der Größe des Teams ab, welches meist aus 2-7 Personen bestehen kann. Die Zeitspanne für ein Spiel liegt im Normalfall bei 60 oder 90 Minuten.

Going Underground bei den „Crime Runners“

Die „Crime Runners“ haben seit 2015 eine Filiale am Schottentor. Dort stehen drei verschiedene Räume zur Verfügung, deren Rätsel durch eine zusammenhängende Storyline miteinander verbunden sind. Dabei wurde das klassische Escape-Room-Konzept weiterentwickelt und dem Spielerlebnis zahlreiche audiovisuelle Effekte beigefügt. Durschnittlich besuchen 500 Gruppen im Monat die verschiedenen Räume. Die Anbieter versuchen, die Messlatte ständig höher zu legen.

Mit „Going Underground“ wurde im März nach zweijähriger Entwicklungsphase angeblich eines der aufwendigsten Escape-Room-Projekte Europas in einer neuen Filiale am Alsergrund eröffnet. „Wir übertreiben es ständig bei jedem Erlebnis und versuchen uns ständig neu zu erfinden. Going Underground ist unser Beitrag zur internationalen Industrie, bei dem wir zeigen wollen, was möglich ist“, sagt Lukas Rauscher, der Geschäftsführer von „Crime Runners“.

Teambuilding wird großgeschrieben

Auf den Webseiten der Escape Rooms wird immer wieder die Teamentwicklung betont, welche auch häufig als Voraussetzung für Unternehmenserfolg gilt. Bei dem Spielprinzip geht es wie in vielen Arbeitsbereichen darum, dass man als Team funktionieren muss, um schnell und effektiv ans Ziel zu kommen. „Der Escape-Room-Besuch war ein Geburtstagsgeschenk. Es hat echt Spaß gemacht und auch die Freundesgruppe sehr zusammengeschweißt“, so ein 23-jähriger Besucher, der das erste Mal im „Scavenger Escape“ im 7. Bezirk war.

„Escape Mission“-Gründer Johannes Sassman sieht mit dem Besuch eines Escape Rooms ebenfalls eine ganz klare Stärkung des Teamzusammenhalts verbunden. „Und abgesehen davon findet man sich hier auf einmal als Protagonist inmitten einer aufregenden Geschichte vor. Einmal selbst der oder die Heldin zu sein, um die Welt in letzter Sekunde zu retten, fühlt sich wesentlich anders an, als nur passiver Besucher im Kino zu sein.“

Escape Rooms Wien
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Der Zusammenhalt von Teams kann bei einem „Escape Room“-Erlebnis gestärkt werden

Rasanter und dynamischer Markt

Mittlerweile gibt es in vielen Ländern Escape Rooms, die Erwartungen werden anspruchsvoller und der Markt verändert sich schnell. „Damals konnte man noch mit 10.000 bis 20.000 Euro Budget einen Escape Room gründen und in den Markt einsteigen. Das ist heute so gut wie nicht mehr möglich, schon gar nicht in Großstädten. Die meisten Anbieter haben sich weiterentwickelt und die, die es nicht tun, werden langfristig nicht überleben“, meint „Crime Runners“-Gründer Lukas Rauscher. Jeden Cent, den sie verdienen, würden sie wieder in neue Erlebnisse investieren.

Laut Johannes Sassmann sei es außerdem schwierig, es jedem Team rechtzumachen: „Was für eine Gruppe eine schwierige Herausforderung ist, kann für die nächste Gruppe in Windeseile gelöst werden. Die Balance zu finden, ist sicherlich eine der großen Hürden in unserem Geschäft, doch wenn es gelingt, danken es einem die Kunden immer sehr herzlich.“

Trotz des harten Geschäfts können die beiden „Escape Room“-Betreiber von ihrer Arbeit leben. Der Spaß am Entwickeln, das kreative Austoben und das positive Kundenfeedback sind für sie der Grund, in dieser Branche zu arbeiten und mitzugestalten.