Politik

Parteinahe Vereine werden geprüft

Im Zuge der „Ibiza-Affäre“ überprüft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) aktuell 13 parteinahe Vereine. Der SPÖ-Donauinselfest-Verein „Wiener Kulturservice“ zahlt nun Geld zurück. Die ÖVP hat zwei Vereine aufgelöst.

Bei der SPÖ finden sich zwei auf der Liste – allen voran das „Wiener Kulturservice“. Dieser Verein tritt neben der SPÖ als Mitveranstalter des Donauinselfestes auf und wird jährlich mit 1,8 Mio. Euro Fördermitteln bedacht. Damit finanziert er das Donauinselfest und andere kleinere Events. Laut einem Rechnungshof-Rohbericht verwendete er aber auch Gelder für Parteiwerbung.

Bei dem zurückgezahlten Betrag handelt es sich allerdings nicht um Parteiwerbung, sondern um eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von 2.409 Euro. Das „Kulturservice“ hatte in den Jahren 2014 und 2015 für mehr als 200 für den Verein tätige Personen nicht überprüft, ob eine Anmeldung beim zuständigen Krankenversicherungsträger erforderlich gewesen wäre. Eine „engste Zusammenarbeit und Kooperation“ sei für die SPÖ prioritär, hieß es aus der Landespartei.

NEOS fordert Aus für Parteifest-Förderung

„Das ist ein eindeutiges Geständnis und vermutlich nur die Spitze des Eisbergs“, reagierte ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer auf die Rückzahlung am Donnerstag in einer Aussendung. Er sieht das „SPÖ-Vereinsnetzwerk“ bröckeln und zeigte sich verwundert, dass nicht gegen weitere SPÖ-Vereine ermittelt wird. Die NEOS forderten unterdessen überhaupt das Aus für die Förderung von Parteifesten, da es sich dabei seit Jahren um illegale Parteienfinanzierung handeln könnte.

ÖVP löste Vereine auf

Zwei Vereine aufgelöst hat die ÖVP schon Mitte Juni. Dabei handelt es sich zum einen um den „Heimatverein ProPatria – Für Niederösterreich“. Mehrere Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) waren dort tätig, Obmann war der ehemalige Spionageabwehr-Chef Bernhard P. Der Öffentlichkeit bekannt wurde der Verein auch im Zuge des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum BVT.

Dass der ehemalige Minister und Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel von 2014 bis 2016 Kassier bei „ProPatria“ gewesen sein soll, wie es im Auszug aus dem Vereinsregister steht, kann dieser nicht nachvollziehen. Blümel sei lediglich in den Anfangszeiten des Vereins, also rund um das Gründungsjahr 2004, als Student und vor seiner beruflichen Tätigkeit dort ehrenamtlich engagiert gewesen, hieß es. Jedwede spätere Aktivität „kann ausgeschlossen werden“.

Neben „ProPatria“ wurde auch ein weiterer ÖVP-Verein aufgelöst, die Online-Plattform „Verein zur Förderung bürgerlicher Politik“. Diese sei im Jahr 2016 gegründet worden, um das Image der ÖVP Wien zu verbessern, hieß es vonseiten Blümels. „Dieser Verein hatte niemals einen einzigen Cent Einnahmen. Es gibt nicht einmal ein Konto“, wies der Landesparteichef den Verdacht möglicher illegaler Parteifinanzierung zurück.

Was steckt hinter dem Verein „Wiener Kulturservice“

Nach der Ibiza-Affäre sind parteinahe Vereine und Großveranstaltungen in den Fokus geraten, etwa der Verein „Wiener Kulturservice“, der das Donauinselfest mitveranstaltet.

Justiz überprüft 13 Vereine

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft überprüft derzeit vorerst mögliche Geldflüsse an 13 parteinahe Vereine, wie die Rechercheplattform „Addendum“ unter Berufung auf einen Bericht des Bundeskriminalamts von Ende Juni berichtet. Konkrete strafrechtliche Vorwürfe gegen die Vereine bzw. deren Vertreter werden dem Bericht zufolge vorerst nicht erhoben. Als Basis für diese Beurteilung dienen offenbar Medienberichte. Alle genannten Vereine sind entweder rund um die Ibiza-Affäre oder zuvor medial im Gespräch gewesen.

Bei der ÖVP geht es um fünf Vereine, bei der FPÖ um sechs Vereine, darunter jene rund um Kurzzeit-Finanzreferent Markus Tschank sowie den ORF-Stiftungsrat Markus Braun. Auf der Liste stehen unter anderem das auch Verteidigungsministerium mit Geld bedachte „Institut für Sicherheitspolitik“, die Vereine „Austria in Motion“, „Wirtschaft für Österreich“ und „Patria Austria“ sowie ein Personenkomitee für Ex-FP-Chef Heinz-Christian Strache.