Tatort am Hauptbahnhof
APA/Herbert Neubauer
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Chronik

Mann erstach Schwester: Nicht schuldfähig

Der 21-jährige Spanier, der in der Nacht auf den 15. Jänner im Wiener Hauptbahnhof seine Schwester erstochen haben soll, wird sich nicht wegen Mordes vor Geschworenen verantworten müssen. Er sei zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig gewesen.

Das ist das Ergebnis eines psychiatrischen Gutachtens. Demzufolge war er damit auch nicht schuldfähig, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, mit. Wie Bussek am Dienstag erklärte, ist der von der Staatsanwaltschaft beigezogene psychiatrische Sachverständige zum Schluss gekommen, dass der 21-Jährige unter dem Einfluss einer geistig-seelischen Abartigkeit höheren Grades gehandelt hat.

Ihm kann daher nicht vorgeworfen werden, die 25-Jährige vorsätzlich getötet zu haben. Stattdessen hat die Anklagebehörde beim Landesgericht für Strafsachen nach Paragraph 21 Absatz 1 StGB einen Antrag auf Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingebracht.

Polizisten stehen vor einem Absperrband am Hauptbahnhof
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Die Tat spielte sich im zweiten Untergeschoss des Hauptbahnhofs ab

Termin für Verhandlung noch offen

Der Psychiater hält die – zeitlich unbefristete – Anhaltung des 21-Jährigen im Maßnahmenvollzug für erforderlich, sollte ein Schwurgericht zum Schluss kommen, dass er die Bluttat am Hauptbahnhof begangen hat. Ohne die im Maßnahmenvollzug gewährleistete therapeutische Behandlung wäre nach Ansicht des Psychiaters zu befürchten, dass der 21-jährige aufgrund seiner hochgradigen psychischen Erkrankung wieder Straftaten mit schweren Folgen begehen wird. Termin für die Gerichtsverhandlung gibt es noch keinen.

Kameras hatten den jungen Mann gefilmt, wie dieser am Hauptbahnhof auf seine leibliche Schwester losging, die gemeinsam mit einer Adoptivschwester nach Wien gekommen war. Die Frauen hatten sich um den 21-Jährigen gesorgt, nachdem er im Internet mit kruden Jesus-Fantasien aufgefallen war, und wollten mit ihm reden. Als der Spanier die beiden zunächst in der Kassenhalle bemerkte, lief er davon. Sie folgten ihm bis ins zweite Untergeschoss, wo der 21-Jährige seinen Rucksack abstellte und ein Küchenmesser zog. Als sich die 25-Jährige ihm näherte, stach der 21-Jähriger zu.

„Manche glauben, ich bin Gott“

Die Bluttat spielte sich vor den Augen mehrerer unbeteiligter Zeugen ab. Acht Security-Mitarbeiter der ÖBB fixierten den Tatverdächtigen am Boden und leisteten der Frau Erste Hilfe. Auch alarmierte Einsatzkräfte von Polizei und Berufsrettung versuchten die 25-Jährige zu reanimieren, jedoch vergeblich. Sie starb noch am Tatort. Nach seiner Festnahme tätigte der Mann Aussagen („Manche glauben, ich bin Gott“), die schon damals an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln ließen.