Die Heckflosse eines Laudamotion A320-Flugzeugs
APA/Robert Jäger
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Wirtschaft

Kündigungen von Lauda-Piloten vom Tisch

Die angedrohten Kündigungen von Piloten der Fluglinie Lauda sind vom Tisch, auch allfällige Kampfmaßnahmen: Belegschaftsvertreter und Unternehmen haben zu den strittigen Arbeitszeit- und Urlaubsfragen Montagabend eine Einigung erzielt.

Lauda-Betriebsratsvorsitzender Sandro Mayer sprach am Montagabend gegenüber der APA von einem „akzeptablen Ergebnis“, mit dem es gelinge, die Arbeitsplätze zu sichern. Das Unternehmen habe in zwei wesentlichen Punkten „nachgebessert“: der Frage einer einseitigen Vergabe des Urlaubs und zur 850-Stunden-Regelung.

Einerseits hatte die Ryanair-Tochter eine Regelung angepeilt, dass nach Erreichen des gesetzlichen Höchstlimits von 900 Flugstunden im Jahr Betroffene automatisch in den Urlaub geschickt werden können. Dazu habe man sich nun „auf ein anderes Wording“ verständigt, sagte Mayer.

Zweitens wollte das Unternehmen mindestens 850 Flugstunden im Jahr verlangen, sonst hätte eine Reduzierung der monatlichen freien Tage von zehn auf sieben gedroht. Hier sei im Sinne eines internen operations manual nachgebessert worden, mit dem Resultat einer tragbaren Lösung.

Nachbesserungen wurden großteils akzeptiert

Diese Nachbesserungen seien am Montag in den drei abgehaltenen Betriebsversammlungen der Belegschaft vorgestellt worden – die Mehrheit der insgesamt 125 Piloten habe die sie betreffenden Punkte angenommen. Nun gehe man davon aus, dass das Unternehmen Wort halte und die im Raum stehenden 30 Kündigungen von Piloten vom Tisch seien, sagte Mayer. Der Betriebsrat habe nun das Placet, den entsprechenden Zusatz zum Lauda-Kollektivvertrag, zu unterfertigen; der KV-Zusatz habe den Charakter einer Betriebsvereinbarung.

Zu Störungen des Flugbetriebs in Wien-Schwechat ist es am Montag durch die Betriebsversammlungen nicht gekommen, da diese gestaffelt organisiert waren, sagte eine Laudamotion-Sprecherin am Abend. Zu den offenen Fragen zwischen Unternehmen und Belegschaftsvertretung gebe es kein offizielles Statement.

Ryanair stehen im Spätsommer Streiks in gleich mehreren Ländern ins Haus. Die britischen Piloten stimmten bereits über Kampfmaßnahmen ab, dort wird an fünf Tagen, am 22. und 23. August sowie von 2. bis 4. September gestreikt. In Irland und in Portugal wird mit Streiks gedroht.

Gewerkschaft will Branchenkollektivvertrag

Eine Sprecherin der Gewerkschaft vida sprach am Montag, bevor es zu einer Einigung kam, von einer „Erpressung“ der Unternehmensführung. Die Gewerkschaft und der Lauda-Betriebsrat stellten klar, sich rechts- und sozialwidrige Einschnitte nicht gefallen zu lassen.

Der Konflikt zwischen Ryanair-Management und Betriebsrat hat auch die Diskussion um einen Branchen-KV in der Luftfahrt wieder angeheizt. Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit hat Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer einen Brief geschrieben, in dem er einen solchen fordert.

Laudamotion: Weiterhin Streit mit Ryanair

Die Betriebsversammlungen dauern an, eine Einigung ist nicht in Sicht. Ryanair will sparen, droht mit polnischen Leihpiloten. Die Gewerkschaft vida fordert einen einheitlichen Kollektivvertrag für Airlines.

Die in Wien ansässigen Airlines lieferten sich einen „erbitterten Preiskampf auf Kosten der Bordbelegschaften“, so Hebenstreit laut einer Aussendung Montagfrüh. „Das Unternehmen droht unverhohlen damit, MitarbeiterInnen zu kündigen, wenn nicht seitens des Betriebsrates eindeutig gesetzeswidrige Forderungen des Managements akzeptiert werden“, kritisierte der vida-Vorsitzende.

Kammer befürchtet Abwanderung

Die Wirtschaftskammer befürchtet, dass ein einheitlicher Kollektivvertrag ausländische Airlines zur Abwanderung aus Österreich veranlasst. Hebenstreit sieht das nicht so: „Es gibt auch andere Branchen im Verkehrsbereich, wie den Speditionsbereich oder Eisenbahnsektor, der grenzüberschreitend tätig ist, und trotzdem gibt es Kollektivverträge“, sagte der Gewerkschafter im Ö1-Morgenjournal am Montag.