Politik

Streit wegen „Islam“ im Zeugnis

Ab sofort steht wieder „Islam“ als Religionsbekenntnis im Zeugnis. Streit gibt es jetzt zwischen Bildungsministerium und -direktion, weil Zeugnisse wegen der späten Lösung neu gedruckt werden müssen.

Vorausgegangen war ein Streit mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) über die Bezeichnung des Religionsbekenntnisses im Schulzeugnis. Kurz vor Schulschluss kam es nun zum Kompromiss, so Bildungsministerin Iris Rauskala in „Österreich“ (Sonntag-Ausgabe). Nun gibt es als Religionsbekenntnis „islamisch (IGGÖ)", islamisch (SCHIA)“ sowie „ALEVI“. Allerdings müssen aufgrund der späten Lösung bereits ausgestellte Zeugnisse neu ausgedruckt werden.

Zeugnisse müssen neu gedruckt werden

Haken an der Sache: Das Kultusamt teilte dies erst Anfang der Woche dem Bildungsministerium auf dem Dienstweg mit. Zu diesem Zeitpunkt fanden in den östlichen Bundesländern bereits die Notenkonferenzen statt. Am 18. Juni wurden die Bildungsdirektionen informiert, am 19. folgte ein Rundschreiben des Ministeriums.

Klassenlehrer bzw. Klassenvorstände, die bereits unmittelbar nach den Konferenzen die Zeugnisse ausgestellt haben, müssen diese nun neu ausdrucken. Das wiederum sorgte für Kritik der Sozialdemokratischen Gewerkschafter: Das Ministerium sorge „durch diese allzu späte Weisung für einen administrativen Mehraufwand, der sich gewaschen hat“, hieß es in einer Aussendung. Diese müsse daher sofort zurückgezogen werden.

Ministerium: Probleme nur in Wien bekannt

Im Bildungsministerium weist man dies zurück: Man könne das entsprechende Schreiben des Kultusamts erst weitergeben, nachdem man es erhalten habe. Die Information an die Bildungsdirektionen sei außerdem bereits unmittelbar danach erfolgt – und außer in Wien habe man nirgendwo von Problemen erfahren.

„Es ist für mich unverständlich und mehr als bedauerlich, dass die Wiener Bildungsdirektion den Lehrern diesen Mehraufwand zumutet“, so Rauskala in einer Stellungnahme. „Ich erinnere daran, dass vor einem halben Jahr bei einer ähnlichen rechtlichen Situation es auch die Wiener Bildungsdirektion war, die die Umstellung nicht rechtzeitig weitergegeben hat.“

Bildungsdirektor weist Kritik zurück

Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer wehrt sich gegen die Kritik. „Tatsache ist, dass die Bundesvorgabe sehr spät erfolgt ist“, so Himmer in einer Stellungnahme. Dies bedeute einen erheblichen Mehraufwand für die Lehrkräfte, betonte der Bildungsdirektor. „Wenn die Frau Bildungsministerin den LehrerInnen diesen Mehraufwand ersparen möchte, müsste sie bereit sein, diese Vorgabe auch sofort zurückzunehmen.“

Ursprung der Causa: Die Glaubensgemeinschaft hatte kurz vor den Semesterferien protestiert, nachdem in manchen Schulnachrichten statt der Bezeichnung „Islam“ nur die eigene Abkürzung „IGGÖ“ stand. Für die Änderung verantwortlich war eine Empfehlung des beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamts. Grund dafür war, dass die Bezeichnung „islamisch“ als zu ungenau empfunden worden sei – vermutet wurde auch Druck vonseiten der „Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI)“.