Ein Mann hält einen Ziegel und steht dabei in einer Künette
Wien Energie
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Kultur

Überreste eines Zenturioquartiers entdeckt

Bei Grabungen in der Wiener Innenstadt ist diese Woche eine der Kommandozentralen des römischen Legionslagers gefunden worden. Damit sind die Stadtarchäologen der Rekonstruktion des römischen Lagers Vindobona wieder ein Stück näher.

„So ein Einblick in eine Künette hier, das ist ein Zeitfenster, das sich aufmacht, und dann kommt diese Vergangenheit heraus“, zeigt sich Karin Fischer-Ausserer von den Funden in der Bognergasse gegenüber dem Lokal „Zum Schwarzen Kameel“ begeistert. Bei Grabungsarbeiten für den Ausbau der Fernkälte wurden vergangene Woche Überreste einer römischen Kommandozentrale gefunden.

Leben auf 200 Quadratmetern

Die Leiterin der Stadtarchäologie erklärt, dass sich aus solchen Funden viel über das römische Vindobona ableiten lässt: „Wie haben die Menschen vor 2.000 Jahren gelebt, welche Infrastruktur stand ihnen zur Verfügung, wie war der Alltag konzipiert, wie haben sie gewohnt.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

Ein Archäologe arbeitet in einer Künette
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Funde wie hier am Graben sind eher selten
Ziegel in einer Hand
ORF
Auch Schmuck und Juwelen findet man in der Innenstadt kaum
Ziegel am Boden
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Hier befand sich das Lager der Soldaten
Mauerüberreste
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Die römischen Soldaten lebten eher spartanisch
Blick von oben in eine Künette mit römischen Ausgrabungen, ein Mann macht Fotos
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Die zivilen Bewohner des römischen Vindobona lebten am heutigen Rennweg
Mann hebt Ziegel hoch
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Mittlerweile kann man die Umrisse der ehemaligen Legionsstadt gut nachvollziehen
Männer schauen in eine Künette
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Bereits seit 150 Jahre werden Funde in Wien dokumentiert
Eine Künette im ersten Bezirk
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Das Lager bestand bis etwa 500 nach Christus

Die jetzigen Funde gehörten ursprünglich zum Quartier des Zenturios, eines Soldaten, der eine hundert Mann starke Einheit kommandierte. „Der Zenturio hat ein größeres Gebäude gehabt, in dem er gelebt hat – circa 200 Quadratmeter groß. Er hat eben etwas luxuriöser gelebt als die übrigen Soldaten, die zu acht in kleinen Kammern gelebt haben“, erklärt Stadtarchäologe Martin Mosser.

Unternehmen arbeiten mit Archäologen zusammen

Zwischen 100 und 500 nach Christus befand sich an der Donau das römische Lager Vindobona. Mittlerweile ergibt sich ein deutliches Bild des Lagers, sagt Mosser. „Seit über 150 Jahren werden in Wien archäologische Befunde dokumentiert, und wir haben im Lauf der Jahrzehnte die Kasernen und Gebäude dieses Legionslagers aus der Römerzeit rekonstruieren können.“

Der Fund überraschte Mosser nicht. Dass es in dem Gebiet solche Überreste gibt, ist bekannt. Erst im Mai wurden Teile eines römischen Tors nicht weit von der jetzigen Fundstelle entdeckt. Auch die Unternehmen wissen über die Besonderheiten bei Bauarbeiten in der Innenstadt Bescheid, wie Lisa Grohs, Pressesprecherin von Wien Energie sagt: „In so einem historischen Minenfeld muss man sehr sorgfältig arbeiten. Wir arbeiten sehr eng mit der Stadtarchäologie zusammen.“

Visualisierung des römischen Lagers
Stadtarchäologie Wien
So könnte das Soldatenlager in Vindobona ausgesehen haben

Kaum Schmuck in der Innenstadt

Die archäologischen Arbeiten verlaufen dann auch recht flott, die Funde werden dokumentiert und gesammelt, dann ist die Stadtarchäologie auch wieder weg. Der Wert ist für Leiterin Fischer-Ausserer aber immens: „Wenn man sich überlegt, dass vor 2.000 Jahren in Vindobona, dem römischen Wien, schon 35.000 Menschen gelebt haben – dann ist als Archäologe jede Information, die man bekommt, ein Geschenk.“

Auch wenn die Funde für den Laien wie gewöhnliche Ziegelsteine aussehen. Laut Mosser war das erst der zweite vergleichbare Fund: „Wir haben diese Kopfbauten noch nicht so oft gefunden in Wien.“ Schmuck und dergleichen findet man in der Innenstadt hingegen eher selten. Das zivile Lager befand sich am Rennweg. Keramikstücke und Tierknochen kämen aber auch im Legionslager immer wieder vor, genauso wie Waffenteile.