Religion

Sektenbericht: Fragen zu Gurus und Heilern

Die Anfragen an die Bundesstelle für Sektenfragen sind im Vorjahr wieder gestiegen, die meisten Anfragen kamen aus Wien. Am häufigsten wurden in Wien Fragen zu Angeboten von Esoterikern, Gurus und Wunderheilern gestellt.

„Am Beginn vor 20 Jahren waren es sicher noch diese großen Gemeinschaften. Man hat da noch so eine Liste gehabt, da waren die da drauf. Das waren die Bösen und das andere waren die Guten“, erklärte die Psychologin Ulrike Schiesser von Bundesstelle für Sektenfragen gegenüber „Wien heute“. Aktuell gäbe es viele kleinere und daher schwerer zu erfassende Gemeinschaften in den Bereichen Esoterik und Energetik.

Verstärkt Anfragen habe es im vergangenen Jahr auch zu jenem Energetiker gegeben, der für einen Schutzring ums Krankenhaus Nord knapp 100.000 Euro kassierte. „Wir haben vom Herrn Fasching auch vorher schon Anfragen gehabt. Der ist durchaus schon lange wirksam und war auch im Jahr 2012 sehr aktiv, wo es um die Weltuntergangsängste gegangen ist. Ist uns nicht unbekannt“, sagte Schiesser.

Anfragen bei Sektenberatungsstelle gestiegen

Gurus, Wunderheiler, Esoteriker – die Bundesstelle für Sektenfragen verzeichnet mehr Anfragen als in den Jahren davor, die meisten kommen aus Wien.

Angehörige ersuchen um Hilfe

Zuletzt war die Bundesstelle für Sektenfragen etwa mit einer Wanderausstellung in Margareten beschäftigt. Bei freiem Eintritt konnte die von CCHR Österreich veranstaltete Ausstellung besucht werden, einer Organisation, die von Scientologen gegründet wurde.

„Heilungsangebote sind häufig und dann gehts auch um kleinere Gurugemeinschaften, neue religiöse Bewegungen, aber auch Verschwörungstherorien“, so Schiesser. Österreichweit kommen die meisten Anfragen aus Wien. Oft bemühen sich nicht die Betroffenen selbst um Hilfe, sondern deren Angehörige. Als Brandbeschleuniger bei der gesteigerten Suche nach Orientierung fungiere das Internet. Profesionell aufbereitete Fake News sind, so die Beratungstelle, nicht mehr von korrekter Info zu unterscheiden.

Medienanfrage wegen Staatsverweigerern

Die meisten Medienanfragen an die Bundesstelle betrafen die sogenannten Staatsverweigerer. Dieser Bereich, Angebote aus der Esoterikszene und weltanschaulich bzw. ideologisch begründeter häuslicher Unterricht waren die Hauptthemen der mehr als 80 Medienanfragen an die Bundesstelle.

Im Bereich der Staatsverweigerer richtete sich der Fokus 2018 besonders auf den „Staatenbund Österreich“. Der Prozess in Graz gegen 14 Mitglieder rückte dieses Phänomen in den Mittelpunkt. Neben den Motiven der Anhänger dieser Bewegung bestand großes Interesse an gesamtgesellschaftlichen Ursachen und Auswirkungen.

Dem aktuellen Bericht zufolge fand auch die #MeToo-Bewegung Eingang in die religiöse und weltanschauliche Szene, weil Frauen ihre negativen Erfahrungen mit spirituellen Lehrern und Meistern öffentlich machten.