Photovoltaik Anlage
Wien Energie/ Michael Appelt
Wien Energie/ Michael Appelt
Chronik

Testlauf für Photovoltaik in Krieau

100 Bewohner im „Viertel Zwei“ in der Wiener Krieau werden zu einer der ersten Energiegemeinschaften Europas. Sie verbrauchen und vermarkten in einem Testlauf für Wien Energie Strom, den Photovoltaik (PV)-Anlagen auf ihren Hausdächern erzeugen.

Was jetzt eine der ersten derartigen Aktionen in Europa ist, soll irgendwann einmal Standard werden: Hausbewohner produzieren im städtischen Raum Strom mit PV-Anlagen und verbrauchen ihn gemeinsam mit den Nachbarn. Überschüsse werden vermarktet. Für den Test in der Krieau wurden mehrere Wohnblocks ausgewählt. Bis Jahresende sollen Speicher und E-Ladestellen hinzukommen, sagte am Mittwoch Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.

Photovoltaik Anlage Viertel Zwei
Wien Energie/ Christian Hofer
Strom aus Photovoltaik im Viertel Zwei für 100 Menschen im Testbetrieb

Ein Drittel des Jahresbedarfs aus eigener Erzeugung

Bei Wien Energie geht man davon aus, dass die Teilnehmer wie beim klassischen Modell „PV im Mehrfamilienhaus“ rund ein Drittel ihres Jahresstrombedarfs über die Eigenerzeugung vom Dach decken und bis zu einem weiteren Drittel aus der Energiegemeinschaft beziehen können, je nach Verfügbarkeit eines Speichers. Ziel des Forschungsprojekts in der Krieau ist es, zu ermitteln, ob diese Annahmen auch tatsächlich zutreffen.

„Wir sind überzeugt, dass in Zukunft viele Energiegemeinschaften entstehen werden“, sagte Strebl. Oberstes Ziel sei es, Wien langfristig so gut es gehe CO2-frei zu machen. Für eine Laufzeit von fünf Jahren werde Wien Energie mehr als zwei Millionen Euro in das Innovationsprojekt investieren, das darüber hinaus auch vom Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert werde.

Rechtliche Grundlage für Einspeisung in Arbeit

Nicht selbst verbrauchter Strom soll in fernerer Zukunft auch an der Strombörse verkauft werden können. Dafür fehlt derzeit jedoch noch der rechtliche Rahmen, denn das EU-Clean-Energy-Package („Winterpaket“) ist noch nicht in nationales Recht umgesetzt. Was mit dem Ökostromgesetz im Mehrfamilienhaus rechtlich möglich geworden sei, solle mit dem Clean Energy Package der EU noch ausgedehnt werden, so Strebl: „Hier sehe ich für Energieanbieter wie uns eine große Chance. Wir können lokale Kommunen und Stadtviertel mit unserer Expertise unterstützen, wenn sie sich bei der Energieproduktion und der Weiterverwertung zusammentun wollen.“

Auf EU-Ebene wird derzeit zwischen Local Energy Communities und Renewable Energy Communities unterschieden. Energiegemeinschaften können also einzelne Häuserblocks sein, ganze Stadtviertel oder aber tatsächlich auch eigenständige Gemeinden oder Städte (auch geografisch disloziert), die sich als Energiegemeinschaft organisieren. Die exakten Kriterien werden derzeit von der Politik erarbeitet. Im Testbetrieb in der Krieau verteilen sich die teilnehmenden Bewohner auf mehrere Wohnblocks.

Nach einer erfolgreichen Pilotphase im Strom-Bereich soll im „Viertel Zwei“ parallel zu dem mehrjährigen Forschungsprojekt in die Energiegemeinschaft außerdem eine Wärme- und Kälteversorgung mit Komponenten wie Solarthermie, Wärmepumpen, lokalem Fernwärmenetz und Kältezentrale integriert werden.