Mit Sonnenbrille, Hut und Franziskaner-Habit ist Sandesh Manuel in seinen YouTube-Videos zu sehen. Der 39-Jährige tanzt vor Graffitiwänden, stapft lässig durch Schnee, fährt mit dem Motorrad durch grüne Landschaften oder parodiert mit der Luftgitarre Musikklassiker.
Aufnahmen im Tonstudio
„Ich bin tätig im Kloster, ich mache meinen Dienst, bin für alle Gebete da. Nur am Abend nehme ich mir ein bisschen Zeit für YouTube. Und am Wochenende – am Samstag ist mein freier Tag – mache ich viele Videos. Das geht ziemlich schnell“, erzählt Sandesh Manuel im Interview mit „Wien heute“.
Ein Pfarrer als Rapper
Sandesh Manuel ist Franzisikanermönch und auf Youtube ein Hit. 100.000 Schäfchen erreicht er im Internet mit Hits und Gags, die er meist samstags aufnimmt.
Seine Aufnahmen sind professionell gemacht, manchmal kommen sogar Drohnen zum Einsatz. Auch die Musik wird extra in einem Tonstudio aufgenommen. P. Sandesh hat schon mehr als 150 Songs geschrieben. Die besten produziert er auch als Musikvideos für YouTube: „Ich habe viele Freunde, die mitdenken, sie finden meine Idee gut, dass ich als Priester und Franziskaner solche Videos mache und sie unterstützen mich mit den technischen Sachen. Aber ich schneide meine Videos aus selbst.“
Studiert Gitarre in Wien
In manchen seiner Videos rappt der Franziskaner in einer indischen Sprache – weil er selbst aus Indien stammt. Seit fünf Jahren lebt der Geistliche aber in Wien im Kloster und studiert an einer Privatuniversität klassische Gitarre. Er ist auch als Maler aktiv und lädt regelmäßig zu Vernissagen.
Die Kirchenbesucher sehen ihn live oft in der Frühmesse der Franziskanerkirche. Auf YouTube erreicht er ein anderes Publikum. „Einige Leute haben am Anfang gemeint: Was machst du? Wir verstehen das nicht. Aber die, die nicht in die Kirche kommen, finden meine Videos richtig gut. Ich habe so viele gute Begegnungen.“ Der 39-Jährige hat auch Erfolg damit. Die Aufrufe steigen. Sein Cover des Coldplay-Hits „Fix You“ etwa wurde auf YouTube mehr als 100.000 Mal geklickt.
Priester erklärt „Oida“
Neben Musik macht auch Unsinn für den Franziskaner Sinn. In seinen Videos erklärt er seinen internationalen Fans etwa das Wort „Oida“ oder zeigt, wie er einen Boxautomaten auf dem Donauinselfest ausprobiert. „Die jungen Leute wollen lachen“, ist Sandesh Manuel überzeugt. „Und wenn jemand lächelt, hab ich das gerne.“
Doch was will der ungewöhnliche YouTuber eigentlich erreichen? Geldverdienen ist jedenfalls nicht sein Ziel. P. Sandesh: „Geld kommt und geht. Aber was bleibt ist Friede und Freude.“