Ein kahler Jungbaum vor einem Gebäude
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Zukunft Stadtbaum
Umwelt

Kritik am Absterben junger Stadtbäume

Die Initiative „Zukunft Stadtbaum“ übt heftige Kritik am Wiener Stadtgartenamt und Wiener Wohnen. Der Vorwurf: Die beiden Institutionen würden sich nicht ausreichend um die Pflege von Jungbäumen kümmern. Die Stadt sieht das anders.

Wien zählt derzeit mehr als 480.000 Bäume, etwa 70.000 davon befinden sich rund um Gemeindebauten. Das reicht der Stadt aber nicht, es wird weiterhin in die Begrünung Wiens investiert. Generell sei das zu begrüßen, heißt es dazu am Montag von der Initiative „Zukunft Stadtbaum“ – allerdings müsse man sich mit dem Thema kritischer auseinandersetzten.

Kritik: Teuer neu pflanzen statt gießen

In Wien stünden Fassadenbegrünungen, Wanderbäume und Nebelduschen samt PR-trächtiger Namensgebung („Sommerspritzer“) ganz oben auf der Maßnahmenliste, dabei gebe es Mängel bei der Pflege des vorhandenen Baumbestandes. Die Vorwürfe im Detail: Mitinitiator und Forstwirt Alexander Mayr-Harting sagte auf Radio Wien: „Wir beobachten schon seit sehr vielen Jahren, dass regelmäßig Jungbäume absterben.“ Die Jungbäume würden vertrocknen, „weil sie während der heiklen Anwuchsphase (zwei bis drei Jahre) nicht bzw. zu wenig gegossen werden“.

Ein kahler Jungbaum vor einem Gebäude
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Zahlreiche Jungbäume verlieren schon im Sommer ihre Blätter

Viele mit der Anwuchspflege beauftragten Gartenbauunternehmen würden lieber „alle paar Jahre neu pflanzen anstatt einige Monate hindurch konsequent zu gießen und zu pflegen“, so die Kritik des Vereins. Vertraglich fixierte Pflegevereinbarungen existierten offenbar nicht. Die Kosten für eine Nachpflanzung beziffert der Verein je nach Baumart und Größe mit 500 bis 1.000 Euro.

Stadtgartenamt: Jungbäume werden intensiv gegossen

Wiener Wohnen, das für die Grünflächen in Gemeindebauten zuständig ist, bezeichnet die Anschuldigungen als „ungerechtfertigt“, die Jungbäume würden sehr wohl gegossen. Man biete den Bäumen die besten Voraussetzungen, was angesichts der aktuellen Temperaturen nicht einfach sei. Die klimawandelbedingte Hitze in der Stadt macht aber auch jungen Bäumen zu schaffen.

Seitens des Wiener Stadtgartenamtes heißt es, dass Baumpflanzungen in der Stadt generell ein schwieriges Thema seien. Joachim Chen von den Wiener Stadtgärten erklärte: „Jungbäume werden von uns besonders in den ersten drei Jahren bewässert. Entweder es gibt eine automatische Bewässerungsanlage oder wir bewässern sie händisch.“ Witterungsabhängig wird mindestens ein Mal pro Woche händisch gegossen. Dabei werden täglich rund 240.000 Liter Wasser angebracht. Bis zu 100 Personen sind bei den Wiener Stadtgärten ausschließlich für die Baumbewässerung im Einsatz, heißt es.

Man könne einen Stadtbaum nicht wie einen Baum in einem Garten pflegen, setze aber alles daran, passende Bedingungen für die Bäume zu schaffen.