Kindertransporte in der NS-Zeit
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Ausstellung

Schau erinnert an Kindertransporte in NS-Zeit

Mehr als 10.000 Kinder sind in der NS-Zeit vor der Ermordung gerettet worden, weil ihre Eltern sie rechtzeitig nach Großbritannien geschickt haben. 2.500 von ihnen waren aus Österreich. In der Urania erinnert jetzt die Ausstellung „Für das Kind“ an ihr Schicksal.

Einige von ihnen waren aus diesem Anlass auf Einladung des Jewish Welcome Service zu Besuch in Wien. Auch einige Angehörige der damals durch die Kindertransporte Geretteten kamen mit nach Wien. „Ich war zwölf, 13 Jahre alt, als ich davon erfahren habe. Meine Mutter gab mir das Tagebuch der Anne Frank und sagte, das hätte ich sein können“, sagte Lisa Fox, Tochter einer Überlebenden, im „Wien heute“-Interview.

Mit den Kindertransporten traten über 10.000 Kinder, die als „jüdisch“ im Sinne der Nürnberger Gesetze galten, zwischen Ende November 1938 und dem 1. September 1939 die Ausreise aus Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei und Polen nach Großbritannien an.

Ausstellung in der Wiener Urania zeigt Kindertransporte in der NS-Zeit
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Ausstellung in der Urania erinnert an die Kindertransporte zur Rettung jüdischer Kinder

Bis zum Alter von 17 Jahren

Wenige Tage nach dem Novemberpogrom am 9.auf 10. November 1938 hatte die britische Regierung die Einreisebestimmungen gelockert, und es erging ein Aufruf an die britischen Familien, Pflegekinder aufzunehmen. Es durften nun jüdische Kinder bis zum Alter von 17 Jahren einwandern, sofern ein Förderer oder eine Pflegefamilie für sie gefunden wurde.

Viele der Kinder erlebten die Rettungsaktion damals als Verlust, von heute auf morgen ihren Familien entrissen. „Es war in der Nacht, ich war komplett hysterisch, weil sie mich von meiner Großmutter trennen wollten“, sagte Eva Yachnes, die mit einem Kindertransport 1938 ihre Heimatstadt Wien verließ, gegenüber „Wien heute“.

Kindertransporte: Überlebende berichten

„Wien heute“-Redakteurin Nicola Corazza hat mit Überlebenden gesprochen, die eins mit den Kindertransporten gerettet wurden.

Ein Koffer und ein Handgepäck

Organisiert wurden die Kindertransporte aus Wien Ende November 1938 bis Anfang September 1939 von der Israelitischen Kultusgemeinde. Die Nazis verlangten Geld für die Ausreise, Großbritannien für die Einreise der Kinder. Für die Einreise in Großbritannien waren Garantiesummen für die Reise- und Umsiedlungskosten der Kinder von 50 Pfund (heute ca. 1.500 Euro) notwendig. Die Kinder sollten im Land verteilt werden, sie sollten eine Ausbildung erhalten und später zu ihren Familien zurückkehren.

Kindertransporte in der NS-Zeit
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Die Kindertransporte aus Wien wurden damals von der Israelitischen Kultusgemeinde organisiert

Den Abschiedstermin erfuhren die Eltern zwei bis 14 Tage vor der Abreise. Jedem Kind war erlaubt, einen Koffer, ein Handgepäcksstück und zehn Reichsmark mitzunehmen. Spielzeug war verboten und Wertsachen wurden beschlagnahmt. Die Kinder selbst wurden von den Eltern erst informiert, wenn die Abreise unmittelbar bevorstand. Es war den Eltern nicht erlaubt, die Kinder bis zum Bahnsteig zu begleiten.

In der Ausstellung in der Urania sind nun solche Gegenstände zu sehen, die die Kinder damals mitnahmen und mitbekamen. Bei vielen waren es Fotos, Briefe, Kinderbücher, einmal waren es Eislaufschuhe. Die Familien vieler damals geretteter Kinder überlebten nicht. Und viele Eltern haben das wohl auch geahnt, als sie ihren Kindern die Koffer gepackt haben.