Bröckelnde Fassade, Risse in der Wand, undichtes Dach. Das Gebäude des Volkskundemuseums, das Palais Schönborn im achten Bezirk, benötigt eine Renovierung, so Direktor Matthias Beitl im Gespräch mit wien.ORF.at. „Wenn nicht in zwei bis drei Jahren etwas Konkretes unternommen wird, sehe ich schwarz für die Zukunft des Gebäudes.“ Er wünscht sich Gespräche mit der Stadt Wien und dem Bund und eine klare Willensbekundung, das Gebäude und das Museum in die Zukunft zu führen.
„Museum selbst für Instandhaltung zuständig“
Das Museum mietet das Palais seit knapp 100 Jahren. Dementsprechend alt ist auch die Mietvereinbarung: Das Museum zahlt für das Palais einen „Anerkennungszins“ von 7,32 Euro einmal pro Jahr sowie die anfallenden Betriebskosten. Seit Mitte der 1950er Jahre steht im Mietvertrag auch, dass das Museum für die Erhaltung des Gebäudes verantwortlich ist. Genau darauf verweist die Eigentümerin des Palais, die MA 34, zuständig für Bau und Gebäudemanagement: Das Museum sei dieser Pflicht der Instandhaltung „nicht nachgekommen“, heißt es.
Laut Museumsdirektor Beitl tue der Trägerverein des Museums alles Mögliche aus seinem laufenden Budget, um den Zustand des Gebäudes zu erhalten. „Das Geld für Sanierungsarbeiten muss dann von den Inhalten für das Museum abgezogen werden, das ist auch nicht Sinn der Sache.“
Ein Konzept für einen Aus- und Umbau wurde mit Michael Ludwig, damals noch SPÖ-Wohnbaustadtrat, heute Bürgermeister, erstellt. „Die Umsetzung wartet derzeit auf den politischen Willen“, so Direktor Beitl. In dem Plan war es angedacht, zusätzlich zur Sanierung, auch das universitäre Institut für Europäische Ethnologie im Palais Schönborn anzusiedeln. Das Projekt „Campus Alltagskultur“ sei schon fertig geplant, die Kosten schätzt Beitl auf 16 Millionen Euro.
Das Volkskundemuseum verfällt
Das Volkskundemuseum in der Josefstadt verfällt langsam. Das Dach ist undicht, die Fassade bröckelt. Aber wer soll das bezahlen? Der Betreiberverein sagt, dafür kein Geld zu haben. Bei der Stadt heißt es, dass der Verein dafür aber zuständig sei.
Keine Unterstützung von MA 7
Auch bei der MA 7 (Kultur und Wissenschaft) gibt es keine Unterstützung für das Museum: Museen der Stadt Wien hätten hier Vorrang, heißt es von der Pressestelle. Der Bund, der die Hälfte der Personalkosten des Museums für Volkskunde stellt, verweist auf die Wahlen im Herbst: Die Entscheidung, ob das Museum mehr Unterstützung bekommen soll, „wird die nächste Bundesregierung zu treffen haben“.