„Wir haben so viele Ärzte wie niemals zuvor in der Zweiten Republik und gleichzeitig einen Mangel an Ärzten in der öffentlichen Versorgung“, sagte Hacker im Radio-Wien-Interview. Man müsse darüber nachdenken, ob Ärzte nach der Ausbildung ganz einfach eine Wahlarztpraxis aufmachen können oder ob man das nicht besser regeln könne, dass eben auch mehr Kassenpraxen besetzt werden. Zunächst hatten mehrere Zeitungen über die Forderungen berichtet.
Kritik von Ärztekammer
„Wenn immer mehr junge Ärzte, die mit Studium fertig sind, aus dem öffentlichen Versorgungssystem ausscheren und in die Privatordination gehen und dort die Patienten aus der eigenen Tasche zahlen müssen, dann können wir nicht einfach so weitermachen“, so der Gesundheitsstadtrat.
„Wir haben massive Versorgungsprobleme, die sich aber jetzt erst schön langsam abzeichnen. Wir werden in den nächsten Jahren noch größere Versorgungsdefizite bekommen“, stimmt Patientenanwalt Gerald Bachinger den Ausführungen Hackers zu. Der Vorschlag sei sinnvoll. Er fordert: „Wir müssen schon beim Studium darauf schauen, dass in Bereichen, wo man die Ärzte braucht, Schwerpunkte gesetzt werden.“
Hacker versteht seine Wortmeldung als Denkanstoß, er sei jedenfalls optimistisch, dass Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse das Problem erkennen werden und für konstruktive Lösungen offen seien. Das scheint vorerst aber Wunschdenken: „Wahlärzte auszugrenzen bedeutet, dass man Ärztinnen und Ärzte mit Zwangsmaßnahmen zu einer Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitssystem zwingen möchte, egal, ob sie wollen oder nicht“, so Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres in einer Aussendung.
Verpflichtung für öffentliche Versorgung
„Wenn in manchen Regionen Österreichs schon 60, 70 Prozent der Frauen zum Wahlarzt gehen müssen, wenn sie eine normale Routine-gynäkologische Untersuchung brauchen, dann passt was nicht im System“, konterte Hacker. „Der Arztberuf ist ein sehr beschützter Beruf, beschützt vor dem großen Wettbewerb – und das ist auch gut so.“ Hacker weist jedoch darauf hin, dass damit die Verpflichtung einhergehe, die öffentliche Versorgung flächendeckend aufrecht zu erhalten.
Hacker will Änderungen für Wahlärzte
Kommen bald Einschränkungen für junge Wahlärzte in Wien? Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will die Jungärzte in die Pflicht nehmen, damit es genug Kassenpraxen gibt.
Ein Lösungsvorschlag wäre eine Kontingentlösung wie in Deutschland. „Da kann nicht jeder Arzt, der in einem Spital beschäftigt ist, gleichzeitig eine Wahlarztordination aufmachen“, so Hacker. Der Vizepräsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart, fordert stattdessen, Wahlärzte besser in die öffentliche Versorgung miteinzubinden, denn aktuell sei „eine Versorgung ohne die mehreren Tausend Wahlärzte in Wien undenkbar“.