Chronik

Kritik an Lohneinsparungen durch Caritas

„Armut ist weiblich“ – was die Caritas Wien sonst anprangert, verursacht sie jetzt offenbar selbst: Die Geschäftsführung will Reinigungskräfte an eine Tochterfirma auslagern. Dort verdienen die Frauen im Monat um bis zu 200 Euro weniger – für die gleiche Arbeit.

Die Frauen waren als Reinigungskräfte bisher direkt bei der Caritas angestellt – nun sollen sie zu dem Tochterunternehmen „magdas“ wechseln. Dort hätten sie einen ungünstigeren Kollektivvertrag: Statt 1.364 Euro Bruttogehalt kämen sie dann dann auf 1.131 Euro – ein Lohnverlust von 25 Prozent und über 200 Euro im Monat weniger. Laut Belegschaftsvertretung haben bereits 20 Frauen gewechselt.

Die sozialpolitische Plattform: „Wir sind sozial, aber nicht blöd!“ und die Caritas-Betriebsräte laufen Sturm gegen den Einsparungsplan. „Wenn man sich gegen die ‚Mindestsicherung neu‘ auflehnt, sollte man auch im eigenen Haus schauen, dass die Menschen nicht durch Auslagerungen weniger verdienen“, sagt Gabriela Wurzer, Caritas-Betriebsrätin gegenüber „Wien heute“.

Caritas will auf Umschulungen setzen

Bei der Caritas kann man die Kritik nicht nachvollziehen: „Wir schauen, wie wir hier ein umfassendes Paket gemeinsam mit dem Betriebsrat zustande bringen. Das ist mittlerweile auch gelungen“, sagt der Generalsekretär der Wiener Caritas, Klaus Schwertner. Und weiter: „Priorität für die bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, dass wir sie höher qualifizieren. Dass sie in Zukunft etwa in Bereichen der Pflege, wo es derzeit einen Fachkräftemangel gibt, einen Job finden.“

Caritas lagert Reinigung aus: Weniger Lohn

„Armut ist weiblich“ – was die Caritas Wien sonst anprangert, verursacht sie jetzt offenbar selbst: Die Geschäftsführung will Reinigungskräfte an eine Tochterfirma auslagern.

Diese Pläne bestätigt der Betriebsrat zwar, aber „es können sich nicht alle umschulen lassen. Manchmal sind mangelnde Deutschkenntnisse ein Hindernis, manchmal das Alter. Deshalb ist es nicht möglich, dass alle diese Umschulung in Anspruch nehmen können“, kritisiert Wurzer.

Klaus Schwertner (Caritas)
APA/Georg Hochmuth
Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner will an den Plänen festhalten

Die Caritas will dennoch an ihren Plänen festhalten: „Wir sind als Caritas gewohnt, dass wir nicht Beliebtheitswettbewerbe gewinnen müssen, sondern schauen, wie wir Hilfe organisieren können und Themen angreifen, die vielleicht unangenehm sind. Deshalb glaube ich auch bei diesem Thema, dass es der richtige Schritt ist, auch wenn es jetzt vielleicht ein bisschen Gegenwind gibt“, meint Schwertner.

Betriebsrat kündigt weitere Proteste an

Der Gegenwind dürfte garantiert sein. Nach Betriebsversammlungen kündigt der Betriebsrat weiteren Protest an. Gefordert wird eine Rückführung aller Beschäftigten unter den Caritas-Kollektivvertrag: „Eine Caritas, ein Kollektivvertrag. Es steht die ganze Belegschaft hinter uns“, sagt Wurzer. Bei gleicher Arbeit müsse der Lohn für alle gleich gut sein. Die Caritas müsste dann aber allen mehr zahlen – also auch den 160 schon jetzt bei „magdas“ beschäftigten Frauen.